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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug
Autoren: Robert Ludlum
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habe ich Recht?«
    *
    Der Geiger bewegte sich lautlos durch den dichten weißen Nebel. Er konnte nichts mehr sehen. Noch schlimmer war, dass er nichts mehr riechen konnte. Der beißende Rauch verbrannte seine empfindlichen Nasenschleimhäute, stumpfte den Geruchssinn ab, der seine beste Waffe war.
    Ohne ihn fühlte er sich verloren. Er empfand eine seltsame Desorientierung, die an Panik grenzte. So schlich er ... vorsichtig durch den Nebel, hatte beide Arme ausgestreckt und hielt die Geigensaite in der linken Hand.
    Dann glaubte er, etwas zu hören.
    Er stieß blitzschnell wie eine Klapperschlange zu. Seine Rechte ergriff das freie Ende der Saite, sodass eine Schlinge entstand, die er um den Hals des Opfers warf ' und ruckartig zuzog .
    Und dann merkte er, dass er etwas Hartes, etwas aus Holz, zu erdrosseln versuchte.
    Eine Schaufensterpuppe.
    Er löste angewidert die Schlinge und tappte durch den Nebel weiter.
    Ohne seinen Geruchssinn war er stark behindert, das wusste der Geiger. Aber selbst das würde ihn nicht davon abhalten, seinen Auftrag auszuführen.
    Der künstliche Nebel reichte ihnen bereits bis zu den Schultern. Das war ein unheimliches Gefühl, als stünden sie in einer flachen Wolke, aus der nur ihre Köpfe ragten. Der Rauch, dichter und undurchsichtiger als jeder natürliche Nebel, ließ Metcalfes Augen brennen. Wo war der zweite Mann, den Nolan mit »Herr Kleist« angesprochen hatte? Muss wachsam sein -darf ihn sich nicht anschleichen lassen, solange das Patt mit Chip andauert.
    »Tatsächlich habe ich nicht vor, hier zu sterben. Sie dagegen ...« Chip zögerte, starrte die undeutlich sichtbare Pistole in Metcalfes Hand an. »Ich habe Ihnen keine Walther gegeben«, sagte er.
    Metcalfe zuckte mit den Schultern. »Sie sind nicht mein einziger Waffenlieferant.«
    »Eine deutsche Pistole, was?«
    »Verrückt, nicht wahr?«, antwortete Metcalfe schlagfertig. »Die Krauts haben anscheinend nur deutsche Waffen. Ist das nicht komisch?«
    »Das ist ein antikes Stück!«
    »Man nimmt, was einem angeboten wird. Kriegsbedingte Entbehrungen und so weiter.«
    »Aber . Jesus, das . dieses Ding ist ein gottverdammter Schwindel! Der verdammte Lauf ist blockiert!«
    Metcalfe wartete Nolans Reaktion nicht ab. Er sprang den FBI-Mann an, rammte Chip mit seinem ganzen Gewicht und warf ihn rückwärts auf die weiche Erde, wo der ölige Nebel sie beide einhüllte. Seine Augen brannten, während er versuchte, Chip die Pistole zu entwinden.
    Sein Körper wurde von Schmerzen gequält, die seine Kraft merklich verminderten. Aber Chip schien durch seinen Blutverlust ähnlich geschwächt zu sein. Trotzdem bäumte er sich jetzt unerwartet kräftig auf, schnaubte vor Wut und dachte nicht daran, seine Waffe loszulassen, selbst als Metcalfe sie langsam zurückdrückte, sodass sie mehr und mehr auf Nolan zielte.
    »Hey, Yale-Boy ... jetzt geht's endlich um Totenschädel und gekreuzte Knochen!«, keuchte Chip verächtlich grinsend, während seine Rechte und der Arm vor Anstrengung zitterten, weil Metcalfe die Hand mit der Pistole so zurückdrückte, dass die Waffe auf Nolan selbst zielte. Das erinnerte an eine grimmige Variante spielerischen Armdrückens. » Ihren Schädel und Ihre Knochen.«
    Der Lauf der Government, den der FBI-Mann weiter umklammert hielt, zielte erst auf Metcalfe, dann wieder auf Chip, hin und her wie ein Kinderspielzeug. Mit jäh aufwallender wütender Kraft drückte Nolan die Waffe wieder in Metcalfes Richtung, während er zugleich den Zeigefinger krümmte. Seine Hand verkrampfte sich; die Pistole zitterte heftig. Chip hatte seine Kräfte jedoch überschätzt und konnte Metcalfes Gegendruck nicht widerstehen. Genau als der FBI-Mann abdrückte, gab sein Handgelenk nach und wurde im selben Augenblick so zurückgedrückt, dass die Mündung zwischen Chips Augen zielte, die sich vor Schrecken weiteten, als er erkannte, was passieren würde.
    Der Schussknall war ohrenbetäubend laut, während Metcalfe entsetzt beobachtete, wie Nolans Schädeldach davonflog. Blut spritzte ihm ins Gesicht. Er klappte zusammen, sank restlos verausgabt neben Chip zu Boden. Beißender weißer Nebel umgab ihn; er war blind, durch starke Wundschmerzen behindert und rang keuchend nach Atem.
    Er hörte einen scharrenden Laut.
    Ein leises, gleitendes Geräusch wie von einer Schlange im Sand.
    Irgendein leiser Instinkt veranlasste Metcalfe dazu, sich mit der Rechten seitlich an den Hals zu greifen. Er spürte, wie etwas seinen Hals, sein
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