Der Ultimative Ratgeber Für Alles

Das ist auf Dauer wenig.
    Ein Leben überdauert oft mehrere Monate, wenn nicht Jahre, und spätestens, wenn der Mensch in der Lage ist zu sprechen, also rumzustänkern, wird er Einfluss nehmen wollen auf die Inhalte seines Daseins, die Auswahl des Fernsehprogramms und die Farbe seiner Unterwäsche. Die Frage ist: In welcher Form?
    Also: Was tun? Mein Ratschlag: SCHWIMMEN IST GESUND FÜR DIE GELENKE, ALLERDINGS NUR DORT, WO KEINE KROKODILE SIND. Ansonsten gibt es heute für jeden Einzelnen geradezu unübersichtlich viele Handlungsoptionen. Neben Schlafen, Atmen und Verdauen kann man heute surfen, popeln oder liquidieren (wenn man bei ausländischen Geheimdiensten arbeitet). Und damit ist die Gesamtheit der menschlichen Tätigkeiten noch gar nicht ausgeschöpft!
    Es ist also kein Wunder, dass viele Leute durch die vielzahl ihrer Handlungsmöglichkeiten überfordert sind und deshalb nichts lieber möchten, als klare Befehle zu empfangen.
    Die Menschen haben deshalb zahlreiche Ideologien entwickelt, um überforderten Mitmenschen klare Anweisungen in Sachen Lebensführung zu geben. Diese Anweisungen sollten dazu dienen, das Individuum zum funktionierenden Teil eines Gemeinwesens zu machen. Um diesem zu dienen, sollten die Menschen je nach Anschauung
    - eine Volksgemeinschaft bilden und andere Volksgemeinschaften Versklaven oder auslöschen
    - eine Klassengemeinschaft bilden und andere Klassen versklaven oder auslöschen
    - eine Kommune gründen und ihr Leben den Geschlechtsorganen widmen unter Teilnahme von Männern, Frauen, Kindern, Schafen, Pilzen und Hilfsmitteln
    - einen Fanclub gründen und den Fanclub des Vereins der Nachbarstadt niederknüppeln
    - das Denken einstellen und glauben
    - das Glauben einstellen und denken
    - dem heiligen Wrodzlytlmeck Geschenke darbringen und gehorchen
    - ihr Leben der Erhaltung des Pflaumen-Zipfelfalters widmen (oder wahlweise der der Schwarzbürzeltrappe)
    Schwarzbürzeltrappen gehören zur Gattung der Kranichvögel, einer Unterabteilung der Vögel, die beispielsweise auf dem hinteren Leitwerk von Lufthansaflugzeugen vorkommen.. Trappenfleisch wird nur noch in wenigen Ländern der Erde gegessen, zum Beispiel im Tschad. Das liegt daran, dass man im Tschad am besten alles isst, was essbar ist, weil dort die Auswahl der Speisen begrenzt ist. Im Tschad gibt es nur wenige hundert Kilometer befestigte Straßen, so dass es äußerst selten ist, dass man dort eine Trappe überfährt.
    - das Essen organischer Materialien aufgeben und ihre Ernährung auf Steine und vom Baum Gefallenes beschränken
    - keine Windows-Computer benutzen
    - keine Apple-Computer benutzen
    - komische Gewächse erst trocknen, dann rollen, anzünden, den Rauch einatmen und in der Folge vom Geist befreit zu Reggae-Musik abhängen
    - einen Sprengstoffgürtel tragen.
    Diese Aufzählung hat keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit! Es gibt kaum einen Blödsinn, der nicht ideologisch gefordert und dann auch umgesetzt werden könnte.
    WERDEN AUCH SIE VOM BEFEHLSEMPFÄNGER ZUM MEINUNGSMACHER! REDEN SIE, WO MAN IHNEN ZUHÖRT! GEHEN SIE ZUM FERNSEHEN! FORDERN SIE DAS WAHLRECHT FÜR RAUHAARDACKEL UND FREIHEIT FÜR WELLENSITTICHE. Sie werden als Stammgast in unseren Talkshows sitzen. SCHLAGEN SIE KRAWALL - und Sie werden wöchentlich wiederkommen dürfen!
    Teilnehmer des Deutschen Talkshowwesens werden schon bald als eigene Unterart der humanen Fauna gelten. Ihr Lebensraum ist da, wo an einer Kamera ein rotes Licht leuchtet. Sie leben von Rundfunkgebühren und Gagen, und als Führer im Rudel gelten jene, die am erfolgreichsten herumpöbeln.
    Talkshowteilnehmer haben im Laufe der Evolution Charakterzüge wie Zurückhaltung, Höflichkeit, Selbstzweifel oder Bescheidenheit aufgegeben und sind in der Lage, pausenlos zu plärren. Nach der Sendung wird ihnen die Luft herausgelassen. Sie kommen zurück in den Käfig und dürfen erst dann wieder heraus, wenn die nächste Sendung ansteht. Sie nehmen kein Essen zu sich, sondern ausschließlich Catering. Freilassung ist ausgeschlossen, weil sie in freier Wildbahn aufgrund ihrer Besserwisserei ständig auf die Fresse bekommen würden - und das kann kein Tierfreund wollen!
    Wenn man in der Lage ist, als Betonkopf durchs Leben zu gehen, die Realität also so lange umzuinterpretieren, bis sie in das eigene beschränkte Selbstbild passt, wenn man sich also selber nicht mehr in Frage stellen muss, dann darf man sich einen glücklichen Menschen nennen!
    Bohrende Fragen beschäftigen einen nicht mehr.