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Der Tote im Kofferraum

Der Tote im Kofferraum

Titel: Der Tote im Kofferraum
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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was sie beunruhigte, denn als sie sich umdrehte und ihn genauer betrachtete, berichtigte sie ihren ersten Eindruck. Er sah eigentlich recht nett aus, hatte braunes Haar, das vom Nebel feucht geworden und zerzaust war, und braune Augen in einem schmalen Gesicht. Außerdem beruhigte sie der Anblick des Hundes; denn wer hatte jemals gehört, daß ein Schurke einen liebenswürdigen schwarzweißen Spaniel bei sich führt? Einen Schäferhund vielleicht oder einen Wolfshund, aber keinen sanften, folgsamen Spaniel.
    Er lächelte entwaffnend. »Es ist meine Schuld, aber ich habe tatsächlich hier auf diesem Feldweg mit keinem Auto gerechnet.«
    »Eigentlich sollte ich auch nicht hier sein«, erwiderte sie freundlich. »Ich bin auf dem Weg nach Greenvale und habe mich verfahren. Es scheint, als wäre ich ganz in der Nähe des Sees.«
    »Das stimmt. Die Straße endet ein Stück weiter vorn, und Sie kommen auf diesem Weg direkt zum See. Nicht besonders angenehm bei dem Nebel. Mein Campingplatz ist übrigens gleich hinter jenen Bäumen.«
    »Ihr Campingplatz? Angeln Sie hier am See?«
    »Ja. Aber die Saison ist seit gestern zu Ende. Jetzt gehe ich auf die Jagd. Deswegen habe ich das Gewehr bei mir. Sie sind erschrocken, als Sie mich sahen. Haben Sie gedacht, daß ich der gesuchte Einbrecher wäre?«
    »Einbrecher? Von dem wußte ich gar nichts. Doch nicht in dieser Einöde?«
    »Er kann in der Nähe sein. Die Polizei vermutet, daß er sich am See versteckt hält.«
    »Das hört sich an, als wollten Sie mich erschrecken. Auf jeden Fall muß ich hier irgendwie herauskommen. Um die Mittagszeit soll ich in Greenvale sein.«
    »Das ist kein Problem. Wenn Sie erst einmal auf der richtigen Straße sind, ist es nur noch eine halbe Stunde Fahrt. Ich erkläre Ihnen, wie Sie hinkommen.«
    Er zögerte und schien zu überlegen. Dann sagte er überraschenderweise: »Was halten Sie davon, wenn Sie das Auto erst einmal hier stehen lassen und eine Tasse Tee mit mir trinken? Mein Zelt ist nicht weit, und ich war gerade auf dem Weg dorthin, um Teewasser aufzusetzen.«
    Als wollte der Spaniel die Einladung seines Herrn bekräftigen, bellte er dreimal kurz, setzte sich und blickte Delia mit seinen treuen Hundeaugen unterwürfig an. Sie lachte, zögerte aber noch. Natürlich sollte sie ablehnen. Es war dumm, einen Fremden in seinem Lager zu besuchen. Schließlich konnte er wirklich der Einbrecher sein. Dennoch war sie kaum überrascht, sich selbst sagen zu hören: »Schon gut, ich komme. Ich bin seit Stunden unterwegs und könnte eine Pause gut gebrauchen. Sind Sie sicher, daß ich noch rechtzeitig nach Greenvale komme?«
    »Ganz sicher. Möchten Sie direkt ins Dorf?«
    »Nein. Ich glaube, das Haus liegt ein oder zwei Kilometer außerhalb. Die Leute heißen Warwick-Smith. Kennen Sie sie zufällig?«
    »Sehr gut sogar. Meine Farm grenzt an ihr Grundstück.« Er schwieg einen Moment, dann fragte er neugierig: »Sind es Freunde von Ihnen?«
    »Nein. Ich kenne sie noch gar nicht. Ich bin die neue Gesellschafterin von Mrs. Warwick-Smith. Ein gewisser Dr. Shaw hat mich auf eine Anzeige hin eingestellt, und er sagte mir, ich sollte unbedingt bis Mittag in Greenvale sein.«
    »Gesellschafterin? Sie überraschen mich.«
    Wie sollte sie das verstehen? Sie lächelte, und auf ihrem Gesicht erschienen die Grübchen, die bereits »dem Lahmen, dem Krüppel und dem Blinden« zum Verhängnis geworden waren. Sie sprang aus dem Wagen, was den Spaniel zu freuen schien, und meinte: »Es muß ja nicht sofort sein.« Dann schritt sie neben ihm zum Lager, wobei sie die Warnung ihrer Mutter vergaß: »Wenn du nur nicht immer gleich so freundlich wärst, meine Liebe...«
    »Wie sind sie — die Warwick-Smith, meine ich? Ich finde diese Doppelnamen albern, wahrscheinlich sind es eigenartige Leute.«
    »Nein, ganz und gar nicht. Sie ist eine reizende Frau, allerdings nicht sehr robust.«
    Wieder kein Lob für Mr. Warwick-Smith. Delia ließ aber nicht locker. »Und was ist mit dem Mann?«
    Ähnlich wie der Doktor zögerte auch der Fremde mit der Antwort. »Kein schlechter Kerl«, sagte er schließlich. »Nur kenne ich ihn kaum. Hier ist mein Zeltlager. Spartanisch einfach, aber so liebe ich es.«
    Das Lager bestand aus einem großen Zelt und einer Feuerstelle im Freien. Delia warf einen Blick ins Innere des Zeltes. Wirklich äußerst einfach — ein Campingbett, einige Kisten, die als Tisch und Hocker dienten, einige Bücher, ein Transistorradio, Tassen und Teller. Es war sauber,
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