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Der Überlebende: Roman (German Edition)

Der Überlebende: Roman (German Edition)

Titel: Der Überlebende: Roman (German Edition)
Autoren: Ernst-Wilhelm Händler
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halten. Es habe sich eingewählt, er habe mich angerufen und den Arm ganz langsam zurückgezogen, die Verbindung sei nicht zusammengebrochen.

    Es sah so aus, als ob der Programmierer mit der Kopie ein Virus installiert hatte, das das Programm nach wenigen Anwendungen löschte. Aber wenn er sich schon so weit vorgewagt hatte, den Käufer zu treffen, warum hatte er dann keinen Versuch unternommen, sich des Geldes zu bemächtigen? Hatte das Virus nicht richtig funktioniert und das Programm zu früh gelöscht?
    Alles außerhalb des Werks ist der Schrecken.
    Uns blieb nichts anderes übrig, als unser eigenes Bildverarbeitungsprogramm weiterzuentwickeln, ich setzte dafür alle Programmierer ein, die ich im Roboterlabor hatte.
    Unmittelbar nach der Einweihung hatte Peter eine Rundreise zu Pilotkunden unternommen, die den Prototyp der neuen Steuerung anwendeten. Bei einem Kunden war er Sondra wiederbegegnet. Danach hatte sich ein reger E-Mail-Austausch zwischen den beiden entwickelt, sie hatte ständig weitere Fragen zu den technischen Spezifikationen der neuen Steuerung, die ihr Peter bereitwillig und ausführlich beantwortete.
    Das Nichts, in dem das Roboterlabor wieder verschwinden würde, hatte mich lange Zeit aus schönem Auge betrachtet. Jetzt bestarrte es mich mit vermaledeitem Grinsen. Peter und den anderen Mitarbeitern gegenüber hatte ich immer behauptet, das Roboterlabor werde aus einem Etat finanziert, über den der Vorstand für Forschung und Entwicklung direkt entscheide. Das Projekt unterliege der Geheimhaltung, weil es eine Parallelaktivität sei. Als Mitglied mehrerer Arbeitsgruppen war Sondra in Kontakt mit der zentralen Roboterentwicklung in Philadelphia. Der Vorstand für Forschung und Entwicklung hatte ein Büro in Philadelphia. Wenn Peter im Zorn über die Kündigung Burgis oder einfach aus Unbedachtheit Sondra gegenüber das Roboterlabor erwähnt hatte – sie brauchte nur zwei oder drei Kollegen anzusprechen, um herauszufinden, dass weder der F&E-Vorstand noch irgendjemand sonst von dem Roboterlabor wusste.

    Maren, ich weiß, du hörst mir zu.
    Du hörst alles, du siehst alles.
    Es ist das Gegenteil des Von-der-Welt-Abgeschnittenseins. Du bist eins mit der Welt. Du und die Welt, das ist eine zusammenhängende Menge von Gefühlen und Wahrnehmungen, so hast du es beschrieben.
    Es ist unvorhersehbar, es kann ständig eintreten. Du weißt nicht, wodurch es ausgelöst wird. Du siehst Muster von Gegenständen, die sich in verschiedene Richtungen bewegen, sich formieren und wieder zerstieben. Du bist wehrlos dagegen, dass die Erde unter dir dahinjagt –
    Ich habe dir die Wahrheit gesagt, Maren. Aber viel zu spät.

    Keine ihrer E-Mails enthielt auch nur das geringste persönliche Detail, es lag nahe, dass Peter und Sondra eine zweite Korrespondenz über die privaten Accounts führten. Hatten sie den Ehrgeiz herauszufinden, woher die Mittel für das Roboterlabor kamen? Belauerten sie mich, und hatte Peter dafür gesorgt, dass der Deal mit dem Programmierer platzte, weil er sich sonst etwas hätte zuschulden kommen lassen? Das Nichts, das es gar nicht gab, brüllte mich markerschütternd an.
    Das Werksgelände wurde seit jeher industriell genutzt. Die alten Fertigungshallen durften wir komplett abreißen, die unter Denkmalschutz stehende Direktorenvilla sollte als Schulungszentrum dienen und war mit Ausnahme des historischen Granitbodens saniert. Dank seiner großzügigen Ausstattung mit Rundbogenfenstern sammelte der große Salon im halbkreisförmigen Vorbau der Villa so viel Tageslicht wie irgend möglich. In dem leeren Raum hallte jedes Geräusch sehr lange nach, ich erkannte meine eigene Stimme kaum wieder.
    Nachdem wir das Schulungskonzept besprochen hatten, begann ich mit dem Verhör. Ich lehnte mich zurück und legte beide Hände auf den Tisch, Peter spielte mit seinem Kugelschreiber.
    Bei jedem Erfolg dachte Peter: Wann merken die anderen, dass ich gar nicht das Zeug für meinen Job habe? Nach einem durchschnittlichen Ingenieursexamen hatte er in einem anderen Geschäftsbereich angefangen und war im Begriff gewesen, das Versagen heraufzubeschwören, vor dem er solche Angst hatte. Er hatte zu einem Abendessen eingeladen, das mit einem Verkehrsunfall endete, zwei Kollegen wurden schwer verletzt. Es war viel Alkohol im Spiel gewesen. Ich holte ihn in die Qualitätssicherung und sorgte dafür, dass er eine schnelle Six-Sigma-Ausbildung absolvierte. Mit dem Green Belt machte ich ihn zum Leiter der
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