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Der Unheimliche Weg

Der Unheimliche Weg

Titel: Der Unheimliche Weg
Autoren: Agatha Christie
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zurück.«
    »Ja«, sagte Laurier kühl, »dieses Flugzeugunglück war ein unvorhersehbarer, ein unangenehmer Zwischenfall. Es ist fraglich, ob Sie die nötige Energie zur Fortsetzung Ihrer Reise aufbringen können.«
    »Natürlich kann ich sie fortsetzen«, schrie Sylvia, »mein Mann – «, ihre Stimme brach.
    »Soweit ich unterrichtet bin«, sagte er, »werden Sie von Ihrem Mann sehnlichst erwartet.«
    »Sie haben keine Vorstellung davon«, stammelte sie, »was mein Dasein seit seinem Verschwinden gewesen ist.«
    »Glauben Sie, dass die britischen Behörden sich über Ihr Wissen oder Nichtwissen im Klaren sind?«
    Sylvia zuckte hilflos die Achseln.
    »Wie kann ich das sagen? Sie schienen mit meiner Aussage zufrieden gewesen zu sein. Aber«, fügte sie langsam hinzu, »ich glaube, ich werde beschattet. Ich kann keine bestimmte Person angeben, aber ich habe das unabweisbare Gefühl, dass ich seit meiner Abreise aus England unter Beobachtung stehe.«
    »Natürlich«, sagte Laurier kalt, »wir haben nichts anderes erwartet.«
    »Ich dachte, ich müsste Sie warnen.«
    »Meine liebe Mrs Betterton, wir sind keine kleinen Kinder. Wir wissen, was wir zu tun haben.«
    »Es tut mir leid«, versetzte Sylvia demütig, »dass ich so töricht bin.«
    »Das schadet nichts, wenn Sie nur gehorchen.«
    »Ich werde gehorchen«, versprach Sylvia leise.
    »Sie wurden in England seit der Abreise Ihres Mannes ständig überwacht. Aber Sie haben unsere Botschaft trotzdem bekommen?«
    »Ja.«
    »Nun«, fuhr Laurier fort, »werde ich Ihnen weitere Instruktionen geben.«
    »Ich bitte darum.«
    »Übermorgen werden Sie nach Marrakesch aufbrechen. Wie ich aus Ihren Zimmerbestellungen ersehe, haben Sie das ohnehin vorgehabt. Am Tag nach Ihrer Ankunft in Marrakesch werden Sie ein Telegramm aus England erhalten. Was darinstehen wird, weiß ich nicht, aber es wird Sie veranlassen, augenblicklich Vorbereitungen für Ihre Rückkehr nach England zu treffen.«
    »Ich soll nach England zurück?«, fragte Sylvia verblüfft.
    »Bitte, hören Sie mir genau zu. Ich bin noch nicht zu Ende. Sie werden einen Platz belegen in einem Flugzeug, das am folgenden Tag Casablanca verlässt.«
    »Und wenn schon alles besetzt ist?«
    »Es wird nicht alles besetzt sein, dafür ist gesorgt. Verstehen Sie nun?«
    »Ja, ich verstehe.«
    »Dann gehen Sie jetzt zu Ihrem Führer zurück, der auf Sie wartet. Übrigens, haben Sie nicht die Bekanntschaft einer amerikanischen und einer englischen Dame gemacht, die ebenfalls im Palais Djamai abgestiegen sind?«
    »Ja, es ließ sich nicht gut vermeiden. War das ein Fehler?«
    »Durchaus nicht. Es passt sogar recht gut in unsere Pläne. Wenn Sie eine der Damen veranlassen könnten, Sie nach Marrakesch zu begleiten, umso besser. Leben Sie nun wohl, Madame.«
    »Auf Wiedersehen, Monsieur Laurier.«
    »Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass wir uns je wiedersehen werden«, entgegnete er kalt. Sylvia ging durch die jetzt nicht mehr verriegelte Tür zurück und fand ihren Führer im Teezimmer wartend vor.
    »Ich habe einen sehr guten Wagen aufgetrieben«, sagte er, »wir werden nun eine interessante Fahrt machen.«
     
    »So, Sie fahren morgen nach Marrakesch«, sagte Miss Hetherington, »da haben Sie sich aber nicht sehr lange Zeit für Fes genommen. Wäre es nicht einfacher gewesen, zuerst nach Marrakesch, dann nach Fes zu gehen und später nach Casablanca zurückzufahren?«
    »Das mag sein«, antwortete Sylvia, »aber es ist eine so schwierige Sache mit den Vorbestellungen. Hier ist alles überfüllt.«
    »Aber nicht mit Engländern. Nur Franzosen.«
    Sylvia lächelte schwach. Miss Hetherington hatte offenbar vergessen, dass Marokko eine französische Kolonie war.
    »Franzosen und Deutsche und Armenier und sogar Griechen gibt es hier«, fiel Mrs Baker mit glucksendem Lachen ein, »wenigstens glaube ich, dass dieser zerzauste kleine alte Mann ein Grieche ist.«
    »So sagte man mir«, bemerkte Sylvia.
    »Er scheint etwas Bedeutendes zu sein«, fuhr Mrs Baker fort, »die Kellner überschlagen sich förmlich, wenn sie ihn bedienen.«
    »Ich würde mich freuen, wenn sie beide mit mir nach Marrakesch kämen«, sagte Sylvia, »wir verstehen uns so gut, und es ist so langweilig, allein zu reisen.«
    »Ich war aber doch schon dort«, erwiderte Miss Hetherington missmutig. Doch Mrs Baker schien an Sylvias Idee Gefallen zu finden.
    »Warum eigentlich nicht«, sagte sie. »Es ist schon Monate her, dass ich in Marrakesch war. Ich würde ganz gern
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