Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
eine letzte Chance, Reagans Wiederwahl zu verhindern. Wenn ein hochrangiger Mann aus Washington nach Moskau überlief, würde der Skandal für Reagan tödlich sein. Das war der Köder, auf den sie, wie ich dachte, anbeißen würden.«
    »Die Amerikaner wußten, was Sie vorhatten?«
    »Nein! Nur drei Personen auf der Welt kannten die Wahrheit – die Premierministerin, der Präsident der Vereinigten Staaten und ich. Ich konnte mir ein Informationsleck nicht leisten. Was mich am meisten grämte, war die Tatsache, daß ich so viele alte Freunde hintergehen mußte – doch es war die einzige Möglichkeit, Karlow nach Finnland zu kriegen. Wie ich gehofft hatte, betraute Lysenko ihn mit der Procane-Sache – für den Fall, daß diese nach hinten losginge …«
    »Dann wäre Karlow der Sündenbock gewesen?«
    »Das war immer Lysenkos Methode.«
    »Es ging also alles nach Plan?«
    »Nein, es ging nicht. Das tut es nie«, sagte Tweed leicht erregt.
    »Newman hätte um ein Haar im letzten Augenblick alles zunichte gemacht, als er sich Karlow schnappte. In der Tat war es so, daß ich mit dem Wagen an ihnen vorbeifuhr, als ich auf dem Wege war, Karlow vor der Botschaft aufzufischen. Glücklicherweise ließ Newman aus Gründen, über die ich nicht reden möchte, Karlow gehen.«
    »Karlow muß sehr schlau vorgegangen sein«, meinte Monica.
    »Ja. Er überließ Lysenko sogar einige fingierte Berechnungen darüber, wie man dem amerikanischen ASD-Programm begegnen könnte. Bei etwas Glück werden damit die sowjetischen Analytiker eine Zeitlang in die Irre geführt werden.«
    »Warum aber sind Sie zur russischen Grenze bei Imatra gefahren?«
    »Um Lysenkos Aufmerksamkeit von Helsinki abzulenken. Komisch, wenn man daran denkt – alles hing von einem Kaktus ab, den Karlow in seinem Büro auf das Fensterbrett stellte. Das war für den Mann, der uns nach dem Westen brachte, das Zeichen, einen bestimmten Treffpunkt anzulaufen – zusammen mit dem Signal, das Sie gegeben haben. Aber dieser Mann haßte Karlow, also mußte ich auch ihn täuschen. Er hat den geheimen Passagier, den er hinausbrachte, nie zu Gesicht bekommen.«
    »Wie ich den Fall sehe, hing also alles davon ab, daß Karlow die Erlaubnis erteilt bekam, nach Finnland auszureisen?«
    »Genau«, stimmte Tweed ihr bei. »Um Moskau davon zu überzeugen, daß Procane unterwegs sei, mußten mehrere Amerikaner nach Skandinavien in Marsch gesetzt werden. Der Präsident befahl Cord Dillon und Stilmar, Procane in Europa aufzuspüren – ohne ihnen zu sagen, daß es diesen Procane überhaupt nicht gab.«
    »Cord Dillons Affäre mit Helene Stilmar muß alle Berechnungen über den Haufen geworfen haben.«
    »Im Gegenteil«, warf Tweed ein. »Es gab gar keine Affäre. Da trug der Präsident aus Eigenem zur Verwirrung bei. Unnötig besorgt um Dillon, befahl er einer Frau, zu der er volles Vertrauen hatte, nicht von Dillons Seite zu weichen. Das war Helene. Und die einzige Möglichkeit für sie, das auszuführen, war, so zu tun, als habe sie ein Verhältnis mit ihm.«
    »Ich verstehe immer noch nicht, warum Sie sicher sein konnten, daß Dillon mit dem Schiff nach Helsinki fahren würde. Außerdem hat Butler mir erzählt – um Gottes willen, machen Sie keinen Gebrauch davon –, daß eure Abschirmung in Stockholm lausig war. Jeder wohnte im Luxushotel, Telefongespräche gingen über die Zentrale, alles wurde in Gegenwart von Ingrid besprochen.«
    Tweed wurde ärgerlich. »Sehen Sie das nicht ein? Das war Absicht. Die Russen sollten wissen, wo ich war. Wenn sie hörten, was ich am Telefon sagte, war das für sie nur eine Bestätigung dafür, daß Procane nach Rußland unterwegs war.«
    »Und Dillon, der dann doch per Schiff nach Finnland fuhr?«
    »Der Präsident hatte Dillon, bevor er Washington verließ, instruiert, weitere Befehle von mir entgegenzunehmen. Cord suchte mich, wie vereinbart, eines Nachts spät im ›Grand Hotel‹ auf. Er wußte nicht, warum, und ich sagte ihm, er müsse das Schiff nach Finnland nehmen. Und bevor er abfuhr, rief er Karlow an, tat so, als wäre er Procane, sagte, er komme – und verstellte dabei die Stimme so, daß man sie für die eines Mannes oder einer Frau halten konnte. Daß Helene mit ihm fuhr, war für mich eine Komplikation, die ich nicht begriff.«
    »Sobald also Dillon und Stilmar in Helsinki waren und Sie dort auftauchten, mußte Lysenko denken, Procane sei eingetroffen. «
    »Und er schickte Karlow nach Finnland, um dort die Leitung der Sache zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher