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Der Vampir, den ich liebte

Der Vampir, den ich liebte

Titel: Der Vampir, den ich liebte
Autoren: Beth Fantaskey
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einen Moment Zeit, um unseren neuen Austauschschüler zu begrüßen, Lucius
...« Stirnrunzelnd schaute sie wieder auf ihren Plan. »Vlades...cuuu. Habe ich
es richtig ausgesprochen?«
    Die meisten
Schüler hätten einfach gemurmelt: »Ja, egal.« Ich meine, wer scherte sich schon
um einen Namen?
    Mein
Stalker, der scherte sich darum.
    »Nein«,
erwiderte er. »Nein, das ist nicht korrekt.«
    Hinter mir
war das Scharren eines Stuhls auf Linoleum zu hören, dann fiel ein Schatten auf
mein Pult. Wieder kribbelte es mir im Nacken.
    »Oh.« Mrs
Wilhelm wirkte leicht erschrocken beim Anblick eines hochgewachsenen Teenagers
in schwarzem Samtumhang, der zwischen den Sitzreihen auf sie zukam. Sie hob
mahnend einen Finger, als wolle sie ihm sagen, dass er sich wieder hinsetzen
sollte, aber er ging einfach an ihr vorbei.
    Er nahm
sich einen Marker aus der Schale unter der weißen Wandtafel, schraubte den Verschluss
ab und schrieb in eleganter Handschrift das Wort Vladescu an die Tafel.
    »Mein Name
ist Lucius Vladescu«, erklärte er und deutete auf das Wort. »Vla-DES-cu.
Betonung auf der mittleren Silbe bitte.«
    Dann
verschränkte er die Hände hinter dem Rücken und begann auf und ab zu gehen, als
sei er der Lehrer. Dabei stellte er nach und nach mit jedem Schüler im Raum
Blickkontakt her, als unterzöge er uns alle einer Musterung. Seinem
Gesichtsausdruck nach fiel diese nicht gerade zu unserem Vorteil aus.
    »Der Name
Vladescu wird in Osteuropa hoch geschätzt«, informierte er uns. »Es ist ein
adliger Name.« Er hielt in seinem Auf und Ab inne und blickte mir in die
Augen. »Ein königlicher Name.«
    Ich hatte
keine Ahnung, wovon er redete.
    »›Klingelt
da nicht etwas‹, wie ihr Amerikaner sagt?«, fragte er die Klasse. Wobei er
immer noch mich anstarrte. Gott, waren seine Augen schwarz.
    Ich zuckte
zurück und blickte zu Mindy hinüber, die sich Luft zufächelte und mich
überhaupt nicht wahrnahm. Es war, als stünde sie unter einem Bann. Das galt
eigentlich für alle in der Klasse. Niemand zappelte oder flüsterte und
kritzelte mehr.
    Beinahe
gegen meinen Willen richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf den Typen – den Teenager! –, der den Kurs für englische Literatur gerade an sich gerissen
hatte. Es war wirklich so gut wie unmöglich, ihn zu ignorieren. Lucius
Vladescus eher langes, glänzend schwarzes Haar wirkte in Lebanon County,
Pennsylvania, deplatziert, aber zu den europäischen Models in Mindys Cosmopolitan –Heften
hätte es gut gepasst. Er war muskulös und schlank wie ein Model, mit hohen
Wangenknochen, gerader Nase und ausgeprägtem Kinn. Und diese Augen ...
    Warum hörte
er nicht auf, mich anzustarren?
    »Gibt es
sonst noch etwas, was du uns gerne über dich erzählen würdest?«, fragte Mrs
Wilhelm schließlich ziemlich lahm.
    Lucius
Vladescu fuhr auf dem Absatz zu ihr herum und schraubte den Marker energisch
zu. »Nicht unbedingt. Nein.« Die Antwort war nicht unhöflich – aber er sprach
mit Mrs Wilhelm auch nicht gerade wie ein Schüler mit einer Lehrerin.
    Eher so,
als seien sie einander gleichgestellt.
    »Wir würden
bestimmt alle liebend gern mehr über deine Herkunft hören«, setzte Mrs Wilhelm
nach und fügte hinzu: »Es klingt wirklich interessant.«
    Aber Lucius
Vladescu hatte seine Aufmerksamkeit schon wieder auf mich gerichtet.
    Ich machte
mich auf meinem Stuhl so klein wie möglich. Fällt das eigentlich sonst noch
jemandem auf?
    »Ihr werdet
zu gegebener Zeit mehr über mich erfahren«, sagte Lucius. In seiner Stimme lag
ein Anflug von Frustration. Ich hatte keine Ahnung, warum. Aber es machte mir
irgendwie schon wieder Angst. »Das ist ein Versprechen«, fügte er hinzu und sah
mich durchdringend an. »Ein Versprechen.«
    Ich konnte
mir nicht helfen, aber es klang eher wie eine Drohung.

Kapitel 4
    Hast du mitbekommen, wie der Neue dich
im Literaturkurs angesehen hat?«, rief Mindy, als wir uns nach der Schule
trafen. »Er ist zum Anbeißen und er steht total auf dich! Und er hat blaues
Blut.«
    Ich drückte
ihr Handgelenk und versuchte, sie zu beruhigen. »Min ... bevor du dir Gedanken
über ein Geschenk für unsere ›königliche‹ Hochzeit machst ... muss ich
dir dringend etwas ziemlich Beunruhigendes über diesen Typen erzählen, den du
so zum Anbeißen findest.«
    Meine
Freundin verschränkte skeptisch die Arme vor der Brust. Mindy hatte sich
bereits eine Meinung zu Lucius Vladescu gebildet – und diese Meinung basierte
auf nichts anderem als seinen breiten
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