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Der Überraschungsmann

Titel: Der Überraschungsmann
Autoren: Hera Lind
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vorgespielt hatte. In der ich selbst eine Hauptrolle spielte. Wirklich unglaublich!
    »Aber Lisa war doch noch mal bei dir auf dem Schiff! Oder war sie gar nicht …?« Ich schluckte. »Ich meine, sie hat mir sogar noch Fotos von euch beiden auf dem Handy gezeigt!«
    »Und rate mal, wer die gemacht hat.« Sven zog eine Grimasse.
    »Volker.«
    »Genau. Die beiden waren als zahlende Passagiere an Bord. Zur weiteren Absprache, wie sie sich ausgedrückt haben. Sie gingen davon aus, dass du mich kontaktieren wirst.« Sven fuhr sich zerstreut über die Stirn. »Lisa hat sich wirklich immer beschissener gefühlt, je besser sie dich kannte und je lieber sie dich hatte.« Sven biss sich auf die Lippen. »Und so ist es mir ehrlich gesagt auch gegangen.« Er schaute mir plötzlich so innig in die Augen, dass ich schnell den Blick senken musste.
    »Du hättest mir reinen Wein einschenken müssen!«
    »Ich stand zweimal so kurz davor!«, sagte Sven. Seine Stimme schwankte. »Aber Barbara, du hättest mir nicht geglaubt. Du hattest dein Weltbild: Ich war der Böse, und dein Mann war der Gute, und ich konnte es dir letztlich einfach nicht antun.«
    Justus griff nun auch nach einem Glas Champagner. Selbst für ihn, den erfahrenen Psychologen, war das nur schwer zu verdauen.
    »Du stecktest quasi mit denen unter einer Decke«, stammelte ich kopfschüttelnd. »Ich fasse es nicht. Ich habe dich GEMOCHT , du IDIOT !«
    Ich wollte aufstehen und gehen, aber meine Beine waren wie aus Blei.
    »Die beiden haben mich auf dieser Reise angefleht, dich zu verschonen. Weil du angeblich schwer krank seist. Obwohl ich das irgendwie nicht glauben konnte, bei deinem Tempera ment …« Ein ganz kleines schuldbewusstes Grinsen schlich sich um Svens Mundwinkel. »Als wir dann telefoniert haben und als ich dann später vorbeigekommen bin, wollte ich es dir sagen. Aber Volker hat mich nochmals inständig bearbeitet da drüben in dem Häuschen, während du mit deinen Mädchen drinnen vor Angst fast vergangen bist! Er hat mir gedroht, meiner Reederei das mit dem Sehtest zu sagen.«
    »Wie du da in der Tür gestanden bist, so schuldbewusst!«
    »War ich ja auch! Und du warst wild entschlossen, wie eine Löwin für deine Jungen zu kämpfen …«
    »Und da hast du dich von mir beschimpfen lassen?«
    »Ich hätte mich auch von dir in Stücke reißen lassen.«
    »Du bist ein Idiot.« Ich wischte mir über die heißen Wangen, blinzelte Tränen weg.
    »Tut mir wahnsinnig leid, Barbara.« Sven richtete sich zu seiner vollen Größe auf und zog mich plötzlich an sich. »Es stand mir nicht zu, dein vermeintliches Glück zu zerstören«, murmelte er. »Glaub mir, damals hätte ich dich am liebsten aus deinem ganzen Lügengebäude gerissen und dich mit aufs Schiff genommen! Du hast mir so leid getan – trotzdem habe ich dich für deine Courage bewundert.« Dann fügte er mit leiser Stimme hinzu: »Und so bin ich einfach gegangen und habe mich dabei beschissen gefühlt.«
    »Mit Recht.« Ich wischte mir mit dem Handrücken über die Nase. Justus reichte mir unauffällig ein Taschentuch.
    Hin- und hergerissen schaute ich in Svens schuldbewusstes, aber doch rührend erleichtertes Gesicht. »In der Hölle ist noch ein Platz für dich«, verkündete ich.
    »Aber vorher gibt’s noch eine himmlische Mahlzeit!«, unterbrach mich die Hoteldirektorin fröhlich, die gerade wieder ihren Kopf durch die Tür steckte. Auf ihren Wink hin kamen drei weiß livrierte Kellner mit Silbertabletts herein.
    Was folgte, war ein märchenhaftes Diner mit fünf Gängen. Nun saß ich also mit zwei gut aussehenden Herren, die ich beide ziemlich mochte (und sie mich auch, glaube ich), im Erkerzimmer des Schlosshotels Mönchstein und konnte das alles gar nicht fassen. Der Champagner trug auch dazu bei, dass ich zu träumen und fast ein bisschen über dem Boden zu schweben glaubte. Justus fragt mich immer wieder besorgt, ob es mir gut ginge, und ich nickte mechanisch. Eine Sekunde lang stellte ich mir vor, wie Volker jetzt gerade aus einer Schnabeltasse lauwarmen Tee trank. Welche seiner Frauen sie ihm auch reichen mochte – ich beneidete sie nicht.
    »Kommen wir zum Geschäftlichen!«, sagte Sven, nachdem er sich nach dem köstlichen Dessert den Mund mit der Damastserviette abgetupft hatte. »Zum eigentlichen Grund unseres Treffens.« Er räusperte sich. »Barbara, ich wusste wirklich nicht, dass du Justus’ Partnerin bist. Ein Freund aus dem Topmanagement einer Luxusreederei hat ihn mir für
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