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Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden

Titel: Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden
Autoren: Kate Morton
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brauchte, weil es durch die Liebe der Prinzessin erfahren hatte, wer es war.«
    Cassandras Augen brannten. »Sehr weise gesprochen von dem Reh.«
    »Außerdem war es schön und mutig.«
    Sie musste lächeln. »Jetzt wissen wir es also. Wir wissen, wer Nells Mutter war, warum Nell allein auf dem Schiff war, was mit Eliza passiert ist.« Und sie wusste auch, warum der Garten ihr so wichtig war, warum sie das Gefühl hatte, hier Wurzeln geschlagen zu haben, die mit jeder Minute, die sie innerhalb der Gartenmauern verbrachte, tiefer in diesen Boden eindrangen. In dem
Garten fühlte sie sich zu Hause, denn sie spürte, dass auch Nell hier war. Und Eliza. Und sie, Cassandra, war die Hüterin der Geheimnisse der beiden Frauen.
    Christian schien ihre Gedanken zu lesen. »Und?«, fragte er. »Wollen Sie es immer noch verkaufen?«
    Cassandra sah, wie der Wind einen Schauer gelber Blätter niederrieseln ließ. »Ich habe mir überlegt, dass ich eigentlich noch ein bisschen länger hierbleiben könnte.«
    »Im Hotel?«
    »Nein, hier im Cottage.«
    »Werden Sie sich nicht einsam fühlen?«
    Es war etwas, das sie fast nie tat, aber diesmal öffnete Cassandra den Mund und sprach ohne nachzudenken oder zu zögern genau das aus, was sie in dem Moment empfand: »Ich glaube nicht, dass ich allein sein werde. Jedenfalls nicht immer.« Sie spürte, wie sie zu erröten begann, und fügte hastig hinzu: »Ich möchte zu Ende bringen, was wir angefangen haben.«
    Er hob die Brauen.
    Inzwischen war sie puterrot. »Hier im Garten, meine ich.«
    »Ich weiß, was du meinst.« Er schaute ihr in die Augen, dann ganz kurz auf ihren Mund. Während Cassandras Herz wie verrückt zu pochen begann, ließ er seine Schaufel fallen und nahm ihr Kinn in beide Hände. Er beugte sich zu ihr hinunter, und sie schloss die Augen. Und dann küsste er sie, und sie war überwältigt von seiner Nähe, seiner Kraft, seinem Geruch nach Erde und Sonne.
    Als Cassandra die Augen wieder öffnete, wurde ihr bewusst, dass sie weinte. Aber sie war nicht traurig, es waren Tränen der Freude darüber, dass jemand sie begehrte und dass sie endlich wieder ein Zuhause gefunden hatte. Sie schloss ihre Hand um die Brosche. Vergangenheit. Zukunft. Familie. Ihre Vergangenheit war gefüllt mit schönen, kostbaren, traurigen Erinnerungen. Zehn Jahre lang hatte sie mit diesen Erinnerungen gelebt, sie mit in
den Schlaf genommen, sie bei der Arbeit um sich gehabt. Aber etwas hatte sich verändert - sie hatte sich verändert. Sie war nach Cornwall gekommen, um Nells Vergangenheit zu erforschen, ihre Familie zu finden, und am Ende hatte sie ihre eigene Zukunft gefunden. Hier in diesem wunderbaren Garten, den Eliza angelegt, den Nell in Besitz genommen und den sie, Cassandra, für sich entdeckt hatte.
    Christian streichelte ihr übers Haar und schaute sie mit einer Gewissheit an, die sie erschauern ließ. »Ich habe auf dich gewartet«, sagte er schließlich.
    Cassandra nahm seine Hand. Sie hatte auch auf ihn erwartet.

Epilog Greenslopes Hospital Brisbane, 2005
    Etwas Kühles auf ihren Lidern, ein Gefühl, als würden Ameisen darauf herumkrabbeln.
    Eine vertraute Stimme. »Ich hole eine Schwester …«
    »Nein!« Nell streckte eine Hand aus, konnte nichts sehen, griff blind nach irgendetwas, woran sie sich festhalten konnte. »Lass mich nicht allein.« Ihr Gesicht war schweißnass und kühl von der Luft.
     
     
     
    » Es ist alles in Ordnung , Grandma. Ich hole nur Hilfe. Ich bin gleich wieder da. Versprochen.«
    Grandma. Ja, jetzt erinnerte sie sich, das war sie. Sie hatte viele Namen gehabt in ihrem Leben, so viele, dass sie einige davon vergessen hatte, aber erst als sie den letzten bekam, Grandma, hatte sie gewusst, wer sie war.
    Eine zweite Chance, ein Segen, eine Retterin. Ihre Enkelin.
    Und jetzt holte Cassandra Hilfe.
    Nells Augen schlossen sich. Sie war wieder auf dem Schiff. Spürte das Wasser unter sich, spürte die sanften Bewegungen des Decks. Fässer, Sonnenlicht, Staub. Lachen, fernes Lachen.
    Die Geräusche wurden leiser. Die Lichter gingen aus. Wie das Licht im Plaza-Kino, ehe der Hauptfilm anfing. Zuschauer, die auf ihren Plätzen herumrutschten, flüsterten, warteten …
    Schwärze.
    Stille.
    Dann war sie plötzlich irgendwo anders. An einem kalten,
dunklen Ort. Allein. Spitze Zweige überall um sie herum. Das Gefühl, als würden Mauern, hoch und dunkel, von allen Seiten näher rücken. Jetzt war wieder etwas Licht da, nicht viel, aber genug, dass sie den fernen Himmel
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