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Der Vampir, den ich liebte

Der Vampir, den ich liebte

Titel: Der Vampir, den ich liebte
Autoren: Beth Fantaskey
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meiner
Freundin die Tür vor der Nase zu. Mindy winkte lachend, während Mom und ich
losfuhren.
    »Ein
Freund, Jessica?«, fragte Mom noch einmal. »Am ersten Schultag?«
    »Er ist nicht mein Freund«, grummelte ich und schnallte mich an. »Er ist ein unheimlicher
Austauschschüler aus Europa, der mich verfolgt.«
    »Jessica,
du übertreibst mal wieder«, erwiderte Mom. »Männliche Jugendliche benehmen sich
in der Öffentlichkeit häufig ein bisschen unbeholfen. Du deutest wahrscheinlich
einfach nur ein unschuldiges Benehmen falsch.«
    Wie alle
Kulturanthropologen glaubte Mom, alles über menschliche soziale Interaktion zu
wissen.
    »Du hast
ihn nicht heute Morgen an der Bushaltestelle gesehen«, wandte ich ein. »Er
stand da in diesem großen schwarzen Umhang ... Und als mein Finger geblutet
hat, hat er sich die Lippen geleckt ...«
    In diesem
Moment trat Mom so fest auf die Bremse, dass ich mit dem Kopf beinahe gegen die
Frontscheibe geknallt wäre. Hinter uns wurde wütend gehupt.
    »Mom! Was
sollte das denn?«
    »Entschuldige,
Jessica«, sagte sie und sah jetzt doch ein wenig blass aus. Sie trat wieder
aufs Gas. »Es war nur, weil du gesagt hast ... dass du dich geschnitten hast.«
    »Ich habe
mir in den Finger geschnitten und er hat deswegen praktisch gesabbert. Als wär
mein Finger eine ketchuptriefende Fritte.« Ich schauderte. »Es war echt
widerlich.«
    Mom wurde
noch blasser und da wusste ich, dass etwas nicht stimmte.
    »Wer ...
wer ist dieser Junge?«, fragte sie schließlich, als wir in der Nähe des
Grantley College, wo Mom unterrichtete, vor einem Stoppschild stehen blieben.
»Wie heißt er?«
    Ich konnte
spüren, dass sie sich alle Mühe gab, es beiläufig klingen zu lassen, und das
machte mich nur noch nervöser.
    »Er heißt
...« Noch bevor ich seinen Namen aussprechen konnte, entdeckte ich ihn. Er saß
auf der niedrigen Mauer, die den Campus umgab. Und er beobachtete mich. Schon
wieder. Sofort brach mir der Schweiß aus. Aber diesmal war ich wirklich sauer. Genug
ist genug. »Er ist gleich dort drüben«, rief ich und deutete mit dem Finger
aus dem Fenster. »Und er starrt mich schon wieder an!« Das war kein
»unbeholfenes Benehmen in der Öffentlichkeit«. Das war Stalking. »Er soll mich
einfach in Ruhe lassen!«
    In diesem
Moment tat meine Mom etwas völlig Unerwartetes. Sie fuhr an den Straßenrand – und hielt genau dort, wo Lucius saß und mich beobachtete. »Wie heißt er,
Jess?«, fragte sie noch einmal, während sie ihren Sicherheitsgurt öffnete.
    Ich nahm
an, dass Mom ihn zur Rede stellen wollte, daher hielt ich sie am Arm fest.
»Mom, nein. Er ist, na ja, ziemlich unausgeglichen.«
    Aber meine
Mutter schob nur sanft meine Finger von ihrem Arm. »Sein Name, Jessica.«
    »Lucius«,
antwortete ich. »Lucius Vladescu.«
    »Großer
Gott«, murmelte Mom. Sie schaute an mir vorbei zu dem Stalker hinüber. »Ich
nehme an, das war unvermeidlich
...« In ihren Augen stand ein seltsamer, geistesabwesender Ausdruck.
    »Mom?« Was
war unvermeidlich?
    »Warte
hier«, sagte sie, wobei sie mich immer noch nicht ansah. »Rühr dich nicht von
der Stelle.« Sie klang so ernst, dass ich nicht wagte zu protestieren. Ohne ein
weiteres Wort stieg Mom aus und ging direkt auf den unheimlichen Jungen zu, der
mich den ganzen Tag lang verfolgt hatte. War sie verrückt? Würde er versuchen
wegzulaufen? Oder durchdrehen und ihr etwas antun? Aber nein, stattdessen ließ
er sich anmutig von der Mauer gleiten und machte eine Verbeugung – eine
richtige Verbeugung, aus der Hüfte. Was zum...?
    Ich
kurbelte das Fenster herunter, aber sie sprachen so leise, dass ich kein Wort
verstehen konnte. Das Gespräch schien eine Ewigkeit zu dauern, dann schüttelte
meine Mutter ihm die Hand.
    Lucius
Vladescu wandte sich zum Gehen und Mom stieg wieder ein und ließ den Motor an.
    »Was war
das denn?«, fragte ich völlig perplex.
    Meine
Mutter sah mir direkt in die Augen. »Dein Vater und ich müssen mit dir reden.
Heute Abend.«
    »Worüber?«
Da war es wieder, das Kribbeln. Ein unangenehmes Kribbeln. »Kennt ihr
diesen Typen?«
    »Wir werden
es dir später erklären. Wir haben dir so ungeheuer viel zu erzählen. Und wir
müssen uns beeilen, bevor Lucius zum Abendessen kommt.«
    Meine
Kinnlade hing immer noch auf dem Boden, als Mom mir die Hand tätschelte und
sich in den Verkehr einfädelte.

Kapitel 5
    Meine Eltern bekamen jedoch nie die
Chance zu erklären, was genau da vor sich ging. Als wir zu Hause ankamen, gab
mein Dad
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