Der Ultimative Ratgeber Für Alles

kommt sogar ein Fahrverbot hinzu! Recht so! Es gibt zwar gute Gründe, den Menschen an sich als schuldunfähig zu betrachten. Aber wenn man pauschal von einer grundsätzlichen Unzurechnungsfähigkeit des Menschen ausgeht, dann gibt es nur noch Pflegefälle, aber niemanden mehr, der genügend bei Bewusstsein wäre, um die Bekloppten zu betreuen. Man wird eine klassische Nervenheilanstalt kaum den Insassen zur Selbstverwaltung überlassen. Wir müssen also so tun, als habe der Mensch ein Bewusstsein. Schade, aber es geht nicht anders.
    Es ist aber genau jenes Ich, das nicht verantwortlich sein möchte und die Schuld für das eigene Versagen gern auf die Allgemeinheit abwälzen möchte. Das träge und vor sich hin vegetierende Ich ist dasselbe Ich, das nun Ausreden sucht für die Dummdödeligkeit des eigenen Charakters. Wo Richter und Angeklagter eins sind, sind folgenschwere Urteile kaum zu erwarten
    Schade ist, dass die Gesellschaft auf den Trick hereinfällt, den Einzelnen aus der verantwortung entlässt und grundsätzlich die Allgemeinheit für zuständig erklärt. Aber diese Allgemeinheit ist eben auch nicht mehr als die Zusammenrottung einer Vielzahl von Ichs, die an nichts mehr interessiert sind als an der Entlastung des eigenen Seins von der verantwortung für die Sinnlosigkeit ihrer Existenz.
    Wo Eltern für ihre Kinder haften und versicherungen für die Erwachsenen, haftet die Gesellschaft für das Individuum. Befreit von Schuld und Zurechnungsfähigkeit sind wir zurück in der elternlosen Familie, der Gemeinschaft. Wir sind alle klein - und frei von Schuld. Die Kindheit hat uns wieder.
    Mein Rat: SOLLTEN SIE ALSO EINMAL AUS IRGENDWELCHEN GRÜNDEN VOR GERICHT STEHEN, PLÄDIEREN SIE AUF EINE BESTRAFUNG NACH DEM JUGENDSTRAFRECHT! IN EINER DURCHWEG INFANTILISIERTEN GESELLSCHAFT SIND AUCH 72-JÄHRIGE NOCH NICHT ERWACHSEN.

ENTSCHLEUNIGUNG
    Um geistige Autonomie und Überblick wiederzuerlangen, ist es notwendig, sich der infantilen Beschleunigung zu entziehen. Sehr beruhigend wirkt die bewusste, gern auch künstlerische Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Beschleunigung. Kunstaktionen im besten Beuysschen Sinne können aufrütteln und die Gesellschaft für das Problem sensibilisieren. Vorschlag: REITEN SIE AUF EINER SCHILDKRÖTE IM BERUFSVERKEHR ÜBER DIE A1 VON RHYNERN NACH HAMM! DAS IST KEINE VERKEHRSBEEINTRÄCHTIGUNG, SONDERN EINE SOZIALE PLASTIK IM RAHMEN DES ERWEITERTEN KUNSTBEGRIFFS!
    Oder: BETRETEN SIE IM ERDGESCHOSS DEN HOCHHAUSAUFZUG, DRÜCKEN SIE DIE KNÖPFE 1 BIS 56, STEIGEN SIE SOFORT WIEDER AUS UND SCHAUEN SIE ZURÜCK AUF DIE VERDUTZTEN GESICHTER DER WEITERFAHRENDEN! Was für ein Spaß! Anschließend gehen Sie zu Fuß nach oben. Das lohnt sich, nicht nur, weil Treppensteigen gesund ist, sondern auch, weil Sie die sich von Stockwerk zu Stockwerk steigernde Aggression in den Gesichtern der gehetzten Aufzugfahrer verfolgen können.

    Die Kunst dient dem Menschen als Hüterin der Wahrheit und erinnert deshalb farblich oft an Kaffee oder Exkremente.
    FAHREN SIE MIT DER BAHN! Auch das entschleunigt! Die Bahn hat ihren eigenen Zeitbegriff, den sie wider alle Vernunft Fahrplan nennt, obwohl jeder weiß, dass die darin enthaltenen Zeitangaben eitel sind. Und sollte der Zug überraschenderweise doch einmal fahrplangemäß einlaufen, wird sofort eine Mitarbeiterversammlung abgehalten und beschlossen, dem Stellwerk Oberhausen den Strom abzustellen. Sofort normalisiert sich der Bahnverkehr auf halbstündige Verspätungsrhythmen. Der Reisende entspannt. Was dem Inder sein Ayurveda, ist dem Deutschen die Eisenbahn.
    Weitere Aktionen sind denkbar, nicht notwendigerweise öffentlich. VERBRINGEN SIE EIN PAAR MONATE IN DER BADEWANNE. ARBEITEN SIE NACHTS, AUCH WENN SIE BEI EINER BANK IN DER KUNDENBERATUNG TÄTIG SIND! Dann sind die Türen geschlossen, und störende Sparer dringen nicht durch.
    REDEN SIE MIT IHREN GRÜNPFLANZEN! In Ermangelung von Antworten ergibt sich eine ausgesprochen meditative Unterhaltung ohne Widerworte. SOLLTEN IHRE BLUMEN ALLERDINGS ANFANGEN ZU ARGUMENTIEREN, SETZEN SIE DIE RAUSCHMITTEL AB UND SUCHEN SIE EINEN NEUROLOGEN AUF. Wartezimmer sind hervorragende Entschleunigungsorte.

UND NUN?
    JA WAS JETZT?
    DIE KRAFT DES BETRUGES
    KÖRPERFUNKTION
    KÖRPER UND GEIST UND DER REST

JA WAS JETZT?
    Aus der existentiellen Ambivalenz aus gestern und Morgen, schnell und langsam, nüchtern oder betrunken ergibt sich die Frage: Was soll ich machen? Schopenhauer beantwortete diese Frage mit: Nichts!