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Der versoffene Papagei

Der versoffene Papagei

Titel: Der versoffene Papagei
Autoren: Alexander Borell
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hineingehen. Kommen Sie, Mister Detektiv! Ich glaube, es ist jetzt Zeit, daß wir was trinken.«
    Da ich dieser Meinung schon längst war, folgte ich ihm ins Haus hinein. Ich ließ mich in der Halle in einen Sessel fallen, sprang aber gleich wieder auf. Es sitzt sich schlecht auf einem nassen Hosenboden.
    Die Halle war nach der Terrasse zu offen. Sie war groß genug, um vier Lastwagen darin unterzustellen. Den Boden bedeckte ein lindgrüner Teppich, der von einer Wand zur anderen reichte, und die Wände zierten Fotos von Arthur C. Murchison in seinen verschiedenen Rollen. Neben dem Kamin, der aussah, als habe noch nie ein Feuer darin gebrannt, stand ein Fernsehgerät, und die gegenüberliegende Seite verunstaltete eine mit gelbem Schweinsleder bezogene Klubgarnitur.
    Der ganze Raum wirkte uneinheitlich und so geschmacklos wie das ganze Haus.
    Ein Diener in schwarzer Hose und blau-weiß gestreifter Weste rollte eine Hausbar herein. Er fragte mich nach meinen Wünschen.
    »Danke«, sagte ich, »ich bediene mich selbst.«
    Als er verschwunden war, schenkte ich mir ein Glas halb voll Bourbon und tat ein Stückchen Eis hinein. Es war genau das, was mir seit über einer Stunde gefehlt hatte.
    Eine Viertelstunde später erschien Murchison . Er trug, wie ich, einen hellgrauen Anzug, der nur von einem hervorragenden Schneider stammen konnte. Außerdem schien er sich in ein Korsett gezwängt zu haben. Er wirkte nicht mehr fett und schwabbelig, sondern massiv und brutal, wie ich ihn von seinen Filmrollen her kannte. Sein graumeliertes Haar duftete nach einem aromatischen Pflegemittel.
    Er trat neben mich an die Bar und starrte sekundenlang geistesabwesend auf die Flaschen.
    »Ich brauche was Anregendes«, brummte er, nahm ein Glas, goß einen Teil weißen französischen Wermuts hinein und fügte vier Teile Gin hinzu. Dann trank er seinen Dry Martini auf einen Zug aus und begann sofort, sich das gleiche noch einmal zu mixen.
    »Ohne Olive und ohne Zwiebel«, sagte er. »Dann sind wir uns jetzt also einig, nicht? Zwanzig pro Abend.«
    »Ja«, sagte ich. »Wir sind uns einig. Dreißig.«
    »Hölle noch mal!« feixte er. »Sie sind ein zäher Braten und für mich ziemlich schwer verdaulich. Es gibt auch noch andere Detektive hier in der Gegend, und schließlich ist es doch eine gute Reklame, wenn man für mich arbeiten darf.«
    »Aber eine desto schlechtere, wenn man Sie mir sozusagen vor der Nase umbringt, nicht wahr? Das muß ich im Preis mit einkalkulieren. «
    Er kippte seinen zweiten Martini, schüttelte sich, mixte sich den dritten, und sein Gesicht begann sich ein wenig zu röten.
    »Können Sie mir garantieren, daß nichts passiert, wenn Sie die Sache in die Hand nehmen?«
    »Das ist in meinem Beruf nicht üblich«, klärte ich ihn auf. »Garantien übernimmt kein Detektiv. Daß Alan Delano Bray mich Ihnen empfohlen hat, müßte als Garantie genügen.«
    Er zog nun schweigend sein Scheckbuch aus der Tasche, schrieb einen Scheck über dreihundert Dollar aus, und während er ihn mir reichte, sagte er:
    »Für die ersten zehn Abende. Wir werden dann weitersehen.«
    Ich steckte den Scheck ein.
    »Außerdem bekomme ich meine Spesen ersetzt, und pro Meile dreißig Cent für meinen Wagen. Das wäre dann wohl alles. Ich werde heute abend im Theater sein.«
    Er hielt mir die Hand hin, an der ich einen Siegelring vom Format einer Streichholzschachtel entdeckte, zog aber dann die Hand wieder zurück.
    »Ein Vorschlag, Veramonte «, sagte er, »wir könnten jetzt gleich miteinander essen und dann zusammen nach Pasadena fahren. Einverstanden?«
    Während er den vierten Martini in sich hineingoß , schaute er mich von der Seite über sein Glas hinweg an. Ich dachte an Tante Elenas Pasta asciutta , aber ich fragte ihn:
    »Wer will Sie eigentlich hier in Ihrem Hause umbringen?«
    Er öffnete überrascht den Mund, schien es sich dann aber anders zu überlegen.
    »Wieso?« fragte er. »Wie kommen Sie darauf?«
    Ich machte eine Handbewegung zur Terrasse hin, auf der es sich der Tarzan bequem gemacht hatte. Er lag in einem Liegestuhl, rauchte und ließ mich nicht aus den Augen.
    »Grundlos engagiert man sich doch nicht Mike Johnson als Leibwache.«
    Mike Johnson, der Tarzan, war kalifornischer Meister im Halbschwergewicht, ich hatte ihn sofort erkannt. »Und der«, fuhr ich fort, »kostet Sie mehr als dreißig Dollar pro Abend.«
    Er stellte sein Glas so auf die Tischkante, daß es beinahe heruntergekippt wäre. Ich schob es ein wenig weiter
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