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Der Unsichtbare Feind

Titel: Der Unsichtbare Feind
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Infusionsflüssigkeiten, die in seine Arme flossen. Die eine ist sicher Nitroglyzerin, die andere Heparin, glaubte Steele, der nun erkannte, dass er jetzt auf der Intensivstation der Kardiologie lag.
    »Die Angioplastie ist gut verlaufen«, erzählte die Schwester seinem Sohn. »Dabei wird ein Katheter mit einem Ballon am Ende in die Arterien des Herzens geschoben. Dieses Gerät benutzen wir nach einem Herzanfall, wenn es möglich ist, um die verstopfte Stelle aufzuweiten und wieder einen normalen Blutfluss herzustellen, bevor der Herzmuskel zu sehr geschädigt wird. Dein Vater braucht Ruhe und Zeit, aber seine Aussichten sind gut.«
    Wie gut?, wollte Steele sofort wissen. Er hatte schnell entdeckt, dass er nun, da er dem Tod von der Schippe gesprungen war, trotz allem leben wollte. Und welche Arterie war verschlossen gewesen? Wie viel der Herzwand war geschädigt? Und ganz besonders wichtig: Was war von seiner Pumpleistung noch übrig? Der Gedanke, den Beschränkungen einer dauerhaften Herzschädigung zu unterliegen, auch wenn er überlebt hatte, erfüllten ihn plötzlich mit einer panischen Verzweiflung. Ein einziger Wert – die Ejektionsfraktion, also die ausgeworfene Blutmenge pro Herzschlag – würde ihm sein Schicksal verraten.
    Aber die Schwester sprach nur mit Chet und ignorierte Steele vollständig, als ob er gar nicht da wäre – nur weil er intubiert war und nicht sprechen konnte. Er machte weitere Stöhngeräusche in seinen Luftschlauch und runzelte grimmig die Stirn, um sein Missfallen zu bekunden, aber er erntete nur ein Kopftätscheln und eine Valiuminjektion.
    Als er wieder wegdämmerte, bemerkte er, dass Chets Gesichtsausdruck von Besorgnis zu der wütenden Streitlust wechselte, der allzu normal geworden war, wenn die beiden sich im selben Raum befanden.
    Der Schwester war die Veränderung des Jungen ebenfalls aufgefallen. »Was ist?«, fragte sie. »Hast du nicht verstanden? Ich habe dir doch gerade erklärt, dass seine Prognose gut ist.«
    »Das ist genau das, was er immer über meine Mutter gesagt hat«, antwortete sein Sohn anklagend, gerade bevor Steele die volle Wirkung des Beruhigungsmittels spürte, die ihn wieder in die Dunkelheit katapultierte.
    Am selben Abend drängten sich zwei Dutzend Journalisten – und Repräsentanten von doppelt so vielen Umweltgruppen – im Sitzungssaal von Agrenomics International, einer Forschungseinrichtung nördlich von White Plains, New York.
    »Und daher, um zum Schluss zu kommen, lassen Sie uns als Partner in das neue Jahrtausend gehen«, sagte Bob Morgan, der Vorstandsvorsitzende. »Ich biete Ihnen diese neue Einrichtung an als Beweis unseres tiefen Wunsches, die Gentechnologie in verantwortungsvoller und vorteilhafter Weise zu nutzen.« Er breitete seine Arme weit aus, als ob er diejenigen, die auf der anderen Seite des Tisches saßen, alle zusammen umarmen wollte. Er hörte einige von ihnen murren, ignorierte sie aber. Stattdessen wies er auf eine Reihe von Technikern, die in Laborkitteln mit dem Logo von Agrenomics auf der Brusttasche hinter ihm standen. »Nachdem Sie die Bodendielen herausgerissen und unser Frankensteinlabor gestürmt haben –«, er machte eine Pause für das Gelächter. Es kam keines. Mit dem Ausdruck gutmütiger Bescheidenheit zuckte er die Achseln und fuhr fort: »– versichere ich Ihnen, dass die Snacks, die wir später servieren, besser sein werden als meine Witze.«
    Diesmal kicherten einige höflich, während die Leute die Stühle zurückschoben, ihre Notizblöcke oder Kassettenrekorder einsammelten und ihre Kameras schulterten.
    Morgan, ein Mann mittleren Alters mit hohen, hellen Augenbrauen und dicht wuchernden Wellen aus lockigem, braunem Haar, atmete gerade erleichtert auf, weil er eine raue Behandlung durch seine ›Gäste‹ hatte vermeiden können, als die Person in dem Raum, die er am meisten fürchtete, flötete: »Werden unsere Milch und Kekse genetisch verändert sein, Mister Morgan?«
    Diese Bemerkung wurde mit lautem Lachen belohnt, während in Morgan Wut hochstieg.
    Die hübsche Frau, die die Frage gestellt hatte, trug kurz geschnittene, kastanienbraune, ins Goldene spielende Haare, war etwa Ende 30 und hatte, wie er wusste, mehr als jeder andere in ihrer Branche dafür getan, die Diskussion um Genetik in Büchern und im Fernsehen bekannt zu machen. Er hätte sogar genussvoll der Spur eines irischen Akzents in ihrer Stimme lauschen wollen, wenn er nicht diese Vorahnung gehabt hätte – sie hatte vor,
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