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Der verrueckte Feuerspuk

Der verrueckte Feuerspuk

Titel: Der verrueckte Feuerspuk
Autoren: Alexandra Fischer-Hunold
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und jeden Flusslauf beim Namen.
    „Das ist mein Hof“, sagte Herr Brauninger und sprang vom Traktor. „Und in der Scheune steht das ganze Gelump.“
    „Gelump?“ Paula zog erstaunt die Stirn kraus.
    Herr Brauninger schob den Riegel am Scheunentor zur Seite und das Tor schwang knarrend auf. Sonnenstrahlen fielen durch die Ritzen der Holzbalken auf jede Menge Geschirr und Lampenschirme. Sogar eine alte Kutsche gab es.
    Herr Brauninger schaltete das Licht an. „Zu den Möbeln geht es hier entlang!“, rief er.
    Xaver Brauninger führte seine Gäste vorbei an Regalen mit Porzellankrügen, Gläsern und Kerzenleuchtern.
    „So, da wären wir!“, rief der Bauer.
    „Danke“, erwiderte Dr. Kuckelkorn, öffnete seine Lederaktentasche und zog Block und Stift hervor. Seine Augen glänzten vor Aufregung und Vorfreude.

    „Fasst bloß nichts an!“, ermahnte er seine Kinder.
    „Hoffentlich verschwinden wir bald wieder“, flüsterte Paula.
    „Vergiss es!“, flüsterte Max. „Diese Scheune ist schließlich der Grund für unseren Ausflug. Für Papa ist das sehr wichtig. Er wird hier kaum im Schweinsgalopp durchjagen.“
    „Komm, wir sehen uns auch mal ein bisschen um! Vielleicht gibt’s ja noch mehr als alte Möbel und Geschirr“, sagte Paula.
    Sie schlängelten sich durch die vielen Regalreihen und begutachteten mit wenig Interesse all die Dinge, die Herr Brauninger dort gestapelt hatte. Ihre Expedition endete in der Nähe des Eingangs vor einem Regal mit Kristallschalen und Gläsern. Paula war so langweilig, dass sie begann, die staubigen Weingläser vor ihrer Nase so lange hin und her zu schieben, bis sie ordentlich in Reih und Glied standen. Das hätte Frau Hagedorn selbst dann nicht für möglich gehalten, wenn sie es mit eigenen Augen gesehen hätte! Freiwillig räumte Paula nämlich nur dann auf, wenn Weihnachten, Ostern und ihr Geburtstag auf den gleichen Tag fielen. Also nie.
    Zufrieden betrachtete Paula ihr Werk. Doch plötzlich verengten sich ihre Augen zu schmalen Schlitzen. Sie linste zwischen den Stielen der Gläser hindurch. „Freiherr von Schlotterfels!“
    Max und Paula liefen um das Regal herum.
    Das Gespenst kniete vor einer Holzwiege, schaukelte sie hin und her und summte eine leise Melodie dazu. In der Wiege lag Lilly und döste.
    „Freiherr von Schlotterfels?“, fragte Max vorsichtig und ging langsam neben Sherlock in die Hocke.
    „Unsere Wiege“, seufzte Sherlock.
    Noch nie hatte Paula jemanden so traurig lächeln sehen.
    Sherlock deutete auf das schaukelnde Bettchen: „Meine Amme hat mich jeden Abend darin gewiegt und mich in den Schlaf gesungen.“ Seine Stimme klang, als ob sie von ganz weit weg käme. „Und wenn ich nachts geweint habe, ist meine Schwester Theresia zu mir gekommen und hat die bösen Träume verjagt.“
    Paula schluckte. Der arme Sherlock! Wie einsam musste er sein! Und das schon seit so vielen Jahrhunderten! Sie presste die Lippen aufeinander.
    Da lugte Lillys weißes Köpfchen über den Wiegenrand.
    „Lilly, meine treue Freundin, nur du bist mir geblieben“, murmelte Sherlock und strich ihr übers Fell. Das Hündchen winselte leise und schwebte zu seinem Herrn, um sich ganz tief in seine Arme zu kuscheln. „Wenn ich dich nicht hätte!“
    „Papa kauft die Wiege ganz bestimmt“, sagte Paula, um das Gespenst ein wenig zu trösten.
    Als hätte Sherlock ihre Worte gar nicht gehört, erhob er sich und schwebte durch die Regalreihen. Paula und Max folgten ihm.
    „So viele Erinnerungen!“, rief Sherlock gerührt. „Theresias Puderdose … und hier … die Taschenuhr meines lieben Vaters …“ Plötzlich erhellte sich seine Miene. „Unsere Tennisschläger!“
    Er nahm einen klobigen Schläger mit gerissenen Saiten in die Hand und machte einige Übungsschläge.
    „Gibt es Tennis schon so lange?“, erkundigte sich Paula.
    „Wenn ich nicht wüsste, dass du gleich wieder irgendetwas Blödes zu mir sagst, würde ich dir erklären, dass es Tennis schon seit dem vierzehnten Jahrhundert gibt“, sagte Max. „Allerdings hieß es damals Jeu de Paume . Das ist Französisch und heißt so viel wie ‚Spiel mit dem Handteller‘.“
    Paula schüttelte den Kopf. „Wie war das? Schö de Pohm?“
    Max seufzte.

    „Jeden Sommer haben wir im Park Tennisturniere ausgetragen“, erinnerte sich Sherlock. „Gegen mich hatte selbstverständlich niemand eine Chance. Ganz besonders gefürchtet war meine Vorhand. Mal sehen, ob ich die noch hinbekomme …“
    Sherlock stieß
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