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Der vierzehnte Stein

Der vierzehnte Stein

Titel: Der vierzehnte Stein
Autoren: Fred Vargas
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der zustimmend nickte.
    »Wir haben bereits die Analyse vorgenommen. Der Vergleich wird ausreichen, um die Anschuldigung festzuklopfen.«
    »Probe wovon?« fragte Adamsberg.
    Sanscartier riß dem Kommissar ein Haar vom Kopf.
    »Davon«, sagte er. »Sie sind verräterisch, die Haare. Sie fallen runter wie rote Blätter. Aber wir mußten sechs Kubikmeter Esti von Schiete wegbaggern, um welche zu finden. Kannsta dir das vorstellen? Sechs Kubikmeter für ’n paar Haare. Das ist, als würde man ’ne Nadel in einer Fuhre Heu suchen.«
    »Du brauchtest doch keine. Ihr hattet meine Fingerabdrücke auf dem Gürtel.«
    »Aber nicht seine.«
    »Wessen, seine?«
    Sanscartier wandte sich Danglard zu, die Stirn über seinen Guter-Mensch-Augen gerunzelt.
    »Weiß er denn nichts davon?« fragte er. »Hast du ihm etwa weiter die Grütze raustropfen lassen?«
    »Solange wir keine Gewißheit hatten, konnte ich nichts sagen. Ich mag keine falschen Hoffnungen.«
    »Aber gestern abend, Criss! Da hättest du’s ihm doch sagen können!«
    »Gestern abend hatten wir eine Dreschung.«
    »Und heute morgen?«
    »Einverstanden, ich hab sie ihm raustropfen lassen. Acht Stunden.«
    »Du bist ein verfluchter Schumm«, brummte Sanscartier. »Warum hasta ihn angetrottelt?«
    »Damit er im Innersten erfährt, was Raphaël durchgemacht hat. Das Erschrecken vor sich selbst, das Exil und die ihm verbotene Welt. Das war nötig. Acht Stunden, Sanscartier, das ist wohl nicht zuviel, um bei seinem Bruder anzukommen.«
    Sanscartier wandte sich Adamsberg zu und klopfte mit seiner Probenschachtel auf den Tisch.
    »Die Haare von deinem Teufel«, sagte er. »Die sich in sechs Kubikmeter verfaultem Laub herumtrieben.«
    Augenblicklich verstand Adamsberg, daß Sanscartier dabei war, ihn aus dem trägen Schlamm des Pinksees an die Oberfläche und damit an die frische Luft zu hieven. Denn er hatte Danglards und nicht Lalibertés Anweisungen befolgt.
    »Das war nicht ohne«, sagte Sanscartier, »weil ich alles außerhalb der Dienstzeiten machen mußte. Abends, nachts oder im Morgengrauen. Und ohne daß der Boß mich schnappt. Dein Capitaine hat sich die Nägel weggeschrunzt vor Sorge, diese Sache mit den weichen Beinen, und das gleich nach dem Ast, konnte er einfach nicht glauben. Ich habe mich mal kundig gemacht auf dem Pfad und die Stelle gesucht, wo du grubbern warst. Ich bin wie du von der Schleuse aus losgegangen, die Zeit, die du gesagt hattest. Im Umkreis von ungefähr hundert Metern hab ich alles abgesucht. Ich hab junge abgebrochene Zweige gefunden und durcheinandergeschmissene Steine, genau gegenüber der Baustelle. Die Jungs hatten das Feld ja bereits geräumt, aber die Ahornpflänzlinge lagen noch da.«
    »Ich hatte gesagt, daß es in der Nähe der Baustelle war«, sagte Adamsberg, heftig atmend.
    Er hatte die Arme verschränkt, seine Finger verkrallten sich in den Ärmeln, während seine Aufmerksamkeit ganz auf die Worte des Sergent gerichtet war.
    »Also, da war kein einziger niedriger Ast in der ganzen Gegend, mein Schumm. Das jedenfalls hat dich nicht in die Sterne gepfeffert. Woraufhin dein Capitaine mich beauftragt hat, den Nachtwächter zu suchen. Das war der einzig mögliche Zeuge, verstehsta?«
    »Ich verstehda, aber hastan auch gefunden?« fragte Adamsberg, dessen steifgewordene Lippen die Worte nur mit Mühe formten.
    Danglard hielt den Kellner an und bestellte Wasser, Kaffee, Bier und Croissants.
    »Criss, das war nun ziemlich vertrackt. Ich hab gesagt, ich würde mich nicht wohl fühlen, damit ich die GRC verlassen und mich bei der Stadtverwaltung erkundigen konnte. Denksta. Die Bundesbehörde hatte sich nämlich drum gekümmert. Ich mußte also bis nach Montreal rauf, um den Namen des Unternehmens herauszufinden. Ich sag dir, Laliberté hatte von meinen dauernden Krankheiten allmählich die Nase voll. Und dann dein Capitaine, der mir am Telefon so richtig Feuer unterm Arsch machte. Schließlich aber hatte ich den Namen des Wächters. Er arbeitete auf ’ner Baustelle oberhalb des Ottawa River. Ich habe noch mal um Urlaub gebeten, um hinzufahren, und da dachte ich wirklich, der Surintendant würde gleich aus den Schuhen hüpfen.«
    »Und war der Wächter dort?« fragte Adamsberg und trank in einem Zug sein Glas Wasser aus.
    »Keine Sorge, ich hab ihn in seinem Pick-up bei den Nüssen gekriegt. Aber ihn auspacken zu lassen war noch ’ne andere Sache. Er machte einen auf Oberprotz und hat mir zuerst geballte Schmonzetten erzählt. Also hab
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