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Der Untergang der Telestadt

Der Untergang der Telestadt

Titel: Der Untergang der Telestadt
Autoren: Alexander Kröger
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mit uns allen. Und er gab den einen Befehl, vor dessen Ausführung wir alle unausgesprochen ein wenig Furcht hatten: »Wir landen!«
    Landen war eigentlich das, worauf sicher die meisten Mannschaften in unserer Lage sonst gebrannt hätten – gleichgültig, ob dort unten Primaten wandelten oder es nur Tiere und Pflanzen zu entdecken galt. Wir selbst hatten vor der Erkundung des Grauen so empfunden. Um wie vieles interessanter versprach hingegen Flora zu werden! Aber genau das war es!
    Erstens – wo landen! Ohne darüber zu diskutieren, schien es jedem ausgeschlossen, wie sonst üblich, ein kleines Landeboot, ein Shuttle, von denen wir zwei an Bord hatten, auszusetzen. Wie sollte ein solches Fahrzeug aus dieser Landschaft heraus wieder starten. Also blieb nur die Landung mit dem Schiff – mit allen Risiken, die derartiges in sich barg, und hier lagen sie sichtbar unter uns: Sumpf, riesige Pflanzen… Am sichersten schien die Buschsteppe – in einer Entfernung von mehreren hundert Kilometern vom Objekt. Das würde Marsch in unwegsamem Gelände bedeuten und unsere Fahrtechnik mit hoher Wahrscheinlichkeit überfordern. Und – eine solche Landestelle widerspräche in gewisser Weise dem Auftrag: Es galt das Typische zu erkunden. Das Typische von Flora waren nun einmal die üppig bewachsenen Regionen, die sechs Achtel der Oberfläche ausmachten.
    Es blieb keine Alternative; denn heimzufliegen, ohne das untersucht zu haben, würde uns keiner verzeihen, am wenigsten wir uns selbst. Ab diesem Zeitpunkt suchten wir gezielt einen Landeplatz. Wir blieben im wesentlichen in der Bahn, erweiterten sie jedoch zu einem Streifen. Und während des vierten Durchgangs empfingen wir einen starken Radarreflex im gemäßigten Areal zwischen Buschsteppe und Tropenzone. Als wir das Phänomen näher untersuchten, stellten wir fest, daß es sich um ein Oval handelte, das vom Pflanzenbewuchs her aus seiner Umge bung herausstach, die Pflanzen zeigten gleiche Färbung, als seien sie von einer Art, und auffallend weniger hochwüchsige standen dort – als wären sie jünger. Deutlich zeichnete sich so der Fleck von der Umgebung ab, und dort heraus kam der Radarreflex…
    Bruno erläuterte seinen Vorschlag zum Landevorgang: »Wir gehen einige hundert Meter über dem Boden in die Schwebe, bleiben so lange, wie wir das Schiff halten können. Wir müssen uns den Platz mit den Triebwerken freibrennen und sintern, auch wenn wir dabei eine beträchtliche Fläche verwüsten… Wir landen nicht, wie vielleicht der eine oder andere annimmt, in diesem Oval. Mir erscheint der Platz verdächtig, ein Sumpf, ein Karsteinbruch. Wir gehen ungefähr einen Kilometer weiter, der Steppe zu. Carlos, bereite das bitte vor…«
    »Also kommen wir gleich feuerspeiend mit Vernichtung«, warf ich ein. Bruno zuckte mit den Schultern. »Ich sagte es schon.« Es klang zurechtweisend, dann setzte er versöhnlicher hinzu: »Ich würde es gern vermeiden.« Im Ton schwang echtes Bedauern. »Nenn mir etwas Besseres – oder Risikoärmeres…« Das konnte ich natürlich nicht.
    Wir stimmten Brunos Vorschlag zu, in der Gewißheit, uns in eine große Gefahr zu begeben.

    Die Landung verlief wider Erwarten ziemlich reibungslos. Wir beobachteten durch die Bodenausgucke das von uns verursachte Inferno. Gewächse – man muß sagen, Bäume – verloren im Feuersturm zunächst Blätter und Nadeln, die glühend hoch aufstoben und verwirbelten. Stämme verkohlten blauflammig in Augenblicken. Über die Außenmikrofone drangen Knattern, Knallen und Splittern, Lodern und Zischen, gemischt mit dem Zubodenkrachen schwerer Stämme.
    Den verkohlenden, verglimmenden Rest walzten wir mit dem Schiffsrumpf nieder. Das Ganze dauerte keine Stunde.
    Wir hatten nicht die geringste Sicht nach draußen. Die Infrasensoren wurden von unten durch die Hitze überstrahlt. Um die Direktsichtfenster quoll dichter Qualm. Obwohl es heller Tag war, mußten wir hinter diesen Fenstern bei künstlichem Licht arbeiten.
    Ab und an ruckte es. Eine der vier Stützen sackte nach, was uns jedoch nicht mehr in Panik versetzte. Die Bodensonde hatte die notwendige Standfestigkeit signalisiert. Auf Sumpf standen wir nicht. Was also nachgab unter uns, war das veraschende Holz, wenn es tatsächlich Holz war. Trotz aller Glut hatten wir den Eindruck, wir hätten auf der Erde unter ähnlichen Bedingungen ein weitaus größeres Flammenmeer verursacht. An eine Analyse der Atmosphäre konnten wir natürlich erst dann gehen, wenn der
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