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Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden

Titel: Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden
Autoren: Kate Morton
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Aufregendes.«
    Sie kniete sich neben ihn und spähte in das Loch. Ihr Blick folgte der Richtung seines Zeigefingers.
    Mitten im feuchten Erdreich ragte etwas aus dem Boden. Ein kleiner Gegenstand, braun und glatt.
    Christian legte den Gegenstand mit den Händen frei und zog einen Tonkrug hervor, die Art, in der man früher Senf und anderes Eingemachtes aufbewahrte. Er wischte die Erde von dem Krug und reichte ihn Cassandra. »Ich glaube, der Garten hat soeben sein Geheimnis gelüftet.«
    Der Ton fühlte sich kühl an ihren Fingern an, und der Krug war erstaunlich schwer. Cassandra schlug das Herz bis zum Hals.
    »Sie muss ihn hier vergraben haben«, sagte Christian. »Der Mann, der sie in London entführt hat, muss sie zurück nach Blackhurst gebracht haben.«
    Aber warum hätte Eliza den Tonkrug vergraben sollen, nachdem sie ein solches Risiko eingegangen war, ihn sich zu beschaffen? Warum hätte sie riskieren sollen, ihn erneut zu verlieren? Und wenn sie Zeit hatte, den Krug zu vergraben, warum hatte sie dann nicht Kontakt mit dem Schiff aufgenommen? Und die kleine Ivory geholt?
    Die Erkenntnis kam plötzlich. Etwas, das die ganze Zeit vor ihnen gelegen hatte, wurde deutlich. Cassandra atmete heftig ein.

    »Was ist?«
    »Ich glaube nicht, dass sie den Krug vergraben hat«, flüsterte Cassandra.
    »Aber wer soll es dann getan haben?«
    »Niemand, glaube ich, ich vermute eher, dass der Krug mit ihr zusammen vergraben wurde.« Und jetzt lag sie hier seit neunzig Jahren und wartete darauf, dass jemand sie fand. Dass Cassandra sie fand und ihr Geheimnis aufdeckte.
    Christian starrte mit weit aufgerissenen Augen in das Loch. Er nickte langsam. »Das würde auch erklären, warum sie nicht zu Ivory, zu Nell zurückgegangen ist.«
    »Sie konnte es nicht, denn sie war bereits hier.«
    »Aber wer hat sie hier vergraben? Ihr Entführer? Ihre Tante oder ihr Onkel?«
    Cassandra schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Nur eins ist sicher: Wer auch immer es getan hat, wollte nicht, dass es jemand erfährt. Es gibt keinen Grabstein, nichts, um die Stelle zu markieren. Eliza sollte verschwinden, und die Wahrheit über ihren Tod für immer verborgen bleiben. Vergessen, genau wie ihr Garten.«

50 Blackhurst Manor Cornwall, 1913
    Adeline wandte sich vom Kamin ab und sog so heftig die Luft ein, dass ihre Taille noch schmaler wurde. »Was soll das heißen, es ist nicht alles nach Plan verlaufen?«
    Es war inzwischen dunkel, und die Wälder am Rand des Anwesens waren näher gerückt. Kalte Schatten, die dem Kerzenlicht widerstanden, lagen in den Ecken des Zimmers.
    Mr Mansell rückte seinen Kneifer zurecht. »Es hat einen Sturz
gegeben. Sie hat sich aus der Kutsche geworfen. Die Pferde sind außer Kontrolle geraten.«
    »Ein Arzt«, rief Linus aus. »Wir müssen einen Arzt rufen.«
    »Ein Arzt kann ihr nicht mehr helfen«, sagte Mr Mansell ungerührt. »Sie ist bereits tot.«
    Adeline schnappte nach Luft. »Was?«
    »Tot«, wiederholte er. »Die Frau, Ihre Nichte, ist tot.«
    Adeline schloss die Augen, ihre Knie gaben nach. Die Welt um sie herum drehte sich, sie fühlte sich plötzlich ganz leicht, ohne Schmerzen, frei. Wie war es möglich, dass eine solche Last so unerwartet von ihr genommen wurde? Dass ein tödlicher Sturz sie von ihrem ärgsten und ältesten Widersacher befreien konnte, Georgianas Erbe?
    Adeline trauerte nicht. Ihre Gebete waren erhört worden, die Welt hatte sich aus eigener Kraft ins Lot gebracht. Das Mädchen war tot. Fort. Das war das Einzige, was zählte. Zum ersten Mal seit Roses Tod konnte sie wieder frei atmen. Ein warmer Schauer des Glücks strömte in ihre Adern. »Wo?«, fragte sie. »Wo ist sie?«
    »In der Kutsche …«
    »Sie haben sie hergebracht?«
    »Viel mehr konnte ich nicht tun.«
    »Das Kind …«, ließ sich Linus aus seinem Sessel vernehmen. Sein Atem ging kurz und flach. »Wo ist das kleine rothaarige Mädchen?«
    »Die Frau hat ein paar Worte gemurmelt, ehe sie sich aus der Kutsche gestürzt hat. Sie war benommen, und ich konnte sie kaum verstehen, aber sie hat etwas von einem Schiff gesagt. Sie war aufgeregt, wollte unbedingt rechtzeitig am Hafen sein, ehe es ablegte.«
    »Gehen Sie«, befahl Adeline. »Warten Sie an der Kutsche. Ich werde die notwendigen Vorkehrungen treffen, dann werde ich Sie rufen lassen.«
    Mansell nickte knapp und machte dann auf dem Absatz kehrt.
Nahm das letzte bisschen Wärme mit, als er das Zimmer verließ.
    »Was ist mit dem Kind?«, stieß Linus
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