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Der unerfüllte Wunsch - Eine phantastische Reise (German Edition)

Der unerfüllte Wunsch - Eine phantastische Reise (German Edition)

Titel: Der unerfüllte Wunsch - Eine phantastische Reise (German Edition)
Autoren: Andreas Acker
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mit der Faust auf die Brust. Als er wieder sprechen konnte, überschlug er sich geradezu vor Freundlichkeit. »Du bist auf dem richtigen Weg, werter Herr. Es ist noch ein ganzes Stück, doch wenn du möchtest, begleite ich dich und unterhalte dich mit meinen Witzen oder einem Schwank aus meiner Jugend.«
    Berzerk konnte sich, außer vielleicht der Pest, keinen Weggefährten vorstellen, den er weniger gern an seiner Seite gewusst hätte. Und die Drohung, dass dieser Clown auch noch Geschichten aus seinem Leben erzählte, war grauenvoll. Dagegen nahm sich ein ausgewachsener und ausgehungerter Sumpfalligator ja geradezu als erstrebenswerte Reisegesellschaft aus. Berzerk fragte sich, welcher Junge oder welches Mädchen sich die Puppe vor ihm so unbändig gewünscht und ihr so zum Leben verholfen hatte.
    »Das wird nicht nötig sein, vielen Dank auch«, knirschte er durch zusammengebissene Zähne. »Mir reicht schon, dass ich weiß, wo ich lang muss.«
    Damit ließ er den Clown stehen und setzte seinen Weg fort. Als er sich auf seinem Marsch weiter umsah, fielen ihm erstmals auch traurige Bewohner auf, die in ihren Nischen im Regal hockten und vernehmlich schnieften. Manchmal war das Weinen so herzerweichend, dass er fragen wollte, was los war, entschied sich jedoch dagegen. Er selbst vermisste den Jungen aus seinem Kopf, auch wenn er ihn noch niemals im richtigen Leben gesehen hatte. Er vermutete, dass es sich bei den weinenden Einwohnern ähnlich verhielt. Und so ging er weiter, mit der Frage beschäftigt, wie er zu Sören gelangen konnte. Denn hier bleiben wollte er nicht, dessen war er sicher.
    Berzerk wusste nicht, wie lange er mittlerweile dem Weg am Regal entlang gefolgt war. Seine neuen Füße schmerzten, und es hätte ihn nicht gewundert, Rauch zu sehen, der kringelnd aus seinen Stiefeln aufstieg.
    Wie spät mochte es sein? Er sah zum Himmel auf, doch an der Sonne konnte er das Fortschreiten der Zeit nicht ausmachen. Stets schwebte sie am gleichen Ort über dem Reich der unerfüllten Wünsche, hüllte alles in ihr gutmütiges, herzenswarmes Lächeln und bewegte sich keinen Zentimeter über das Himmelszelt.
    Unmengen von Spielzeug kamen ihm entgegen, und er grüßte ferngesteuerte Rennwagen, winkte vorbeiziehenden Kuscheltieren und plauschte sogar kurz mit einem lila gepunkteten Berzerk Momentum, der sich köstlich über das ockerfarbene Mal des Neuankömmlings amüsierte.
    »Ocker«, prustete sein Ebenbild und schüttelte ungläubig den Kopf. »Ocker! Behalt bloß deine Stiefel an, Bruder!« Damit ging er weiter und ließ Sörens Wunsch stehen, ohne noch ein Wort zu sagen. Berzerk wollte ihm hinterher rufen, dass Lila ja nun auch nicht die schönste aller Farben sei. Doch er besann sich eines Besseren und schloss die Augen. Als er den unter dem Poster schlafenden Jungen vor sich sah, beruhigte er sich und setzte seinen Weg fort, während das Lachen des Lilafarbenen hinter ihm verklang. Und gerade als er ernsthaft darüber nachdachte, seinen mittlerweile nicht mehr qualmenden, sondern geradezu brennenden Füßen nachzugeben und sich eine leere Nische im Regal zu suchen, sah er wenige Schritte entfernt einen Holzzaun. Er ging auf einen Torbogen zu, der den Zaun unterbrach. Endlich! Das musste der Eingang zum Park sein!
    Der Torbogen war von einem blendenden Weiß, und in kunterbunten Lettern stand Mach, was dir gefällt auf ihm angebracht. Die Buchstaben, durch deren Öffnungen Blumen wuchsen, bewegten sich, wechselten ihre Anordnung, so dass Worte ohne Sinn entstanden, und schoben sich wieder in die richtige Reihenfolge.
    Kurz vor dem Zaun endeten auch die hölzernen Aufbewahrungsstätten der Bewohner zu beiden Seiten und wichen einer Rasenfläche. Einen Moment lang musste Berzerk die Augen zusammenkneifen, denn der Rasen leuchtete in einem perfekten Grün, wie er es nur von den satten Hochwiesen Oehringlands im Hochsommer kannte.
    Als er durch das Tor schritt, schwor er sich, so bald wie möglich im einladenden Rasen auszuruhen und seinen Füßen eine Auszeit zu gönnen.
    Ein Blick über den Park machte ihm klar, was es mit der Aufforderung am Tor auf sich hatte. Er sah Zauberstäbe schwingende Holzpuppen, die in mit silbernen Sternen bestickten Magierroben unverständliche Sprüche murmelten. Nebenan drehte sich anmutig eine Ballerina zu zerbrechlicher Musik, die aus einer Aufziehpuppe schallte, im Kreis. Eine Entenfamilie lief fröhlich quakend an ihm vorbei. Der Himmel war verhangen von Lenkdrachen in allen
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