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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion
Autoren: Celeste Bradley
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Skandal herausgehalten wurde. So etwas gehörte normalerweise nicht zu den Dingen, die die Royal Four beachten mussten, aber die Herstellung von Waffen in Wadsworths Munitionsfabrik spielte im Krieg gegen Napoleon eine große Rolle.
    Deshalb war der ältere und inzwischen glücklicherweise verstorbene Edward Wadsworth zu einem Helden deklariert worden, der die Verräter, darunter Nathaniel, entlarvt hatte. Als verräterischer Betrüger zu gelten, war die perfekte Tarnung für Nathaniels tatsächliche Aufgabe als Geheimagent im Auftrag der Regierung.
    Dennoch war es verdammt schmerzlich mit anzusehen,
wie sein über alles geschätzter Ruf zerbrach wie Geschirr auf dem Pflaster. Nathaniels Ehre war der Anker seines Wesens, das Gerüst seines Lebens. Seine Bekannten, darunter gute, ehrliche Leute, auf deren Meinung er viel gab, würden nun eher einen notorischen Kartentrickser an ihren Tisch bitten als den berüchtigten Earl of Reardon.
    Dein Ruf ist das geringste Opfer, das du deinem Land bringen kannst, rief er sich in Erinnerung.
    Eine andere Stimme aus der Vergangenheit, die Stimme Lord Liverpools, bestärkte den Gedanken: Wie könnt Ihr behaupten willens zu sein, Euer Leben der Sache zu opfern, wenn Ihr nicht auch willens seid, etwas weitaus Geringeres zu geben?
    Der Premierminister hatte selbstverständlich Recht gehabt. Nathaniel war bereit gewesen, die Rolle des Verräters zu übernehmen und so die Interessen Englands zu wahren. Bereit dazu und äußerst erfolgreich dabei.
    Doch das bedeutete nicht, dass es ihm notwendigerweise auch gefallen musste.
    Nach Einschätzung des Premierministers war Nathaniels öffentliche Entehrung nicht nur von Vorteil für die Krone, sondern verhalf auch der Kobra zu einer fantastischen Tarnung. Denn wer wollte nach all dem noch behaupten, dass der weit und breit als Lord Treason bekannte Mann ein Mitglied des elitären und als unantastbar geltenden Geheimbundes der Royal Four war?
    Ja, es war alles sehr vorteilhaft und wünschenswert – und das Geringste, was er für sein Land tun konnte. Es war erstaunlich, wie seine Enttarnung und die darauf folgende Meidung durch weite Teile der Gesellschaft es ihm ermöglichten, sich der kleinen Dinge anzunehmen, die die Royal Four als wichtig erachteten.
    Darunter Sir Lucian Foster, ein aktives, wenn auch während des letzten Malheurs feige agierendes Mitglied der Lilienritter. Er war aus dem Land geflohen, bevor man ihn
zur Rechenschaft hatte ziehen können. Doch jetzt war er zurück auf englischem Boden.
    Die Lilienritter waren tot, und es war unwahrscheinlich, dass sie jemals wiedererstehen würden. Aber Foster war ein loser Faden, von dem nicht nur Nathaniel wünschte, er würde sauber vernäht. Vorzugsweise mit einer Schlinge.
    Nathaniels Familie hatte sich von ihm losgesagt. Seine Landsleute hassten ihn. Weit und breit kannte man ihn als Lord Treason. Er hatte seinen Preis gezahlt. Und jetzt war Foster an der Reihe.
    Das grimmige Lächeln des Jägers umspielte Nathaniels Lippen, als er den Kopf tiefer über Blunts peitschende Mähne beugte und den Wallach zu noch höherem Tempo anspornte.
    Ich kriege dich, du Bastard.
    Doch dann brach die Hölle über ihm zusammen.
     
    Das wahrhaft Erstaunliche an Steinschleudern war, wie Willa herausfand, dass sie selten geradeaus schossen. Oder war es vielleicht doch das falsche Auge gewesen?
    Der Kiesel in der Schleuder schoss in eine Richtung davon, die weit von Willas Ziel, der gähnenden Falle, entfernt war. Für kurze Zeit war Willa stolz auf die Geschwindigkeit des Geschosses, bis sie bemerkte, dass sie ihr Ziel verfehlt hatte.
    Der Kiesel flog direkt auf den Weg zu, durchschlug die dichte Hecke mit keinem lauteren Geräusch als einem Wispern und leisem Knacken.
    Plong. Der Stein traf auf etwas Hohles. Knack. Das klang nach dem Brechen eines Zweiges. Plopp. Etwas Hohles schlug auf dem Boden auf, da war sie sich sicher. Sssss. Sssss? Insekten? Zornige Insekten, dem wütenden Summen nach zu urteilen.
    Niemand war auf der Straße unterwegs, beschwichtigte sie sich. Wahrscheinlich wäre gar nichts …

    Im selben Augenblick durchbrach das Donnern galoppierender Hufe die Abendluft.
    Gewieher!
    Oh nein. Nicht das!
    Ein erneutes schrilles Wiehern und ein erstaunter Fluch. Als Nächstes hörte sie das Stampfen von Hufen und das Geräusch eines sehr schweren Gegenstandes, der zu Boden ging.
    Trügerische Stille.
    Willa rannte ihrem Geschoss hinterher, folgte seiner gebogenen Flugbahn. Ein einzelnes
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