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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3
Autoren: Colin Forbes
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schon vorher ausgewählt hatte und von wo aus man die Sowjetbotschaft gut im Auge hatte.
    Er hatte die 38er Smith&Wesson, jetzt voll geladen, aus dem Gepäckschließfach geholt. Die Waffe steckte in seinem Gürtel. Er steckte eine Zigarette in den Mund, unterließ es aber, sie anzuzünden. Er schaute auf die Uhr. Es war neun. Er lehnte sich zurück und wartete.
    Das große alte Gebäude der Botschaft stand halb verborgen hinter der mit einem Gitter versehenen Mauer. Alle Vorhänge waren zugezogen, das Haus wirkte unbewohnt. Um halb zehn kam eine vertraute Gestalt in Zivilkleidung aus dem Haupteingang, setzte sich ans Steuer eines Volvo und fuhr heraus.
    Newman startete den Motor und folgte dem Obersten Andrei Karlow. Aber der fuhr in die falsche Richtung, weg von der Halbinsel in Richtung Mannerheimintie. Newman stieg aufs Gaspedal und kam in einer einsamen Straße mit dem Volvo auf gleiche Höhe.
    Weiter beschleunigend, schnitt er Karlows Spur, hörte das Kreischen der Bremsen seines Wagens, stieß die Wagentür auf und rannte zurück. Die rechte Vordertür des Volvo aufreißend, glitt er auf den Sitz und richtete den Revolver auf den Fahrer.
    »Wir sind verabredet, Karlow – oder hatten Sie das vergessen?
    Drehen Sie um und fahren Sie zum Rastplatz beim Quellen-Park.
    Eine falsche Bewegung, und ich blase Ihnen das Lebenslicht aus.«
    »Ich war auf dem Weg zu Ihnen.«
    Karlow, der Newmans Gesichtsausdruck sah, wendete den Volvo, während er sprach, und fuhr los. Newman hielt den Revolver in seinem Schoß und preßte den Lauf gegen Karlows Körper.
    »Natürlich waren Sie das«, erwiderte Newman. »Auf einem Umweg. Einem sehr großen Umweg.«
    »Ich schwöre Ihnen …«
    »Fahren Sie lieber.«
    Ein silbergrauer Citroën fuhr an ihnen vorbei in die Gegenrichtung. Er war voll besetzt, und Newman kam es vor, als hätte er einen der beiden Männer auf den hinteren Sitzen erkannt. Er drehte sich um und schaute kurz durch die Heckscheibe.
    »Hängen Sie den Wagen ab«, befahl er.
    »Er fährt von uns weg …«
    »Er könnte umdrehen. Fahren Sie links hinein, jetzt wieder links.
    So ist es gut. Und jetzt zum Quellen-Park.«
    »Darf ich fragen, was das soll?««
    »Sie werden dahinterkommen. Bald genug.«
    Newman hörte seine Stimme, und sie klang fremd. Rauh und tief.
    Seine Kehle war trocken, und er hätte jetzt viel für etwas zum Trinken gegeben. Mineralwasser.
    Um diese Nachtzeit war es am Ufer beim Süd-Hafen ruhig. Da und dort lagen Schiffe am Kai, ohne daß sich ein Zeichen menschlichen Lebens auf ihnen zeigte. Die Straßenleuchten warfen ein schimmerndes Glitzern über das Wasser. Karlow fuhr auf den abgelegenen Rastplatz und stellte den Motor ab. Newman stieg aus, glitt in den Fond und setzte sich auf den Sitz hinter dem Russen. Er setzte ihm den Lauf in den Nacken.
    »Oberst, Sie sagten mir, Sie wären für die Sicherheit in Estland verantwortlich?«
    »Das ist richtig. Ich verstehe noch immer nicht …«
    »Werden Sie gleich. Sie haben meine Frau ermordet, Alexis Bouvet. Sie töteten sie auf der Vaksali-Straße.«
    »Das ist eine verdammte Lüge. Ich erfuhr von dem Mord erst, nachdem er begangen worden war.«
    »Sie geben zu, daß es Mord war. Zu Ihrer Information: ich liebte meine Frau nicht mehr. Wir standen kurz vor der Trennung. Nach nur sechs Monaten Ehe. Aber wenn die Frau eines Mannes ermordet wird, dann erwartet man von ihrem Gatten, daß er etwas unternimmt. Ich wette, Sie können nicht beweisen, was Sie behaupten.«
    »Doch, das kann ich.« Karlow zögerte. Der Lauf drückte sich fester in seinen Nacken. »Sie wurde von einem Psychopathen getötet – einem meiner Leute. Wenn er nach Tallinn zurückkommt, erwartet ihn dort ein Militärgericht.«
    »Wer ist es? Und wo ist er jetzt?«
    »Er heißt Poluschkin. Er ist hier in Helsinki. Ich verließ ihn in der Botschaft, keine drei Kilometer von hier.«
    »Sie sagten, Sie könnten diesen Mist auch beweisen.«
    »Ja. Wenn Sie mich einige Fotografien aus meiner Brieftasche nehmen lassen.«
    »Seien Sie vorsichtig, Oberst.«
    Er befahl Karlow, kurz das Innenlicht einzuschalten, und betrachtete die drei Fotos, die der Russe von Olaf Prii bekommen hatte.
    Die Aufnahmen waren offenbar mit einer der neuesten InfrarotKameras aufgenommen worden und von erschreckender Schärfe.
    Newman starrte auf das Gesicht des Mannes hinter dem Steuer des Wagens, der Alexis überrollte. Die Bilder zeigten den Moment des ersten Aufpralls. Ihm wurde übel.
    »Warum sollte ich Ihnen
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