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Der Unsichtbare Feind

Titel: Der Unsichtbare Feind
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ihrer Witze sein würde, wenn sie ihre Freunde mit Erzählungen über den Tag erfreute, an dem sie sich gegen ein Monster in der Notaufnahme des New York City Hospital erhoben hatte. Als er an einem Spiegel über dem Waschbecken vorbeikam, starrten ihn schwarz geränderte Augen aus tief eingesunkenen Höhlen an, die ihn glatt ein Jahrzehnt älter als seine 45 Jahre aussehen ließen. »Gott, ich habe mich gehen lassen«, murmelte er verärgert, als er in die Schwesternstation zurückkam. »Und warum ist es hier drinnen so heiß? Mann, ich schwitze wie ein Schwein.«
    Während er eine Notiz auf dem Krankenblatt des Jungen machte, musste er unterbrechen und sein linkes Handgelenk massieren. In letzter Zeit schmerzte es, und da er Linkshänder war, hatte er den Schmerz auf eine Verletzung durch die ständig wiederholten Bewegungen geschoben, die Leute plagten, die am Computer arbeiteten oder viel schreiben mussten. Das hat mir noch gefehlt, dachte er, denn ihm wurde schmerzlich bewusst, dass ein Notarzt, der nicht rasch hunderte von Notizen und Anweisungen aufschreiben konnte, überhaupt nicht in der Lage war, in der Notaufnahme zu arbeiten.
    »Entschuldigen Sie, Doktor Steele, aber die Mutter des Jungen ist da, eine Miss Armstrong«, unterbrach ihn eine der Schwestern.
    Er ging in den Korridor, um sie zu begrüßen. Eine dünne Frau mit glatten, blonden Haaren, die wohl Anfang bis Mitte 30 war, starrte ihn mit angsterfüllten, blauen Augen an, während er näher kam. Sie und ihr Sohn hatten praktisch dieselben Gesichtszüge, bemerkte Steele, und ihre Ähnlichkeit rief Gedanken an eine andere Mutter und ihren Sohn hervor, die sich glichen wie ein Ei dem anderen. »Ihrem Jungen geht es wieder gut«, verkündete er, noch bevor er sie erreichte, und augenblicklich wich die Angst aus ihrem Gesicht.
    »Gott sei Dank«, hörte er sie flüstern, während sie ausatmete und entspannt die Schultern sinken ließ.
    Während sie zum Schockraum gingen und sich zwischen den Liegen hindurchschlängelten, bereitete er sie auf den Anblick vor, der sie erwartete. »Er ist intubiert und sediert, aber das Schlimmste ist vorbei. Er dürfte sich recht schnell erholen und heute Nacht wieder selbstständig atmen. Aber es hat nicht viel gefehlt, und von jetzt an sollte er ständig eine Adrenalinspritze mit sich führen. Er muss Nüsse gegessen haben, ohne es zu wissen.«
    »Nein, Herr Doktor«, protestierte sie und blieb unvermittelt stehen. »Das kann es nicht gewesen sein. Er ist peinlich genau darauf bedacht, sie zu vermeiden. Seine Freunde haben mich auf der Arbeit angerufen und mir erzählt, was passiert ist. Sie haben in einem Bioladen am Ort vegetarische Hamburger gegessen. Übrigens, die Inhaber dort kennen ihn und sind genauso vorsichtig mit dem Essen wie wir selbst.«
    »Soja!«, rief Steele.
    »Wie bitte?«
    »Das ist ein wesentlicher Bestandteil in so genannten vegetarischen Ersatzstoffen für Fleisch und hat in den letzten paar Jahren die Liste der Nahrungsmittelallergien in astronomische Höhen steigen lassen, besonders bei Menschen, die gegen Nüsse allergisch sind. Es hat noch niemand einen endgültigen Beweis, aber in der Wissenschaft wird intensiv der Verdacht diskutiert, dass der Anstieg auf die genetische Manipulation der Sojapflanzen selbst zurückzuführen ist, im Einzelnen durch die Einschleusung der DNA aus einer Paranussart, um ihre Widerstandskraft zu erhöhen. Um die Sache noch schlimmer zu machen, können gefährdete Menschen wie Ihr Sohn diese modifizierte Varietät nicht vermeiden, weil sie nicht als solche deklariert wird. Ich fürchte, es gibt keine andere Möglichkeit, als alle sojahaltigen Produkte aus seiner Ernährung zu eliminieren …«
    Während Steele die Notwendigkeit der erhöhten Wachsamkeit erklärte, die von nun an das Los ihres Sohnes und praktisch jedes Menschen, der sich um ihn kümmerte, sein würde, verstärkte sich der Schmerz in seinem Handgelenk so sehr, dass es ihm schwer fiel, nicht zusammenzuzucken. Als er wieder auf der Schwesternstation war, wurde er weiter davon beeinträchtigt, während er versuchte, seine Krankennotizen zu vervollständigen. Schon stand die Oberschwester an der Tür, um ihn zu einem weiteren Notfall zu rufen. »Es ist ein Mann, der aus Mund und Darm blutet, wahrscheinlich aus einem Geschwür, und der unter Schock steht. Wir haben Sauerstoff gegeben, Infusionen und Bluttransfusionen angelegt, aber das reicht nicht …«
    Ihre Worte wurden plötzlich zu einem Dröhnen
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