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Der Untergang der Telestadt

Der Untergang der Telestadt

Titel: Der Untergang der Telestadt
Autoren: Alexander Kröger
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schlagend logischen
Erwiderung abgetan: »Wir werden sehen.« Niemand glaubte an eine Zivi
lisation, ich im Grunde auch nicht.
Und ich übte mich in Disziplin.

    Wenn eine solche Einschätzung gestattet ist: Der Planet schien ein Mittelding zwischen Erde und Venus zu sein, von der Größe, der Gravitation und den Temperaturen her.
    Schon bevor wir im Orbit einparkten, wußten wir, wir träfen auf eine aller Wahrscheinlichkeit nach atembare Atmosphäre, falls nicht in Bodennähe geringe Mengen giftiger Gase stünden, die wir aus der Entfernung nicht aufspüren konnten. Auf Grund der Sonnennähe des Planeten, vermutlich aber seiner komplizierten Bahn wegen, spielten Temperaturunterschiede in Abhängigkeit der geographischen Breite offenbar keine wesentliche Rolle. Da wir Vegetation und eine Wasserdampfübersättigung feststellten, mußten wir davon ausgehen, über weite Regionen eine Art tropischer Verhältnisse vorzufinden. Leben also im Überfluß, eine Evolution, in Teilen der irdischen vergleichbar, Pflanzen, Tiere, Primaten? Das war die Frage.
    Aus dem Orbit bestätigten alle Messungen, alle Spezialfotografien Vegetation, regional nur wenig differenziert. Eine breite Hügelkette zog sich beinahe wie ein Wulst um den gesamten Himmelskörper. Und es gab riesige Flächen, die auf überwachsene, stark wasserführende Areale hindeuteten, auf Moore und Sümpfe vielleicht oder dicht mit Pflanzen überwucherte Seen.
    Lisa schlug vor, den Planeten »Flora« zu nennen. Wir stimmten zu, fortan würde er in allen Ephemeriden unter diesem Namen geführt werden.
    Wir standen mit dem Schiff nicht planetstationär, sondern kreisten ohne Antrieb als Satellit in Bahnen, die in einem irdischen Tag, also in zwanzig Stunden, einmal den gesamten Planeten umrundeten, und natürlich traktierten wir ihn mit allen uns zur Verfügung stehenden Meß- und Informationsmitteln, wobei wir selbstverständlich stärkere Strahlungen nicht anwendeten.
    Der Planet machte seinem Namen Ehre. Von Nord nach Süd, von Ost nach West nichts als Vegetation in überwiegend grünen Farben. Wo bei anderen derartigen Himmelskörpern weiße Polkappen dominierten, vermuteten wir hier höchstens baumsteppenartige Landstriche geringen Ausmaßes. Die Temperaturen in Äquatornähe lagen bei fünfzig Grad Celsius und darüber, und ähnlich wie auf der Erde mußten sich täglich, den Wolkenbildungen nach zu schließen, Tausende von Kubikmetern Flüssigkeit – wir waren sicher: Wasser – in die Wälder ergießen. Und dieses Gebiet erstreckte sich weit nach Norden und Süden, reichte also über das, was wir auf der Erde als gemäßigte Zonen bezeichnen, beträchtlich hinaus.
    Sicher waren wir uns auch, eine Fauna vorzufinden. Unterschiedliche Färbungen und Wuchsformen der Pflanzen ließen auf eine beachtliche Artenvielfalt schließen. Es widerspräche Evolutionsregeln, wenn sich eine solche gefächerte Entwicklung ausschließlich im Pflanzenreich vollzöge.
    Ab und an glaubten wir, bei größter Foto- oder Optikauflösung, Vogelschwärme über den Wäldern auszumachen oder Herden über heller gefärbtem Untergrund. Aber wenn nicht diese Regenwolken wucherten, dünstete der Planet naturgemäß, und Schleier umflirrten ihn nach allen Richtungen.
    Nur der Infratest gab merkwürdigen Aufschluß: Wir jagten alle diese Aufnahmen durch den Schnelltester und ließen nur solche auswerfen, die Herde einer bestimmten Strahlung aufwiesen. Und davon fand sich eine solche Menge, die manuell auszuwerten unser Vermögen überstieg. Also ließen wir nach grober Durchsicht die Aufnahmen mit höhergeschraubtem Grenzwert erneut durch den Tester laufen. Noch immer blieb eine Unzahl Fotos übrig, aber das Material wurde überschaubarer: zum Beispiel gesprenkelte Herde. Ich hatte auf der Erde, mit ähnlicher Methode aufgenommen, eine Gruppe Elefanten gesehen. Ähnlichkeiten waren unverkennbar. Dann zeigten die Schirme eine Menge verstreuter Objekte, vereinzelte Strahlungsquellen also, die ein erhitzter Fels, ein großes Tier, ein Feuer, eine heiße Quelle oder unbekannte Phänomene, zum Beispiel Wärme spendende Pflanzen, chemische Reaktionen, sein konnten. Nun, Steine ließen sich genau wie vieles andere, das sekundär nach langer Sonnenbestrahlung Wärme abgab, insofern aussondern, als Tag- und Nachtaufnahmen verglichen wurden. Etliches konnten wir so eliminieren.
    Nach all diesen aufwendigen Untersuchungen, natürlich gepaart mit anderen, die die gesamte Mannschaft weit über das
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