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Der unerfüllte Wunsch - Eine phantastische Reise (German Edition)

Der unerfüllte Wunsch - Eine phantastische Reise (German Edition)

Titel: Der unerfüllte Wunsch - Eine phantastische Reise (German Edition)
Autoren: Andreas Acker
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Schreie, einige davon so gellend, dass sein Magen sich zusammenzog, als hätte er einen Eiszapfen verschluckt. Wo eben noch Fangen gespielt und mit Bällen geworfen, sich freudig unterhalten und gescherzt worden war, liefen und krochen, rollten und hüpften die Parkbesucher und Einwohner des Reichs der unerfüllten Wünsche nun wild gestikulierend durcheinander. Dann sah er, wovor sie wegrannten. Über einem Teil des Parks, etwa dort, wo die Burg mit den Bogenschützen gestanden hatte, waberte eine dicke, purpurne Wolke. Sie war anders als die Wolken, die ihren Weg über den Himmel suchten und je nach Regeninhalt weiß, grau oder sogar schwarz waren. Diese hier wirkte so dicht, als bestünde sie aus farbiger Zuckerwatte, so, als könne man ein Stück aus ihr herauszupfen. Sie hatte einen Teil des Parks unter ihrem wabernden Körper vergraben. Ihre Abmessungen änderten sich sekündlich, während sie sich zusammenzog und ausdehnte. Es wirkte, als würde sie atmen. Etwas Böses ging von ihr aus, sie hatte eine Aura, die Berzerk nicht näher beschreiben konnte, jedoch eindeutig nicht freundlich zu nennen war. Sein erster Reflex war, wegzurennen und möglichst viel Land zwischen sich und dieser Erscheinung zu bringen.
    Er ließ seine Stiefel in den Sand fallen und setzte sich in Richtung Wolke in Bewegung. Er wusste, dass ihm dieses Verhalten, keinem Abenteuer aus dem Weg zu gehen, zu Hause in Kentosians schon viel Ärger eingebracht hatte. Doch er konnte einfach nicht anders. So war er eben. Egal, wie gefährlich es zu werden drohte, stets stand er in der ersten Reihe.
    Barfuß schritt er durch den Rasen auf die Wolke zu. Je näher er kam, desto mehr stellten sich seine Haare auf. Als wäre die Luft wie vor einem Gewitter elektrisch aufgeladen. Und tatsächlich konnte er im Inneren der Wolke Lichtblitze erkennen, als sei dort wirklich ein Unwetter am Werk. Und wer weiß, vielleicht war genau das der Fall. Was wusste er schon?
    »Hilfe! Meine Kinder! Bitte hilf meinen Kindern!«
    Berzerk konnte den Rufenden nicht sehen, doch er beschleunigte seine Schritte und löste vorsichtshalber die Axt aus seiner Gürtelschlaufe. Er wusste nicht, ob er sie benötigen würde, oder ob sie überhaupt nützlich wäre, doch er fühlte sich mit ihr nicht ganz so schutzlos.
    Das Gras kitzelte seine Fußsohlen, und unter anderen Umständen, ohne flackernde, tief hängende, Landschaften fressende Wolken, hätte es durchaus angenehm sein können, den Rasen unter sich zu spüren. Dann erkannte er, woher die Schreie kamen. Eine Matroschka stand nahe dem purpurnen Eindringling und schaukelte hin und her. Berzerk fürchtete, die birnenförmige Holzpuppe würde umkippen und hilflos auf der Seite liegen und wegrollen, doch anscheinend hatte sie ihre Bewegungen unter Kontrolle.
    »Meine Kinder. Bitte hilf meinen Kindern! Sie sind in der Wolke!« Die Matroschka wackelte auf Berzerk zu, das kunstvoll gemalte Gesicht vor Angst verzerrt.
    Der Barbar legte ihr die freie Hand auf die Schulter. »Ich hole deine Kinder. Warte hier. Ich bin gleich zurück.« Er fragte sich, woher er den Optimismus nahm, denn er fühlte sich längst nicht so sicher, wie seine Stimme glauben machte. Erfahrung aus unzähligen Abenteuern, vermutete er.
    »Oh, ich danke dir! Ich danke dir.« Die Holzpuppe schlackerte wieder umher, hüpfte aufgeregt auf und ab.
    Berzerk sah sich um. Viel gab es nicht, das ihm bei seinem Vorhaben helfen konnte.
    Doch Moment, was war das?
    Er sah einen Spielzeugkran, der ihn um etwa die Hälfte überragte. In der Führerkabine saß ein kleines Plastikmännchen mit gelbem Helm und angeklebtem Bart. Es versuchte, mit einem an einem Drahtseil befestigten Haken eine Leiter aus Holz von hier nach dort zu befördern. Berzerk rannte zum Kran und griff den Haken.
    »Pass auf«, sagte er zu dem Kranführer. »Ich gehe in die Wolke. Wenn ich in zehn Minuten nicht wieder da bin, ziehst du mich raus. Hast du mich verstanden?«
    Das Männchen antwortete nicht, was an dessen Wortkargheit lag, die wiederum von seinem fehlenden Mund herrührte. Stattdessen wackelte der Kranführer mit seinem Schnurrbart und zwinkerte.
    »Gut. Vergiss es nicht. Zehn Minuten.« Berzerk befestigte den Haken unter seinem Gürtel und rannte los.
    Am Rand der Wolke war das elektronische Knistern noch stärker zu spüren. Es fühlte sich an, als würden tausende Insekten über ihn kriechen. Er schloss kurz die Augen, sah Sören, atmete tief durch und stürzte sich in allumfassendes
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