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Der Vampir, den ich liebte

Der Vampir, den ich liebte

Titel: Der Vampir, den ich liebte
Autoren: Beth Fantaskey
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die Augen. »Da deine Eltern sich weigern, dich in Kenntnis
zu setzen, werde ich dir die Neuigkeit selbst überbringen. Ich werde es für
dich so einfach wie möglich ausdrücken.« Er zeigte auf sich und erklärte, als
rede er mit einem Kind: »Ich bin ein Vampir.« Er deutete auf mich. »Du bist ein
Vampir. Und wir werden heiraten, sobald du volljährig bist. Das ist seit
unserer Geburt so verfügt.«
    Ich war
nicht imstande, seinen Worten zu folgen. »Heiraten«, »verfügt« – keine Chance.
Mein Verstand hatte bei »Vampir« dichtgemacht.
    Verrückt.
Lucius Vladescu ist vollkommen verrückt und ich bin allein mit ihm, in einer
leeren Scheune.
    Also tat
ich, was jede vernünftige Person an meiner Stelle getan hätte. Ich rammte die
Mistgabel ungefähr dorthin, wo sein Fuß sein musste, und rannte wie der Teufel
zum Haus, ohne die Schmerzensschreie hinter mir zu beachten.

Kapitel 6
    Ich bin
so was von
überhaupt nicht untot«, jammerte ich. Aber natürlich achtete niemand auf mich.
Meine Eltern waren zu sehr mit Lucius Vladescus verletztem Fuß beschäftigt.
    »Setz dich,
Lucius«, befahl Mom, die nicht besonders glücklich schien, uns so zu sehen.
    »Ich ziehe
es vor zu stehen«, erwiderte Lucius.
    Mom deutete
entschlossen auf die Stühle am Küchentisch. »Setz dich. Sofort.«
    Unser
verletzter Besucher zögerte, als überlegte er, den Gehorsam zu verweigern, dann
nahm er leise vor sich hin brummend Platz. Mom zog ihm den Stiefel vom Fuß, der
den sichtbaren Abdruck eines Mistgabelzinkens trug, während mein Dad in der
Küche herumwuselte, unter der Spüle nach dem Erste-Hilfe-Kasten suchte und
darauf wartete, dass der Tee lange genug gezogen hatte.
    »Es ist nur
ein blauer Fleck«, verkündete Mom.
    »Oh, gut.«
Dad kam unter der Spüle hervorgekrochen. »Ich kann das Verbandszeug ohnehin
nicht finden. Aber wir können ja trotzdem Tee trinken.«
    Der
schlaksige Möchtegernblutsauger, der sich meinen Platz am Küchentisch
unter den Nagel gerissen hatte, funkelte mich an. »Du hast großes Glück, dass
mein Schuhmacher nur das feinste Leder benutzt. Du hättest mich aufspießen
können. Und einen Vampir solltest du besser nicht aufspießen. Überhaupt – begrüßt man so seinen
künftigen Ehemann? Oder einen Gast? Mit einer Mistgabel?«
    »Lucius«,
fiel meine Mutter ihm ins Wort. »Du hast Jessica überrumpelt. Wie ich heute
Mittag schon erklärt habe, wollten ihr Vater und ich zuerst mit ihr sprechen.«
    »Na ja, Sie
haben sich dabei ordentlich Zeit gelassen – siebzehn Jahre lang. Irgendjemand
musste den ersten Schritt machen.« Lucius befreite seinen Fuß aus Moms Griff,
stand auf und humpelte auf einem Stiefel in der Küche umher wie ein rastloser
König in seiner Burg. Er griff nach der Kanne mit Kamillentee, schnupperte
daran und verzog das Gesicht. »Sie trinken das?«
    »Es wird
dir schmecken«, versprach Dad. Er verteilte den Tee auf vier Tassen. »In
stressigen Momenten wie diesem ist Tee sehr beruhigend.«
    »Jetzt
lasst doch mal den Tee. Erzählt mir lieber, was los ist«, bat ich und setzte
mich, um meinen Stuhl zurückzuerobern. Er war kühl. Nicht so, als hätte dort
vor wenigen Sekunden noch jemand gesessen. »Irgendjemand. Bitte. Erklärt's
mir.«
    »Wie es der
Wunsch deiner Eltern ist, werde ich diese Pflicht ihnen überlassen«,
informierte Lucius uns. Er hob seinen dampfenden Becher an die Lippen, nippte
und schauderte. »Gütiger Gott, das ist ja abscheulich.«
    Ohne auf
Lucius zu achten, warf Mom Dad einen Blick zu, als hätten sie ein Geheimnis.
»Ned ... was denkst du?«
    Anscheinend
verstand er, worauf sie hinauswollte, denn er nickte und sagte: »Ich werde die
Schriftrolle holen.« Dann verließ er die Küche.
    »Schriftrolle?« Schriftrollen. Pakte. Bräute. Warum sprechen alle in Rätseln? »Welche
Schriftrolle?«
    »Ach
herrje.« Mom setzte sich auf den Stuhl neben meinem und griff nach meinen
Händen. »Das ist alles ziemlich kompliziert.«
    »Versuch's
einfach«, drängte ich.
    »Du weißt
ja, dass wir dich in Rumänien adoptiert haben«, begann Mom. »Und dass deine
leiblichen Eltern bei einer Auseinandersetzung in ihrem Dorf getötet wurden.«
    »Von Bauern
ermordet.« Lucius runzelte finster die Stirn. »Abergläubischen Menschen, die
dazu neigen, sich in bösartigen Horden zusammenzurotten.« Er schraubte den Deckel
von Dads Bio-Erdnussbutter auf, kostete und wischte sich den Finger dann an
seiner schwarzen Hose ab, die sich beinahe wie eine Reithose um seine langen
Beine
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