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Der Tote im Kofferraum

Der Tote im Kofferraum

Titel: Der Tote im Kofferraum
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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Forellen.«
    »Gut. Dann hole ich die Fische und lege sie gleich in Ihr Auto. In der Zwischenzeit wird das Teewasser kochen.« Er ging so geräuschlos, daß Delia nicht einmal merkte, in welche Richtung er gegangen war.
    Er brauchte ziemlich lange, um die Fische zu holen und im Auto zu verstauen. Delia stand auf und sah sich seine Bücher an, hob den Deckel vom Teekessel an und stellte fest, daß das Wasser schon kochte. Dann sah sie sich im Zelt um. Es war einfach, aber sauber und ordentlich. Auf der Kiste neben dem Campingbett stand das Foto einer jungen, hübschen Frau, seiner Frau selbstverständlich oder zumindest seiner Verlobten. Das stimmte sie seltsamerweise traurig.
    Warum kam er nur nicht zurück? Noch immer war von ihm nichts zu sehen. Diese Räucherhütte mußte ziemlich weit weg sein. Sie warf einen Blick durch den Zelteingang und sah weder Mann noch Hund. Dann gab sie der Versuchung nach, nahm das Foto in die Hand und drehte es um. Auf der Rückseite las sie: »Für Keith in Liebe, Cynthia.« Das war also seine Verlobte, auch so eine strahlende Schönheit.
    Während sie noch das Foto betrachtete, kam Wallace mit den leichten Schritten eines Jägers zurück. Hinter ihm trottete der Spaniel, in der Schnauze einen Stock, der viel zu lang für ihn war. Delia lief knallrot an, aber der junge Mann sagte nur beiläufig: »Das ist meine Schwester. Sie ist nicht häßlich. Nächsten Monat heiratet sie. Kocht das Wasser? Gut, dann trinken wir Tee. Trusty, laß um Himmels willen den Stock liegen, du reißt ja alles herunter.«
    »Haben Sie die Fische?«
    Er drehte ihr den Rücken zu, als er im Feuer herumstocherte. Ohne seine lange Abwesenheit zu erklären, sagte er nur: »Ja, ich habe sie gleich ins Auto gelegt. Es sind keine >verbotenen< Fische. Sie sind noch während der Saison gefangen. Aber trotzdem, wenn Sie einem Waldaufseher begegnen, würde ich sie ihm nicht gerade unter die Nase halten. Er könnte Ihnen möglicherweise nicht glauben. Hier ist Ihr Tee, und dort steht die Keksdose.«
    Bildete sie sich das nur ein, oder war er nicht mehr so freundlich wie vorher? Sie übersah es geflissentlich und fragte ihn nach der Umgebung aus.
    »Das hier ist der beste Angelplatz an diesem Ufer. Während sonst das Wasser sehr flach ist, reicht hier eine tiefe Stelle bis an den Strand. Deshalb nennt man diesen Teil die >Tiefwasserbucht<.«
    »Liegt das Haus der Warwick-Smith in der Nähe des Sees?«
    »Ja, sogar direkt am See. Aber dort ist es zu flach zum Schwimmen; es reicht gerade zum Sonnenbaden mit Planschen. Mein Grundstück liegt gleich hinter ihrem Zaun.«
    »Züchten Sie Schafe?«
    »Schafe und Rinder. Mein Land ist allerdings ziemlich zerklüftet. Gleich hinter dem Haus der Warwick-Smith ist ein Steilhang zum See hin. An der Stelle habe ich schon mehrere Schafe verloren. Die Aussicht auf den See ist jedoch hinreißend und hat schon viele Maler angelockt. Die Stelle wird Ihnen gefallen. Zum Grundstück der Warwick-Smith gehört auch ein schönes Stückchen Sandstrand. Das Haus selbst wirkt etwas protzig, aber das ist nicht die Schuld von Mrs. Warwick-Smith.«
    »Ein Dorf ist nicht in der Nähe, nicht wahr?«
    »Nein. Und die nächste Stadt ist Lakelands. Sie müssen auf Ihrem Weg hierher durchgefahren sein.«
    »Ja, ungefähr vor zehn Meilen. Ein Dutzend Läden, eine Polizeiwache, wo ich nach dem Weg gefragt habe, eine Bank, ein Hotel und ein Mineralbad.«
    »Das ist Lakelands, das Einkaufszentrum dieser Gegend. Greenvale besteht lediglich aus einer Tankstelle und einem Krämerladen.«
    Delia blickte auf ihre Uhr und sprang auf. Sie war länger geblieben, als sie dachte. Wallace hatte so lange für die Fische gebraucht, und dann hatten sie noch ausgiebig geplaudert. Sie schluckte schnell ihren Tee hinunter und hatte es plötzlich sehr eilig. Er hielt sie nicht weiter auf, sondern begleitete sie artig bis zum Auto und zeigte ihr, wie gefährlich nahe sie im Nebel an den See herangefahren war.
    »Es ist ganz schön tief hier. Ein Glück, daß ich Sie aufgehalten habe. Nun, grüßen Sie Grace von mir — und geben Sie ihr die Forellen. Ich hoffe, ich sehe Sie bald wieder.«
    Trusty, der merkte, daß Delia aufbrach, und den die Keksdose lockte, legte Delia einen Kaninchenkadaver vor die Füße, von dem Keith sie aber sofort befreite. Wallace war jetzt steifer und förmlicher als am Anfang, und Delia hatte ein ungutes Gefühl, weil er sie mit dem verflixten Foto gesehen hatte. Scheußlich, beim Schnüffeln erwischt
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