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Der Vampir, den ich liebte

Der Vampir, den ich liebte

Titel: Der Vampir, den ich liebte
Autoren: Beth Fantaskey
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Staaten besser beschützen können«, übernahm Mom.
    »Menschen
trinken kein Blut«, wiederholte ich. »Sie tun's einfach nicht. Ihr habt nicht gesehen, wie meine Eltern sich wie Vampire benommen haben, oder?«, fragte ich
herausfordernd. »Ihr habt nie gesehen, dass ihnen Reißzähne wuchsen und sie in
irgendwelche Hälse bissen? Ich weiß, dass ihr es nicht gesehen habt, denn es
ist ja nicht passiert.«
    »Nein«,
gestand Mom und griff wieder nach meinen Händen. »Das war uns verwehrt.«
    »Weil es
nicht passiert ist«, wiederholte ich.
    »Nein«,
warf Lucius ein. »Weil das Beißen etwas sehr Privates ist, etwas sehr Intimes.
Man lädt nicht einfach irgendjemanden ein, dabei zuzusehen. Vampire sind sehr
sinnlich, aber wir sind keine Exhibitionisten, ich bitte dich. Wir sind
diskret.«
    »Aber wir
haben keinen Grund zu der Annahme, dass man uns in diesem Punkt belogen hat«,
ergänzte Mom. »Und es ist kein Grund, sich aufzuregen, Jess. Für sie war es
ziemlich normal. Wärst du in dieser Subkultur in Rumänien aufgewachsen, wäre
es auch dir ganz natürlich erschienen.«
    Ich entriss
ihr meine Hände. »Ich glaube euch kein Wort.«
    Mit einem
tiefen Seufzer begann Lucius wieder, auf und ab zu wandern. »Ehrlich, ich kann
dieses Drumherumgerede nicht länger ertragen. Die Geschichte ist ganz einfach.
Du, Antanasia, bist die Letzte einer langen Reihe mächtiger Vampire. Der
Dragomirs. Alter Vampiradel.«
    Ich fing an
zu lachen, ein schrilles, irgendwie hysterisches Lachen. »Vampiradel. Klar.«
    »Ja.
Hochadel. Und das ist der letzte Teil der Geschichte, die zu erzählen deinen
Eltern immer noch zu widerstreben scheint.« Lucius beugte sich über den Tisch,
stützte die Ellbogen auf und sah mich herausfordernd an. »Du bist eine
Vampirprinzessin – die Erbin der Dragomirs. Ich bin ein Vampirprinz. Der Erbe
eines ebenso mächtigen Clans, der Vladescus. Noch mächtiger, würde ich sagen,
aber darum geht es jetzt nicht. Wir wurden einander in einer Verlobungszeremonie
kurz nach unserer Geburt versprochen.«
    Hilfe
suchend blickte ich meine Mom an, aber alles, was sie sagte, war: »Die
Zeremonie war ziemlich dramatisch, sehr ausgefeilt.«
    »In einer
riesigen Höhle in den Karpaten«, fügte Dad hinzu. »Mit Hunderten von Kerzen.«
Er betrachtete meine Mom mit liebevoller Bewunderung. »Kein anderer Außenstehender
hatte jemals Zugang dazu.«
    Ich
funkelte sie an. »Ihr wart dabei? Bei dieser Zeremonie?«
    »Oh, wir
haben auf diese Weise eine Menge Vampire kennengelernt und viele interessante
kulturelle Eigenheiten erfahren.« Bei der Erinnerung lächelte Mom ein wenig.
»Du solltest die Zusammenfassung meiner Forschungen im Journal
osteuropäischer Volkskultur lesen. Es war ein ziemlich bahnbrechender
Bericht, möchte ich behaupten.«
    »Lassen Sie
mich zu Ende erzählen, bitte«, murrte Lucius.
    »Immer mit
der Ruhe«, tadelte Dad sanft. »In unserer kleinen Demokratie bekommt jeder die
Gelegenheit zu sprechen.«
    An dem
abschätzigen Blick, den Lucius meinem Dad zuwarf, konnte ich erkennen, dass er
nicht viel von Demokratie hielt. Der unter Wahnvorstellungen leidende Möchtegerndracula
begann von Neuem, auf und ab zu gehen. »Die Verlobungszeremonie hat unser
Schicksal besiegelt, Antanasia.
Wir sollen heiraten, kurz nachdem du volljährig geworden bist. Wenn unsere
Blutlinien vereint sind, festigt das die Stärke unserer Clans und setzt Jahren
der Rivalität und des Krieges ein Ende.« Seine schwarzen Augen glänzten und
sein Blick war in die Ferne gerichtet. »Es wird ein glorreicher Augenblick in
unserer Geschichte sein, wenn wir die Macht ergreifen. Fünf Millionen Vampire – deine Familie und meine vereint –, alle unter unserer Regentschaft.« Mein
angeblicher Verlobter kehrte ruckartig in die Realität zurück und sah mich
naserümpfend an. »Den Hauptteil der Verantwortung werde natürlich ich
übernehmen.«
    »Ihr seid
alle wahnsinnig«, erklärte ich, während ich fassungslos von einem Gesicht zum
nächsten blickte. »Das ist doch total verrückt.«
    Lucius kam
näher und beugte sich vor, sodass unsere Gesichter sich beinahe berührten. Zum
ersten Mal sah ich in seinen dunklen Augen Neugier, nicht bloß Geringschätzung
oder Spott oder Überlegenheit. »Wäre es denn wirklich so abstoßend, Antanasia?
Mit mir zusammen zu sein?«
    Ich war mir
nicht sicher, was er meinte. Sprach er von ... uns beiden zusammen, nicht als
vereinte politische Führung, sondern als Liebespaar?
    Ich sagte
nichts. Glaubte
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