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Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Titel: Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt
Autoren: Markus Stromiedel
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flüsterten leise, sie schienen zu streiten. Der Alte setzte sich durch. Zufrieden wandte er sich Simon zu. »Tut mir leid, aber wir glauben dir nicht. Du bleibst bei uns, bis wir wissen, was du hier willst.« Er gab dem Mann, der Simon hergeführt hatte, ein Zeichen. »Bring ihn ins Amt.«
    Ohne die Miene zu verziehen, trat der Hüne zu Simon, packte ihn und zerrte ihn mit sich.

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4
    Der Wind hatte zugenommen, als sie die Markthalle verließen. Sand trieb durch die Luft. Am Himmel waren Wolken aufgezogen, schwarze, an den Rändern gezackte Fetzen, die sich immer wieder vor den Mond schoben. Der Wechsel aus Licht und Schatten ließ die Überreste des Dorfes noch düsterer erscheinen.
    Hilflos stolperte Simon die Straße hinauf. Die Hand des Hünen umklammerte ihn fest. Simon hatte das Gefühl, sein Begleiter war seit dem Urteil des Alten noch gröber geworden.
    »Wohin bringst du mich?«
    Der Hüne antwortete nicht.
    Simon fragte nicht weiter, er hatte eine Ahnung, welches das Ziel ihrer nächtlichen Wanderung sein würde. Und tatsächlich, bald öffnete sich vor ihnen der Marktplatz des Ortes. Die Piazza oberhalb des Hafens war das Dorfzentrum, mit der Kirche, der Kneipe, ein paar Geschäften und dem Gemeindeamt. Zumindest war das so in seinem Dorf gewesen.
    Doch auch wenn er den Marktplatz erkannte, die Gebäude ringsherum erkannte er nicht. In dieser Welt waren die Häuser am Rand der Piazza verfallen. Nur der Turm der Kirche ragte düster in den Himmel, rußgeschwärzt und ohne Dach. Eine von der Hitze des Feuers verformte Glocke lag unterhalb des Turmes in den Trümmern.
    Simon sah sich um. Er hatte das Gefühl, beobachtet zu werden, entdeckte aber niemanden. Der Marktplatz schien verlassen zu sein, genau wie die Straßen, durch die sie hergekommen waren.
    Wortlos zerrte der Hüne Simon die Treppe hinauf, die einst zum Eingang des Gemeindeamtes geführt hatte und die nun auf halber Strecke in den Trümmern endete. Dann ließ er Simons Arm los. »Bücken.« Es war das erste Wort seines Begleiters, seit sie von der Markthalle aufgebrochen waren.
    Simon beugte seinen Rücken und kletterte durch das Loch, das in die Außenmauer der Ruine gebrochen worden war. Der Hüne folgte ihm.
    Es dauerte etwas, bis sich Simons Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Nach einer Weile erkannte er Umrisse. Sie befanden sich in einem fensterlosen Raum, in dem ein paar alte Büromöbel standen, ein zerschlissener Cocktailsessel, ein nierenförmiger Tisch. Sterne funkelten durch die brüchige Decke zu ihnen herab.
    Der Hüne hatte eine Fackel aus seiner Tasche geholt, die er nun anzündete. Im flackernden Schein der Flamme sah Simon eine Treppe, die hinab in die Tiefe führte.
    Der Hüne stieß ihn zu der Öffnung. »Dort hinunter.«
    Simon schluckte. Dort unten war kein Licht, die Stufen verschwanden in der Dunkelheit. Muffiger Geruch drang aus der Öffnung. Um nichts in der Welt wollte er dort hinuntergehen! Doch es gab keine Möglichkeit zu fliehen: Der Hüne versperrte mit seinem Körper den einzigen Ausgang, und die Decke des Raumes, in der einige größere Löcher klafften, war zu hoch, als dass er hätte hinaufklettern können.
    »Worauf wartest du? Los!«
    Simon spürte die Hand des Hünen in seinem Rücken, unerbittlich schob sie ihn auf die Öffnung zu. Er wehrte sich, doch es war sinnlos. Seine Füße ertasteten die erste Stufe, dann die zweite, er musste weitergehen, wenn er nicht stürzen wollte. Schritt für Schritt stiegen sie hinab in die Tiefe. Der Hüne blieb dicht hinter ihm, das Feuer seiner Fackel drängte die Dunkelheit in den Kellerraum zurück.
    Der Boden des Kellers bestand aus hart getretener Erde, eine Wolke aus feinem Staub wirbelte auf, als sie ihn betraten. Simon sah sich um, soweit es der Feuerschein zuließ: Der Raum im Fundament des Gebäudes schien unzerstört, er war schmal und lang mit einer gewölbten Decke und Mauern aus grob gefügten Feldsteinen. Eine Ratte huschte davon, als das Licht auf sie fiel.
    »Können wir nicht wieder hochgehen?« Bittend sah Simon seinen Begleiter an. »Ich lauf auch nicht weg, versprochen!«
    Der Hüne lachte nur, dann traf Simon erneut ein Stoß in den Rücken und trieb ihn in die Tiefe des Kellers. Bald sah Simon ein Gitter in der Dunkelheit aufblinken, es trennte den Raum in zwei Hälften. Eine Tür war in die Stäbe eingelassen, sie stand offen, ein Schlüssel steckte im Schloss.
    »Dort hinein.«
    Simon rechnete damit, dass der Hüne ihn erneut
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