Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion
Autoren: Celeste Bradley
Vom Netzwerk:
Blatt, das von seinem Stängel gerissen war, trudelte von den Büschen zwischen ihr und dem Weg.
    Willa zwängte sich durch die Hecke, ohne auf ihre Kleidung oder ihre Frisur zu achten. Nicht etwa, dass nach dem abendlichen Streifzug über die Felder ihre Haarnadeln noch alle am Platz gewesen wären. Sie war zu Hause aufgebrochen, als Timothy zum Arzt im Nachbardorf verfrachtet worden war, ihre Frisur war in beklagenswertem Zustand.
    Sie brach durch die Hecke und sah einen formlosen Haufen mitten auf dem Weg liegen. Auf Zehenspitzen schlich sie sich näher heran. O Gott! Das war ein Mann. Ein sehr großer Mann.
    »Aua«, murmelte sie. Sie kniete nieder und strich ihm das lange helle Haar aus dem Gesicht.
    Der Anblick beruhigte sie nur zum Teil. Er war noch jung, also brauchte sie kein schlechtes Gewissen zu haben, dass sie irgendeinen alten Zausel aus dem Sattel geworfen hatte. Außerdem war er um vieles hübscher als alle alten Zausel, die sie in ihrem Leben gesehen hatte.
    Wenn Adonis perfekt geschnittene Wangenknochen und volle, sinnliche Lippen besitzen sollte, dann könnte er vielleicht annähernd so hübsch sein wie der Mann vor ihr. Er sah aus wie ein gefallener Erzengel mit einer Beule auf der
Stirn. Willa suchte nach anderen Bildern der Vollkommenheit, mit denen sie den Mann vergleichen konnte, doch ihre Fantasie ließ sie im Stich. Er sah einfach umwerfend aus. Sie fühlte, wie sich ein wenig unterhalb ihres Magens ein Knoten bildete, als sie dieses Exemplar männlicher Vollkommenheit vor sich betrachtete.
    Doch war er ziemlich blass und mit Sicherheit bewusstlos. Zweifellos wegen des Felsens, der im Staub des Weges lag und auf den er mit der Stirn aufgeschlagen war.
    Nur ein kleines Stück entfernt lagen die zerborstenen Überreste eines Hornissennestes. Ein paar aufgeschreckte Insekten krabbelten noch immer über die Reste ihres Heims, doch der Großteil des Staates musste sich an die Verfolgung des bedauernswerten Pferdes gemacht haben.
    Willa biss sich auf die Unterlippe. Es war ein riesiges Nest. Sie richtete sich auf und blickte besorgt die Straße hinunter in Richtung Dorf. Die Hornissen würden ihr Heim nicht lange unverteidigt zurücklassen.
    Willa raffte die Röcke, um die zurückgebliebenen Insekten von ihrem Saum zu schütteln. Die Tiere zeigten schon Interesse an den beiden Menschen in ihrer Nähe. Der Mann musste aus dem Weg geschafft werden, bevor der Großteil des Staates zurückkehrte.
    Willa hockte sich wieder neben ihn und knuffte ihn sanft in den Oberarm.
    »Bitte, wacht auf, Sir.« Es war, als hätte sie einen Felsen geknufft. Sie rüttelte etwas fester. Ohne Erfolg. Willa ergriff den Mantel des Mannes mit beiden Händen und zog.
    »Oje.« Keuchend ließ sie los. Er hatte sich keinen Zentimeter bewegt. »Ihr seid wahrlich gut gewachsen.«
    Willa war bereits reichlich müde von ihrem ereignisreichen Tag. Allein bei dem Gedanken, ein so schweres Paket bewegen zu müssen, tat ihr der Rücken weh. Doch dann atmete sie tief ein, und ihr angeborener Optimismus kehrte
zurück. Vielleicht musste sie ihn nur besser zu packen kriegen.
    Behutsam nahm sie seinen Arm und ließ ihre Hände daran hinabgleiten, bis ihre Finger sein Handgelenk umschlossen. Es war ein breites Handgelenk und eine große Hand. Nur mit Mühe gelang es Willa, ihre Finger darum zu schlie ßen. Sie richtete sich auf und lehnte sich zurück, bis der Arm ausgestreckt war. Dann zog sie mit aller Kraft.
    Der Mann rollte auf den Rücken, und Willa landete mit dem Hintern im Staub der Straße. Nun gut. Das hatte nicht wirklich viel bewirkt, aber es hatte sie auf eine Idee gebracht. Sie würde ihn einfach aus der Gefahrenzone rollen.
    Etwas zögerlich, denn sie war es nicht gewohnt, einen Fremden anzufassen, streckte Willa die Glieder des Gentleman und richtete sie aus wie die eines Kindes, das sich den Hügel hinunterrollen will. Dann kroch sie hinter ihn, presste mit der Schulter – und rollte ihn aufs Gesicht.
    »Oh, das tut mir Leid.« Nun ja, es war nicht zu ändern. Am besten beeilte sie sich, damit er nicht erstickte.
    Wieder rollte sie ihn und wieder und wieder. Mit einer Menge wenig damenhaften Stöhnens und Schwitzens – ganz zu schweigen von den faszinierenden Dingen, die sie dabei über die männliche Physiologie lernte – bugsierte Willa den Mann auf den Grasstreifen vor der Hecke.
    Ächzend drehte Willa ihn ein letztes Mal auf den Rücken und blieb schwer atmend quer über seinem Oberkörper liegen. Was war er doch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher