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Der versoffene Papagei

Der versoffene Papagei

Titel: Der versoffene Papagei
Autoren: Alexander Borell
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Bauwerk in mir diesen Eindruck.
    Der Rumpf mit einer Reihe kleiner Fenster schien auf der linken Seite in den Abhang eingerammt zu sein und wuchs dann, von dünnen Säulen getragen, schräg in die Luft hinaus. Da, wo sich bei einem Flugzeug das Leitwerk befindet, war eine freitragende, weitausladende Terrasse angebracht. Im rechten Winkel zum Rumpf, ähnlich einer Tragfläche, befand sich ein lang hingezogener flacher Bau, vermutlich das Gästehaus mit Garagen und Unterkunft für das Personal. Das Ganze war stahlgrau gestrichen. Auf einem Fahnenmast daneben wehte eine weiße Flagge mit irgendeinem roten Emblem, das ich nicht erkennen konnte.
    Ich bog von der Zufahrtsstraße ab, ließ meinen Packard eine steile, mit Basalt gepflasterte Auffahrtsrampe hinaufklettern und landete oben mit Schwung direkt vor einem Swimmingpool von der Größe eines mittleren Militärflugplatzes. Das Bassin war mit roten Schieferplatten eingefaßt ; das Wasser schimmerte blaugrün.
    Mitten im Wasser trieb ein gelbes Schlauchboot mit einem weiß-blau karierten Sonnenschirm. Der Sonnenschirm neigte sich ein wenig zur Seite und gab mir den Blick auf einen Buddha frei, der in dem Schlauchboot hockte. Dieser Buddha hatte Arthur C. Murchisons breites Gesicht und rauchte eine Zigarre von der Größe einer Zaunlatte.
    Ich winkte Murchison zu und rief: »Ahoi!«
    Eine Hand legte sich auf meine Schulter.
    Ich bin fast sechs Fuß groß und weiß Gott nicht schwächlich gebaut, aber gegen den Burschen, der da hinter mir stand, wirkte ich wie ein rachitischer Volksschüler.
    »He!« sagte der Koloß . »Haben Sie hier was verloren?«
    Er trug eine Badehose aus imitiertem Leopardenfell, und er erinnerte mich auch sonst sehr an Tarzan.
    »Ich heiße Tonio Veramonte und bin Privatdetektiv. Mister Bray vom FBI sagte mir, Mister Murchison wolle mich sprechen.«
    Der Tarzan rief zu Murchison hinüber:
    »Er sagt, er sei Detektiv, und Sie wollten ihn sprechen. Stimmt das?«
    Der Buddha machte eine Handbewegung.
    »Okay«, rief er herüber. »Gib ihm ein Boot.«
    »Moment!« sagte das Muskelpaket und rannte auf die andere Seite des Swimmingpools, wo ein flaches weißes Badehaus stand. Er kam gleich darauf mit einem zweiten gelben Schlauchboot zurück, warf es vor mir ins Wasser und drückte mir ein Paddel in die Hand.
    »Los, Mister Veramonte !«
    Ich kletterte in das Ding hinein und paddelte vorsichtig los, bis ich bei Murchison angekommen war.
    Er verzog sein Krötengesicht zu etwas, was er vermutlich für ein liebenswürdiges Grinsen hielt.
    »Mister Bray hat Sie geschickt?«
    »Ja. Er hat mich vorhin angerufen und gesagt, Sie wünschten mich zu sprechen.«
    »Ich zahle jedes Jahr über zweihunderttausend Dollar Steuer«, schimpfte Murchison , »und ich nehme an, daß ich damit auch einen Teil unserer Polizei finanziere. Trotzdem muß ich mir von diesen Schafsköpfen sagen lassen, daß sie erst eingreifen können, wenn ich wirklich umgebracht worden bin. Wie finden Sie das?«
    »Typisch«, sagte ich. »Aber es ist nichts dran zu ändern. Sie glauben also, man wolle Sie umbringen?«
    Sein unglaublich breiter Mund verzog sich schmerzlich, und ein Blick seiner dunklen Augen glitt nervös über mein Gesicht.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Vielleicht bilde ich es mir auch nur ein. Aber jedenfalls ist es ein scheußliches Gefühl. Kennen Sie das Stück >The Last Day Of My Love    >Der letzte Tag meiner Liebe<, das war der Kriminalreißer, den ich zweimal gesehen hatte, aber ich hielt es nicht für gut, meine Karten gleich aufzudecken.
    »Nein«, log ich, »ich gehe fast nie ins Theater.«
    »Es ist der letzte Akt, der mir Sorgen macht. Die vorletzte Szene. Ich spiele in dem Stück einen rabiaten, unheilbaren Säufer, der seine Frau mißhandelt und dabei ist, sie langsam zu Tode zu quälen, ohne daß man etwas gegen ihn unternehmen kann. Schließlich bringt er sie so weit, daß sie beschließt, ihn zu vergiften. Sie hat aber zuviel Angst, es zu tun. Ihr Bruder kommt eines Abends mit zwei Freunden in das Zimmer, in dem Mabel — das ist in dem Stück meine Frau — für mich schon einen Whisky bereit gestellt hat. Die beiden Freunde gehen wieder hinaus, und der Bruder schüttet nun Gift in meinen Whisky. Er geht auch, aber gleich danach kommt einer seiner Freunde heimlich herein und schüttet ebenfalls Gift in mein Glas, und schließlich tut der dritte das gleiche. Dann treten Mabel und ich auf, es kommt wieder zu einer fürchterlichen Szene, und Mabel, die
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