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Der Vampir, den ich liebte

Der Vampir, den ich liebte

Titel: Der Vampir, den ich liebte
Autoren: Beth Fantaskey
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Schultern und seinem ausgeprägten Kinn.
»Was kannst du denn schon Beunruhigendes über ihn wissen? Wir haben ihn doch
gerade erst kennengelernt.«
    »Genau
genommen habe ich ihn heute früh schon mal gesehen«, sagte ich. »Dieser Typ – Lucius – stand an meiner Bushaltestelle. Und hat mich angestarrt.«
    »Das ist alles?« Mindy verdrehte die Augen. »Vielleicht fährt er auch mit dem Bus?«
    »Er ist
nicht eingestiegen.«
    »Also hat
er den Bus verpasst.« Sie zuckte die Achseln. »Das ist blöd, aber nicht
beängstigend.«
    Mindy
kapierte überhaupt nichts. »Es ist viel unheimlicher«, beharrte ich. »Ich ...
ich glaube, er hat meinen Namen gesagt. Gerade als der Bus anhielt.«
    Mindy
wirkte verwirrt.
    »Meinen alten Namen«, klärte ich sie auf.
    Meine beste
Freundin holte tief Luft. »Okay. Das ist tatsächlich ein kleines bisschen
unheimlich.«
    »Niemand
kennt diesen Namen. Niemand.«
    Ehrlich
gesagt hatte ich nicht einmal Mindy viel von meiner Vergangenheit erzählt. Die
Geschichte meiner Adoption war mein streng gehütetes Geheimnis. Wenn das jemals
herauskam ... Die Leute würden mich für einen Freak halten. Ich selbst fühlte
mich wie ein Freak, wann immer ich an die Geschichte dachte. Meine
Adoptivmutter, eine Kulturanthropologin, hatte einen bizarren Untergrundkult
in Zentralrumänien erforscht. Sie war mit meinem Adoptivvater dort gewesen, um
die Rituale dieses Kults zu beobachten, in der Hoffnung, sie für einen weiteren
ihrer bahnbrechenden Insiderartikel über einzigartige Subkulturen verwenden zu
können. Die Recherche in Osteuropa war jedoch anders gelaufen als geplant. Der
Kult war ein wenig zu bizarr gewesen, ein wenig zu ausgeflippt, und
einige rumänische Dorfbewohner hatten sich zusammengerottet, in der Absicht,
der Sache ein Ende zu bereiten. Ein für alle Mal.
    Kurz vor
dem Angriff des Mobs hatten meine leiblichen Eltern mich, einen Säugling, den
amerikanischen Forschern anvertraut und sie angefleht, mich in die Vereinigten
Staaten mitzunehmen, wo ich sicher sein würde.
    Ich hasste
diese Geschichte. Hasste die Tatsache, dass meine leiblichen Eltern ignorante,
abergläubische Leute gewesen waren, die man hatte überreden können, irgendeinem
seltsamen Kult beizutreten. Ich wusste nicht einmal, was für Rituale das waren.
Allerdings wusste ich, womit sich meine Mom so beschäftigte. Tieropfer, Baumanbetung,
Jungfrauen, die in Vulkane geworfen wurden ... vielleicht hatten
meine leiblichen Eltern sogar mit irgendwelchen abartigen Sexualpraktiken zu
tun gehabt. Vielleicht war das der Grund, warum sie ermordet worden waren.
    Wer wusste
das schon? Wer wollte das wissen?
    Ich fragte
nicht nach den Einzelheiten und meine Adoptiveltern belästigten mich nicht
damit. Ich war einfach glücklich, Jessica Packwood zu sein, Amerikanerin. Was
mich betraf, existierte eine Antanasia Dragomir nicht.
    »Bist du
dir ganz sicher, dass er deinen Namen genannt hat?«, fragte Mindy.
    »Nein«, gab
ich zu. »Aber ich dachte, ich hätte ihn gehört.«
    »Oh, Jess.«
Mindy seufzte. »Niemand kennt diesen Namen. Du hast dir das Ganze
wahrscheinlich bloß eingebildet. Oder er hat etwas gesagt, das wie Antanasia
klingt.«
    Ich sah
Mindy schief an. »Was klingt denn wie Antanasia?«
    »Keine
Ahnung. Wie wär's mit ›Ah, da bist du ja?‹«
    »Ja, klar.«
Aber das brachte mich dann doch irgendwie zum Lachen. Wir gingen vor zur Straße,
wo meine Mom mich abholen wollte. Ich hatte sie in der Mittagspause angerufen
und ihr erklärt, dass ich nicht mit dem Bus nach Hause fahren würde.
    Mindy gab
noch nicht auf. »Ich mein ja bloß, dass du diesem Lucius wenigstens eine Chance
geben solltest.«
    »Warum?«
    »Weil ...
weil er so groß ist«, erklärte Mindy, als sei Größe ein Beweis für
guten Charakter. »Und habe ich schon erwähnt, dass er Europäer ist?«
    Der rostige
alte VW-Bus meiner Mutter hielt klappernd am Straßenrand und ich begrüßte sie
mit einem Winken. »Ja. Ein auffällig großer Europäer ist als Stalker so viel
besser als ein Amerikaner von durchschnittlicher Größe.«
    »Na ja,
zumindest beachtet Lucius dich.« Mindy schniefte. »Mich beachtet nie jemand.«
    Wir
erreichten den VW-Bus und ich öffnete die Tür. Bevor ich auch nur Hallo sagen
konnte, stieß Mindy mich beiseite, beugte sich über den Beifahrersitz und
plärrte: »Jess hat einen Freund, Dr. Packwood!«
    Mom sah
mich verwirrt an. »Ist das wahr, Jessica?«
    Jetzt war
es an mir, Mindy aus dem Weg zu stoßen. Ich stieg ein und schlug
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