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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion
Autoren: Celeste Bradley
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Greenleigh abgeben.«
    Der Falke warf seinem Gefährten einen Blick zu. »Dann ist es also eine Liebesheirat?«
    Der Löwe ließ sich durch den lässigen Tonfall nicht in die Irre führen. »Habt keine Angst. Ich werde mich nicht verlieben und all unsere Geheimnisse zwischen den Kissen ausplaudern. Sie ist nichts als ein hübsches Mädchen, das mir einen Erben schenken wird.« Er grub in seiner Manteltasche nach einem weiteren Zigarrenstumpen. »Ihr solltet selbst darüber nachdenken zu heiraten. Es würde Eurer Tarnung nur gut tun. Ihr seid auf dem besten Weg, in den Augen der heiratsfähigen Damen der Stadt ein zu großes Rätsel zu werden.«
    Der Falke warf ihm einen langen, schmerzerfüllten Blick
zu. »Lieber nicht, danke. Die Pflichten des Falken taugen nicht zum Ehemann. Warum sollte ich das einer unschuldigen Frau antun?«
    Der Löwe schaute nachdenklich. »Ja, warum eigentlich?«
    »Glaubt Ihr, die Kobra wird jemals heiraten?«
    Der Löwe schüttelte den Kopf. »Ich würde sagen, es ist sehr zu bezweifeln. Welche respektable Frau sollte sich nach allem, was passiert ist, an einen öffentlich gebrandmarkten Verräter binden?« Er griff nach dem Riegel der uralten Eichentür. »Der arme Kerl.«
     
    Irgendjemand trampelte auf Nathaniels Kopf herum. Er musste das schon seit einigen Stunden tun, denn jede neue Erschütterung fühlte sich verdammt bekannt an.
    Er versuchte seinen Kopf von der Quelle seiner Qualen wegzurollen, doch er erstarrte, als ihm ein stechender Schmerz wie ein Speer durch den Schädel jagte. Unwillkürlich riss er die Augen auf, um sie gleich darauf vor dem grellen Licht der Morgendämmerung zu verschließen.
    Morgendämmerung?
    Nathaniel versuchte beide Hände an seinen schmerzenden Kopf zu heben, doch nur eine Hand wollte ihm gehorchen. Die andere war kalt und taub und wurde von einem unbeweglichen Gewicht am Boden gehalten.
    Mit einem Schlag war er hellwach. Er überdachte seine Situation. Er lag auf dem Rücken, im Freien, der Morgen dämmerte, sein einer Arm war wie am Boden festgenagelt, und sein Kopf drohte zu zerspringen.
    Nichts davon war gut.
    Es war nicht länger heute. Es war morgen. Bittere Enttäuschung machte sich in Nathaniel breit, als er erkannte, dass Foster für ihn verloren war. Der Mann reiste in Hast. Er musste inzwischen einen großen Vorsprung haben.

    Im Augenblick vernahm er nichts als das Zwitschern der Vögel, das muntere Plätschern irgendeines Baches und sanftes, kätzchenartiges Schnarchen. Vorsichtig blinzelte er mit einem Auge. Er lag im Schutz einer Hecke, auf einem Grasstreifen am Rand eines Weges.
    Nirgendwo ein Zeichen akuter Bedrohung.
    Das Plätschern stammte von irgendwo links hinter ihm; das Schnarchen aus der Nähe seines Brustkorbes. Er reckte den Nacken und presste das Kinn auf die Brust. Sein Blick fiel auf einen verwuschelten dunklen Haarschopf und eine zarte Hand, die halb in seine Weste geschlüpft war. Er war schon in schlimmeren Situationen aufgewacht.
    Er räusperte sich. »Verzeiht«, sagte er sanft, »aber mir scheint, wir haben die Nacht miteinander verbracht.«
    Die Person auf ihm schnaubte verschlafen und kuschelte sich fester in seinen Arm.
    »Es ist recht schmeichelhaft, ganz gewiss, und Ihr schnarcht gar lieblich, aber hättet Ihr etwas dagegen einzuwenden, mir meinen Arm zurückzugeben?«
    Noch immer keine Reaktion. Vorsichtig ließ er den Kopf sinken, denn er wollte keinesfalls, dass er zerbrach. Dann zwang Nathaniel seine erlahmten Muskeln in Aktion und rückte die Schlafende etwas weiter nach unten. Schließlich zog er seinen Arm unter dem Körper hervor. Er zischte, als das Blut in seine tauben Glieder zurückkehrte und sein Arm zu kribbeln anfing.
    Dann schob er seine Schlafgefährtin sanft auf den Boden und rollte die Person auf ihren – ja, zweifelsfrei ihren – Rücken. Sie war sehr fügsam und wehrte sich nicht. Er stützte sich auf den Ellenbogen und neigte sich über sie.
    »Miss?« Zögerlich strich Nathaniel ihr mit der Rückseite seiner Hand über die Wange. Ihre Haut war warm und sehr zart.
    Sie rührte sich und reckte sich höchst sinnlich. Ihre
Ärmel rutschten ein Stückchen an ihren weißen Armen hoch und offenbarten die Grübchen in ihren Ellenbogen. Ihre Lippen bewegten sich im Halbschlaf, sie seufzte, schlug schließlich ihre Augen auf, deren Blau dem tiefen Farbton der Abenddämmerung glich, und blinzelte um sich.
    Sie lächelte ihn an. »Hallo.«
    Ihre Stimme war noch etwas belegt vom Schlaf. Reizend,
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