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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3
Autoren: Colin Forbes
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machte die Bemerkung zu Dillon, als er ihn durch den Hintereingang eines dieser offensichtlich verlassenen Bauwerke geleitete. Im höhlenartigen Erdgeschoß roch es muffig nach Alter und Verfall. Der Fußboden war mit niedergetretenem Stroh bedeckt, über das viele Füße gegangen waren. Tweed stieg über eine knarrende Holztreppe nach oben.
    Am Ende der Treppe ging er einen langen, aus Brettern gezimmerten Korridor hinunter. Ihre Fußtritte waren das einzige Geräusch.
    Tweed pochte in unregelmäßigem Rhythmus gegen eine Tür, und die Tür wurde von innen von Butler geöffnet, der dastand und eine automatische Pistole auf Tweed gerichtet hielt.
    »Kommen Sie, Cord.«
    »Was ist das hier?«
    »Kommen Sie mit, dann werden Sie’s sehen.«
    Dillon trat ein, und Butler schloß die Tür und schob zwei gutgeölte Riegel vor. Der Raum war nicht möbliert und sah aus, als hätte seit Jahrhunderten niemand mehr hier gewohnt. Auch hier lag Stroh auf dem Boden. Butler führte sie zu einer Seitentür, schloß sie auf und trat beiseite, um sie eintreten zu lassen.
    »Cord, darf ich Sie mit Adam Procane bekannt machen.«
    Dieser Raum war anders; Dillon sah, daß er an der Voderfront des Lagerhauses lag und daß man von ihm aus auf den schmutzigen Fluß blicken konnte. Ein Wilton-Teppich in Blaßgrau bedeckte den Boden von Wand zu Wand. In der Mitte des Zimmers stand ein Tisch mit schwarzer Tischplatte und Chromröhren als Tischbeinen. Sechs Stühle von der gleichen Bauart umstanden ihn. Auf dem Tisch stand ein Tonbandgerät. Die Fensterscheiben waren so verschmutzt, daß sie undurchsichtig waren. Das Licht war düster und unheimlich.
    Hinter dem Tisch saß ein Mann und blickte ihnen entgegen. Er erhob sich, als die drei hereinkamen. In einem Sportsakko und marineblauer Hose wirkte er ein wenig deplaziert. Tweed wandte sich um und deutete auf Dillon.
    »Cord, das ist Adam Procane«, sagte er.
    »Es freut mich, Sie kennenzulernen, Mr. Dillon«, sagte Oberst Andrei Karlow.
    »Es war das komplizierteste und nervenaufreibendste Unternehmen meiner bisherigen Laufbahn«, sagte Tweed. Er stand mit auf dem Rücken verschränkten Händen in seinem Büro am Park Crescent.
    »Ich kenne mich noch immer nicht aus«, erwiderte Monica.
    »Karlow hatte mir auf Umwegen Nachricht zukommen lassen, daß er für immer in den Westen gehen wolle. Er ist ein besonderer Fang – Rußlands brillantester Mann auf dem Gebiet der vom Kreml geplanten Gegenmaßnahmen zum amerikanischen Starwars-Projekt. Man stationierte ihn in Estland. Ohne einen von einem GRU-General unterzeichneten Marschbefehl kann niemand von dort weg. Ich mußte mir einen triftigen Grund für Lysenko ausdenken, damit er Karlow nach Finnland schickte …«
    »… und Sie ihn von dort nach dem Westen bringen konnten.«
    »Genau. Mir fiel der fiktive Adam Procane ein – den es als Namen bereits gab.«
    »Als Namen? Das müssen Sie mir erklären, bitte.«
    »Als Karlow bei der Sowjetbotschaft in London war, wurde ihm klar, daß der Westen ihm gefiel. Und auf privater Ebene, daß seine Frau ihm zuwider war. Durch Mittelsmänner ließ er mich darüber informieren. Um ihn zu schützen, lieferte
ich
ihm Material, das angeblich von einem Amerikaner stammte, einem geheimnisvollen Adam Procane. Es waren Informationen, von denen wir wußten, daß die Russen über sie ohnedies bald ebenso verfügen würden. Dann änderte Karlow seine Absicht, als Moskau ihn mit Aussicht auf Beförderung zurückrief.«
    »Er scheint ein unbeständiger Mensch zu sein.«
    »Er ist Russe. Sie haben stets Heimweh – bis sie heimkommen und entdecken, daß es ihnen zu Hause nicht gefällt. Meine erste Aufgabe bestand darin, Gerüchte in die Welt zu setzen, daß ein Adam Procane die Absicht habe, nach dem Osten überzulaufen.
    Dementsprechende Besuche bei Lisa Brandt in Frankfurt, André Moutet in Paris, Alain Charvet in Genf und Julius Ravenstein in Brüssel folgten. Sie alle streuten das Gerücht aus, daß Adam Procane nach Moskau wolle.«
    »Wußten sie, um was es Ihnen eigentlich ging?«
    »Natürlich nicht! Ich sagte ihnen, ich hätte gehört, Procane sei schon unterwegs, und ich müßte herausbekommen, wer er sei.
    Die Gerüchte erreichten London, Washington und – was vor allem wichtig war – Moskau.«
    »Damit war alles in Szene gesetzt, die Russen zu veranlassen, nach ihm Ausschau zu halten?«
    »Genau. Der Zeitpunkt war glücklich gewählt. Angesichts der bevorstehenden Präsidentenwahl im November sah der Kreml
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