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Der Unheimliche Weg

Der Unheimliche Weg

Titel: Der Unheimliche Weg
Autoren: Agatha Christie
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zwischen Peters und Mrs Baker.
    Sie wandte sich an Letztere mit den Worten: »Sie – Sie sind also das gewesen, was man einen Verbindungsmann nennt?«
    »Die Bezeichnung trifft den Nagel auf den Kopf, und ich muss selbst sagen, dass ich mich gut dazu eigne. Niemand findet etwas dabei, wenn eine Amerikanerin herumreist und sich die Welt ansieht.«
    Sie war immer noch die plumpe, ständig lächelnde Person; aber Sylvia spürte trotzdem eine deutliche Veränderung. Die konventionelle Tünche war verschwunden, und Mrs Baker entpuppte sich als eine tatkräftige, unter Umständen erbarmungslose Frau.
    »Das gibt eine großartige Schlagzeile für die Presse«, sagte sie und lachte, »ich meine Sie, mein Liebe. Vom Unheil verfolgt, wird man sagen. Zuerst verlieren Sie beinahe Ihr Leben durch den Flugzeugabsturz in Casablanca, und dann kommen Sie bei einem abermaligen Unglück um.«
    Plötzlich durchschaute Sylvia den klug durchdachten Plan. »Und unsere anderen Reisegefährten«, murmelte sie, »sind sie wirklich das, was sie vorgeben?«
    »Gewiss. Dr. Barron ist Bakteriologe, soviel ich weiß. Mr Ericsson ein sehr guter Physiker. Mr Peters Nahrungsmittelchemiker. Miss Needheim ist natürlich keine Nonne, sondern gleichfalls Wissenschaftlerin. Ich bin, wie ich schon sagte, weiter nichts als Verbindungsmann. Ich gehöre nicht zu diesem Gelehrtenzirkel.«
    Sie lachte und fügte hinzu: »Diese Miss Hetherington hatte nie eine Chance.«
    »War denn Miss Hetherington…?«
    Mrs Baker nickte nachdrücklich. »Gewiss, sie war auf Sie angesetzt. Sie blieb Ihnen in Casablanca ständig auf den Fersen.«
    »Aber warum schloss sie sich uns nicht an, obwohl ich sie darum bat?«
    »Das hätte Verdacht erregt, nachdem sie doch kurz vorher in Marrakesch gewesen war. So gab sie stattdessen irgendeine Botschaft nach Marrakesch durch, und dort wird man Sie in Empfang nehmen – wenn Sie kommen. Ist das nicht ein Spaß? Aber sehen Sie, sehen Sie, es brennt!«
    Als sich Sylvia nun aus dem durch die Wüste rasenden Wagen lehnte, sah sie in der Ferne eine düstere Glut und hörte von weither den schwachen Knall einer Explosion.
    Peters warf den Kopf zurück und lachte. »Da sterben nun sechs Menschen – auf dem Flug nach Marrakesch.«
    »Es ist schrecklich«, flüsterte Sylvia.
    »Sie meinen den Sprung ins Unbekannte?«, fragte Peters ernst. »Gewiss, aber es ist der einzig mögliche Weg. Wir lassen die Vergangenheit hinter uns und weihen unsere Kraft der Zukunft. Wir schütteln den Staub des alten Europa von unseren Füßen, wir wenden seinen korrupten Regierungen, seinen Kriegshyänen den Rücken. Eine Neue Welt tut sich vor uns auf – die Welt der Wissenschaft, befreit von altem Moder und alten Vorurteilen.«
    Sylvia atmete tief auf. »So pflegte mein Mann sich auszudrücken.«
    »Ihr Mann?« fragte er mit einem raschen Blick auf sie. »War das Thomas Betterton?«
    Sylvia nickte.
    »Oh, das ist großartig. Ich lernte ihn in den Staaten nicht näher kennen, obwohl ich ihn öfters gesehen habe. Die ZE-Spaltung ist eine der glänzendsten Entdeckungen unseres Zeitalters – ja, vor dem muss man den Hut ziehen. Er hat doch bei dem alten Mannheim gearbeitet?«
    »Ja«, bestätigte Sylvia einsilbig.
    »Man erzählte mir, er habe Mannheims Tochter geheiratet. Aber das können doch nicht Sie sein – «
    »Ich bin seine zweite Frau«, fiel ihm Sylvia ins Wort, »sie – Elsa – starb in Amerika.«
    »Ich erinnere mich. Dann ging er nach England, um dort weiterzuarbeiten…«
    Er lachte plötzlich auf.
    »Und schließlich nutzte er eine Konferenz in Paris und verschwindet nach… ins Niemandsland.«
    Und mit sichtlichem Respekt fügte er hinzu: »Man kann wohl sagen, dass sie solche Dinge ausgezeichnet organisieren.«
    Das musste Sylvia zugeben. Hervorragend der Plan, sechs Leichen mit dem Flugzeug verbrennen zu lassen und den sechs ursprünglichen Fahrgästen den Sprung ins Unbekannte zu ermöglichen. Niemand würde ihnen nachforschen, niemand würde glauben, dass sie noch unter den Lebenden weilten. Würden Jessop und seine Helfer ahnen, dass sie, Sylvia, sich nicht unter den sechs oder sieben verbrannten Leichen befand? Es war nicht wahrscheinlich. Dazu hatte alles zu gut geklappt.
    Peters fuhr fort, mit Enthusiasmus von dem künftigen Leben zu sprechen.
    »Ich hätte nur gern gewusst, wohin es geht«, sagte er.
    Sylvia ging es genauso. Darum wandte sie sich an Mrs Baker und fragte:
    »Wohin fahren wir – was wird die nächste Etappe
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