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Der verflixte Bahnhofsbau

Der verflixte Bahnhofsbau

Titel: Der verflixte Bahnhofsbau
Autoren: Werner Schrader
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die Ehre.
Und ein Bahnhof ganz allein
bringt uns Ruhm und Ehre ein.
     
    Auf diese Art soll er die Bürger Hasenkrugs auf den Bahnhofsbau vorbereiten.
    Als er seinen Rundgang beendet hat, erscheint der Feuerwehrhauptmann mit einem gleichen Plakat, das aber eine andere Aufschrift trägt:
     
Leute, laßt euch nicht bereden!
Ehre ist nicht was für jeden.
Bahnhof kann uns wenig nützen,
fehlt uns doch ein Haus für Spritzen.
     
    Damit will der brave Mann die Leute bewegen, statt eines unnötigen Bahnhofs lieber ein nötiges Spritzenhaus zu bauen. Jochen Krumm hat ihm den Spruch gemacht, und er hat fünf Mark dafür bekommen.
    Aber das Geld hätte der Feuerwehrhauptmann sich sparen können, denn die Bürger lesen den Vers zwar, denken aber nicht daran, sich in die Angelegenheiten der klugen Männer zu mischen.
    „Macht ihr die Politik, wir haben schon genug Arbeit mit dem Steuerzahlen!“ sagen sie und gehen weiter ihrem Tagewerk nach. Also bleibt es bei dem Beschluß der klugen Männer, sosehr der Feuerwehrhauptmann auch schimpft und wettert.
    Auf ihrer nächsten Sitzung müssen sie sich mit der Frage beschäftigen, wo der Bahnhof gebaut werden soll. Eigentlich ist das überhaupt keine Frage, ein Bahnhof gehört selbstverständlich in die Bahnhofstraße. Aber in Hasenkrug war die Bahnhofstraße vor dem Bahnhof da. Sie wurde gebaut, als noch niemand an einen Bahnhof dachte. Sie hat, wie es augenblicklich ist, gar keinen Platz mehr für einen Bahnhof. Sie ist nach beiden Seiten eine Sackgasse ohne Durchgang. Man kann also nicht am Ende der Straße den Bahnhof anbauen und sie so um ein Stück verlängern. Es ist auch zwischen den Häusern nirgends eine Lücke geblieben, in die man den Bahnhof stellen könnte. Alles ist zugebaut, Haus an Haus. Nein, die Bahnhofstraße hat wirklich keinen Platz für einen Bahnhof. Man müßte höchstens ein Haus abreißen oder zwei, wenn es ein großer Bahnhof werden soll.
    Die klugen Männer, die bisher noch alles durchgeführt haben, was beschlossen wurde, wissen zum erstenmal nicht, was zu tun ist. Sie trinken beim dicken Fidi zwar manches Glas Bier und Schnaps zur Anregung, aber das hilft diesmal nicht. Wie sie nun so trübsinnig mit nicht sehr klugen Gesichtern hinter ihren Getränken sitzen, kommt plötzlich der Sohn des dicken Fidi, der kleine Fidi, in die Gaststube. Er hat eine Zeitschrift in der Hand und tritt unerschrocken und auch ein bißchen frech an den Tisch der klugen Männer heran.
    „Sie sind doch die klügsten Männer der Stadt“, sagt er, ohne ihnen vorher einen guten Abend gewünscht zu haben, „können Sie mir nicht verraten, wer die Dampfmaschine erfunden hat?“

    Die klugen Männer sehen sich an. Auf solche Fragen sind sie nicht vorbereitet, sie müssen sich mit wichtigeren Dingen beschäftigen, und ihre Klugheit ist anderer Art. Nur der Feuerwehrhauptmann fragt: „Warum in aller Welt willst du das wissen, die gibt es doch heute gar nicht mehr?“
    „Ich löse hier ein Preisausschreiben“, sagt der kleine Fidi, „und dafür brauche ich es.“
    „Preisausschreiben“, fragt der Meister des Spritzenhauses, „warum das?“
    „Dabei kann ich ein Fahrrad gewinnen“, antwortet der kleine Fidi kurz. „Also wer hat die Dampfmaschine erfunden? Oder wissen Sie es etwa nicht?“
    „Werde nicht frech, mein Junge“, sagt da Schlächtermeister Brating, „natürlich wissen wir das. Das können wir dir sagen, ohne nachzudenken.“
    „Warum sagen Sie es dann nicht endlich?“ fragt der kleine Fidi. Ob er die klugen Männer für gar nicht so klug hält? Er schaut alle der Reihe nach an.
    Die Männer kennen seine Unverfrorenheit und wissen, daß sie ihn so leicht nicht loswerden. Darum sagt der Bürgermeister rasch und hat dabei rote Ohren und ein schlechtes Gewissen: „Die Dampfmaschine hat natürlich Hans Dampf erfunden, wer sonst. Solche Maschinen heißen immer nach ihren Erfindern. Zum Beispiel heißt der Dieselmotor so, weil Rudolf Diesel sein Erfinder war.“
    Der kleine Fidi guckt den Bürgermeister pfiffig an und sagt: „Aha, dann ist wohl die Mähmaschine von Willi Mäh erfunden, die Bohrmaschine von Karl Bohr und die Brotmaschine von Ernst Brot, was?“
    Da schaltet sich Frau Nasenblum ein. Sie sagt: „Die Dampfmaschine ist von einem Engländer erfunden, der Watt hieß. Und nun verschwinde, sonst lassen wir gleich eine Maschine kommen, die Theo Prügel erfunden hat!“
    Der kleine Fidi schreibt erst in Ruhe den Namen Watt auf, dann sagt er so laut, daß
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