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Der verborgene Stern

Der verborgene Stern

Titel: Der verborgene Stern
Autoren: Nora Roberts
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zurückkommen würde. Sie war ein Mensch der Gewohnheit, vollkommen vorhersehbar. Und sie hatte ihn nicht enttäuscht.
    Wer hätte ahnen können, dass eine so … gewöhnliche Frau ein solches Ärgernis bedeuten würde?
    Seine Geduld hatte sich ausgezahlt: Irgendwann kam ein schickes Auto vorgefahren, Bailey war herausgesprungen, und der Typ, der hinterm Steuer saß, war ihr so hastig gefolgt, dass er vergessen hatte, seinen Wagen abzuschließen.
    Die Fahrzeugpapiere hatten im Handschuhfach gelegen, er musste die Adresse nur noch abschreiben. Und jetzt würde er seiner kleinen Schwester einen Besuch abstatten. Das Messer, mit dem er seinen Bruder getötet hatte, steckte in der Scheide an seinem Gürtel. Ein Messer war viel leiser als eine Pistole, aber genauso wirkungsvoll. Das wusste er aus Erfahrung.

12. KAPITEL
    M ick ist ein guter Polizist“, erklärte Cade, während er vor seinem Haus parkte. „Er wird sich unsere Geschichte anhören, und er wird dafür sorgen, dass das Absperrband entfernt wird.“
    „Wenn ich gleich zur Polizei gegangen wäre …“
    „Dann wärst du jetzt auch nicht weiter“, unterbrach er ungeduldig. „Vielleicht nicht einmal so weit. Du hast die Zeit gebraucht. Was du durchgemacht hast, Bailey …“ Es machte ihn krank, auch nur darüber nachzudenken. Er schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, dass ich so hart zu dir war.“
    „Wenn du mich nicht gezwungen hättest, würde ich mich noch immer nicht erinnern.“
    „Aber die Erinnerungen haben dich überrollt, haben dich verletzt.“ Er wandte sich ihr zu, berührte ihr Gesicht. „Wenn du keine Amnesie gehabt hättest, wärst du sofort zurück in deine Wohnung gegangen und hättest deine Freundinnen angerufen. Und er hätte dich gefunden. Er hätte euch alle gefunden.“
    „Er hätte mich umgebracht, ich weiß. Ich wollte die Wahrheit einfach nicht sehen. Ich habe Timothy über zehn Jahre lang als meinen Bruder betrachtet, habe ihn und Thomas vor Grace und M.J. sogar noch in Schutz genommen. Aber er hätte mich getötet. Und sie.“
    Cade nickte. „Es war das Beste für euch alle drei, dass du eine Zeitlang untergetaucht bist. Niemand konnte ahnen, dass du bei mir bist. Wie auch.“
    „Ich hoffe, du hast recht.“
    „Ich habe recht. Jetzt müssen wir nur noch die Polizei informieren und sie dazu bringen, nach ihm zu fahnden. Er hat Angst, er leidet, und er ist verzweifelt. Sie werden ihn sicher bald finden.“
    „Und dann wird er der Polizei sagen, wer ihn bezahlt hat.“ Bailey entspannte sich ein wenig. „Wenn er glaubt, irgendeinen Deal mit der Polizei machen zu können, wird er alles gestehen. Und Grace und M.J. …“
    „Ich freue mich schon darauf, sie kennenzulernen.“ Cade öffnete die Wagentür. Als es donnerte, sah Bailey furchtsam zum Himmel hinauf. Er drückte ihre Hand. „Es wird alles gut, du wirst sehen.“
    „Okay.“ Sie atmete tief durch. „Und wenn das alles vorbei ist, dann kannst du mich endlich richtig kennenlernen.“
    „Süße, wie oft muss ich dir das noch sagen? Ich kannte dich in der Sekunde, in der du das erste Mal vor mir standst.“ An der Haustür angekommen, steckte er den Schlüssel ins Schloss.
    Blinder Instinkt rettete ihnen das Leben. Cade bemerkte die Bewegung nur aus dem Augenwinkel. Blitzschnell fuhr er herum und stellte sich schützend vor Bailey, dann machte er einen Satz zur Seite, worauf das Messer lediglich seinen Arm aufschlitzte und sich nicht wie geplant in seinen Rücken bohrte. Der Schmerz kam schnell und heftig. Blut sickerte durch sein weißes Hemd, tropfte auf sein Handgelenk. Er hatte nur einen einzigen Gedanken: Bailey!
    „Raus!“, schrie er sie an, während er dem nächsten Messerstich auswich. „Lauf weg!“
    Doch sie war wie erstarrt, entsetzt über das Blut, betäubt von den Erinnerungen. Alles geschah ganz schnell. Sie sah das Gesicht ihres Bruders, zum Teil bandagiert, eine tiefe Narbe über der linken Augenbraue.
    Und in seinen Augen: Mordlust. Schon wieder.
    Er stürzte sich auf Cade. Der drehte sich weg, packte Timothys Hand. Sie begannen, miteinander zu ringen, die Gesichter so nah beieinander wie Liebende, es roch nach Blut und Schweiß und Gewalt.
    Einen Moment lang waren sie nur Schatten in einem dunklen Flur, Bailey hörte ihren eigenen Atem, der ihr so heftig und laut vorkam wie der Donner draußen.
    Sie sah, wie sich das Messer Cades Gesicht näherte, bis es nur noch knapp unter seinem Kinn war, während die beiden Männer zusammen über den
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