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Der verrueckte Feuerspuk

Der verrueckte Feuerspuk

Titel: Der verrueckte Feuerspuk
Autoren: Alexandra Fischer-Hunold
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rief Paula überrascht und unendlich erleichtert zugleich.
    „Hallo, Lilly!“, begrüßte Max das Hündchen, das leise bellte und auf einen der freien Sitzplätze schwebte.

    „Habt ihr jemand anderen erwartet?“, knurrte Sherlock. „Mir bleibt heute auch nichts erspart!“ Ächzend und stöhnend schwebte er von der Gepäckablage in die Mitte des Abteils. Mit hochgezogener Augenbraue schaute er an sich hinab.
    „Grundgütiger!“, klagte er kopfschüttelnd und machte sich daran, seine Kleidung zu sortieren. „Ich bin ja komplett derangiert!“
    „Wo waren Sie? Wie kommen Sie plötzlich hierher?“, fragte Paula. Ihr schwirrten tausend Fragen gleichzeitig durch den Kopf.
    „Aus der mit Schokolade vollgestopften Reisetasche einer verfressenen Dienstmagd!“, schimpfte das Gespenst und warf der schnarchenden Frau Hagedorn einen strafenden Blick zu. „Ich kann mich wirklich sehr, sehr klein machen. Oh ja, das kann ich! Nur bin ich zurzeit etwas aus der Übung.“
    Das Gespenst zog ein Spitzentaschentuch hervor und machte sich umständlich daran, seine schwarzen Schnallenschuhe zu polieren. „Ich hätte zu Hause bleiben sollen. Es war eine wahrhaft bescheidene Idee, das Schloss ohne meinen Talisman zu verlassen! Die Reise stand von Anfang an unter einem schlechten Stern!“
    Sherlock zerrte seine Lockenperücke in die richtige Position und zupfte mit wenigen Handgriffen seine Spitzenmanschetten zurecht, die aus den Ärmeln seiner langen bestickten Jacke ragten.
    „Welcher Talisman?“, fragte Paula.
    „Anlässlich unserer Reise habe ich mich gestern Nacht auf die Suche nach meinem Talisman begeben. Ein kleines Holzpüppchen. Vor über dreihundert Jahren habe ich es für meine Schwester Theresia geschnitzt. Sie hat das Püppchen sehr geliebt. Es war ihr Glücksbringer. Als sich unsere Wege trennten, gab sie es mir zurück. Als Andenken.“
    Sherlock seufzte und widmete sich den Bändern an seiner knielangen Hose. Nachdem er die Seidenstrümpfe in Form gezogen hatte, schwebte er auf den leeren Platz von Dr. Kuckelkorn. Auf sein Klatschen hin schwebte Lilly sofort auf seinen Schoß.
    „Die halbe Nacht habe ich gesucht! Vergebens! Ich kann mich einfach nicht entsinnen, wo ich das wonnige, kleine Püppchen deponiert habe. Und die nur allzu begründete Befürchtung, ich könnte die Abfahrt verschlafen, bewog mich schließlich dazu, gemeinsam mit Lilly in die Reisetasche eurer Magd zu klettern, die im Flur bereitstand. Tja, und dann sind wir wohl eingeschlafen.“
    „Wir haben uns riesige Sorgen um Sie gemacht“, sagte Max.
    Sofort schoss Sherlocks Augenbraue in die Höhe. „In der Tat?“
    „Ein bisschen“, gab Paula widerstrebend zu.
    „Wie überaus reizend!“ Sherlock Freiherr von Schlotterfels lächelte gerührt und zwirbelte etwas verlegen seinen Schnurrbart zwischen den Fingern. Dann wedelte er mit der Hand in der Luft herum, dass seine weißen Manschetten flatterten. „Ich bin ja so aufgeregt! Das könnt ihr euch gar nicht vorstellen! Es ist ein paar Jahrhunderte her, dass ich zuletzt die Berge gesehen habe. Und dann residieren wir auch noch in einem alten Kloster. Ich werde mich dort wie zu Hause fühlen, ohne den ganzen neumodischen Schnickschnack!“
    „Vielleicht treffen Sie im Kloster sogar auf einen Artgenossen, Freiherr von Schlotterfels!“, sagte Max grinsend.
    Das Gespenst schaute ihn irritiert an. „Wie belieben?“
    Max reichte Sherlock den Prospekt vom Klosterhotel und Paula platzte heraus: „In dem Hotel soll es doch spuken!“

Ein Freund für Sherlock?
    „Toll! Das ist unser Hotel?“, rief Paula, als sie zwei Stunden später am Ziel waren. Hinter ihr schlug Max die Tür des Taxis zu.
    Umgeben von sattgrünen Tannen reckten sich drei alte Türme in den strahlend blauen Nachmittagshimmel.
    „Sieht es nicht wahnsinnig majestätisch aus?“, sagte Dr. Kuckelkorn.
    „Unheimlich“, flüsterte Max. „Das ist wirklich der perfekte Ort für ein Mönchsgespenst, das nachts heulend durch die Gegend spukt!“
    Frau Hagedorn schnalzte missbilligend mit der Zunge und stieß die schwere hölzerne Eingangstür auf. Max erschauderte, als die Scharniere quietschten. Der Hotelbesitzer hatte wirklich an alles gedacht!
    Gemeinsam betraten sie die dunkle, schmucklose Eingangshalle. Das Licht einiger Wandfackeln tanzte über die nackten Steinwände. Ihre Schritte hallten auf dem ausgetretenen Steinboden.
    „Der Buckingham-Palast ist es nicht gerade“, bemerkte Paula. „Aber dafür riecht es
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