Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden

Titel: Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden
Autoren: Kate Morton
Vom Netzwerk:
jetzt.
    »Ist es kalt genug für Sie?« Christian, der nach ihr unter der Mauer hindurchgekrochen war, schob die Hände tief in seine Hosentaschen.
    Cassandra zog den Handschuh über und lächelte ihn an. »Ich habe nicht damit gerechnet, dass es in Cornwall kalt werden könnte. In allen Prospekten war die Rede von einem gemäßigten Klima.«
    »Gemäßigt verglichen mit Yorkshire«, sagte er mit einem schiefen Lächeln. »Man spürt schon den bevorstehenden Winter. Aber bis der kommt, sind Sie ja längst wieder zu Hause.«

    Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Während Christian sich umdrehte, um das Loch zu inspizieren, das er die Woche zuvor angefangen hatte zu graben, tat Cassandra so, als müsste sie Unkraut aus ihrer Forke entfernen. Ihre Rückkehr nach Australien war ein Punkt, den sie bisher gemieden hatten. Wenn das Gespräch in den vergangenen Tagen auch nur in die Nähe des Themas geraten war, hatte immer einer von beiden es in eine andere Richtung gelenkt.
    »Ich habe noch mal über den Brief von Harriet Swindell nachgedacht«, sagte Christian.
    »Und?« Cassandra schob die unangenehmen Gedanken an Vergangenheit und Zukunft beiseite.
    »Was auch immer sich in dem Tonkrug befand, den Eliza aus dem Kamin hervorgezogen hat, es muss wichtig gewesen sein. Nell war bereits auf dem Schiff, und das bedeutet, dass Eliza ein sehr hohes Risiko eingegangen ist, als sie noch mal losging, um ihn zu holen.«
    Darüber hatten sie schon am Vortag in einer warmen Nische im Pub gesprochen. Während in der Ecke das Kaminfeuer prasselte und auf der anderen Seite des Tresens eine Band aus dem Ort spielte, waren sie immer wieder alle ihnen bis jetzt bekannten Details durchgegangen, auf der Suche nach des Rätsels Lösung, von der sie beide das Gefühl hatten, dass sie eigentlich greifbar nahe sein musste.
    »Wahrscheinlich hat sie nicht damit gerechnet, dass sie entführt werden sollte, wer auch immer der Entführer war.« Cassandra stieß ihre Harke in das Gartenbeet. »Ich wünschte, Harriet Swindell hätte uns seinen Namen genannt.«
    »Er muss von Roses Familie geschickt worden sein.«
    »Wieso?«
    »Wer sonst sollte so wild darauf gewesen sein, die beiden zurückzuholen?«
    »Eliza zurückzuholen.«

    »Hä?«
    Cassandra schaute ihn über die Schulter hinweg an. »Nell haben sie nicht zurückgeholt. Nur Eliza.«
    Christian hielt beim Graben inne.
    »Ja, das ist seltsam. Ich nehme an, sie hat ihnen nicht verraten, wo Nell steckte.«
    Dieser Teil ergab für Cassandra keinen Sinn. Sie hatte die halbe Nacht wach gelegen und gegrübelt, war jedoch immer wieder zur selben Schlussfolgerung gelangt. Eliza würde nicht gewollt haben, dass Nell auf Blackhurst blieb, aber ganz sicher würde sie mit allen Mitteln versucht haben, das Schiff aufzuhalten, als sie festgestellt hatte, dass es ohne sie losgefahren war. Sie war immerhin Nells Mutter, das Kind musste ihr alles bedeutet haben. Hätte sie nicht alles unternommen, um Alarm zu schlagen und die Schifffahrtsgesellschaft darüber zu informieren, dass Nell sich allein auf dem Schiff befand? Sie hätte nicht tatenlos zugelassen, dass ein vierjähriges Mädchen ganz allein nach Australien reiste. Cassandras Harke traf auf einen besonders hartnäckigen Wurzelstock. »Ich glaube, sie konnte nichts mehr sagen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine, wenn sie etwas hätte sagen können, hätte sie es getan. Oder etwa nicht?«
    Christian nickte langsam und hob die Brauen, als ihm die Implikationen dieses Gedankens bewusst wurden. Dann stieß er die Schaufel in das Loch.
    Der Wurzelstock war so dick, dass Cassandra erst das Unkraut daneben wegräumen musste, um ihn weiter freilegen zu können. Sie lächelte in sich hinein. Die Pflanze mochte verwildert sein und kaum noch Blätter haben, aber Cassandra erkannte sie, denn in Nells Garten in Brisbane hatte sie ähnliche Arten gesehen. Es war ein zäher alter Rosenstock, und er wuchs hier schon seit Jahrzehnten, wenn nicht sogar länger. Der Stamm der Pflanze war so dick wie ihr Unterarm, mit Ranken voller Dornen. Aber er lebte
noch, und bei einiger Pflege würde er wieder anfangen zu blühen.
    »Oh Gott.«
    Cassandra blickte von ihrer Rose auf. Christian kniete auf allen vieren und beugte sich in das Loch hinunter. »Was ist?«, fragte sie.
    »Ich habe was entdeckt.« Sein Tonfall war irgendwie merkwürdig, schwer zu deuten.
    Cassandra war wie elektrisiert. »Was Beängstigendes oder was Aufregendes?«
    »Ich glaube eher, was
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher