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Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Titel: Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)
Autoren: Swantje Berndt
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zu beneiden. Wieder ein Hauch. Die Flamme zischte und Wachs tropfte auf den ausgeblichenen Schädelknochen. Jemand war im Raum. Jemand, den er kannte.
    „Wie ist das?“
    Daniel fuhr hoch. Diese sanfte Stimme, die sich keine Mühe gab, den Spott zu verbergen, hatte er seit zwei Leben nicht mehr gehört. Am Fuß des Bettes, lässig an den Pfosten gelehnt, stand Kepheqiah. Die dunklen Haare waren zu einem strengen Brahmanenknoten geschlungen und die hagere Gestalt wurde von einem maßgeschneiderte n Anzug umhüllt.
    „Du steckst ihn rein, rührst herum und sie japst nach Luft?“
    Jasmina lag entspannt quer über den Laken, den hübschen Kopf in ihre Armbeugen geschmiegt, und schlief. Die leise Stimme seines Gastes würde sie nicht wecken. Kepheqiah, ein Freund über Jahrhunderte, ein Verräter in einer einzigen Nacht. Daniel strich über Jasminas warmen Rücken. Sie wusste nicht, wem sie sich hingegeben hatte, doch es war belanglos, denn ihr würde nichts geschehen.
    Kepheqiah trat an den Tisch, hielt das bauchige, sich nach oben weitende Glas ins Kerzenlicht und roch an dem letzten Tropfen des opalisierten Absinths.
    „Du genießt ihn französisch?“ Er schloss die Augen und inhalierte das Aroma erneut. „Du tust gut daran. Die Penetranz des verbrannten Zuckers verdirbt seine Ursprünglichkeit. Obwohl die Flamme für mich einen ästhetischen Wert hat.“ Sein Blick glitt über den Schädel, der mehr und mehr unter dem Kerzenwachs begraben wurde. „Dich reizt der Tod?“
    Die leeren Augenhöhlen klagten Daniel, nicht Kepheqiah an. Der Tod hatte ihn nie gereizt. Er war ein Job, den er perfekt beherrschte.
    „Seit wann bist du da?“ Daniel richtete sich auf und gab Acht, dass die Decke Jasmina weiterhin wärmte.
    „Zu lange.“ Kepheqiah sah konzentriert an Daniel vorbei. „Mir ist nichts vom dem hier erspart geblieben.“
    Er hatte es nicht verdient, doch Daniel tat ihm den Gefallen, sich wenigstens die Jeans überzuziehen. Jede Bewegung war ein Kampf mit der Trägheit und dem zähen Schweiß, den ihm der lange und lustvolle Kampf mit Jasmina aus den Poren getrieben hatte. Auch sein Hemd war feucht. Bei dem Gedanken, den klammen Stoff auf der Haut zu fühlen, schüttelte es ihn. Kepheqiah würde den Anblick seines unbedeckten Oberkörpers ertragen müssen.
    „Du hättest nicht hinsehen müssen, Keph. Du kennst mich. Was hast du erwartet?“
    „Verzeih.“ Keph neigte leicht den Kopf. „Aber ich bin der Sensationslust eines Unbeteiligten zum Opfer gefallen.“ Sein teilnahmsloser Blick strich flüchtig über Daniel hinweg. „Du warst in dieser Frau.“
    „Ja. Sehr lange, sehr oft. Warum fragst du?“
    „Willst du dich nicht reinigen?“ Der schöne Mund verzog sich zu einer Wellenlinie. „Wir beide kennen Zeiten, in denen diese Unachtsamkeit den Tod nach sich gezogen hat.“
    „Später.“ Die Nacht war noch nicht vorbei.
    Keph kam ums Bett und setzte sich in den einzigen Sessel im Raum. „Hast du jetzt für mich Zeit?“ Die langen, schmalen Hände ruhten schwerelos auf den Lehnen. „Immerhin bin ich nur für dich nach London gereist.“
    „Ich habe dich nicht gerufen.“
    „Du hast dich lange vor mir und der Bruderschaft verborgen. Wir waren in Sorge um dich. Du bist einzigartig.“
    „Das sind wir alle.“
    „Du bist es auf eine besondere Weise, Daniel Levant. Übrigens ein schöner Name. Er passt zu deiner Passion. Trägt dich der Wind immer noch auf seinem Rücken?“ Der Blick seiner braunen Augen schweifte über die Rabenschwinge, die auf Daniels Schulter tätowiert war.
    „Zuweilen. Was willst du von mir?“ Daniel setzte sich an den Tisch und zündete sich eine Zigarette an. Er schloss die Augen und wartete, bis der Rauch seine Lunge vollständig durchdrungen hatte.
    „Du rauchst?“
    „Nur nach der Liebe.“
    „Liebe?“ Das Glühen in Kephs Blick wurde für einen Wimpernschlag intensiver. „Du wühlst im Dreck. Schämst du dich nicht?“
    Emotionales Aufbegehren hatte Keph stets vermieden , also war auch sein Tadel gelassen. Er war der weltabgewandte Mönch geblieben, dem Daniel 1647 im Kloster zu Mont Saint Michel den Rücken gekehrt hatte. Das war schon viele Leben her.
    „Sollte ich das? Mich schämen?“ Für die eigenen Sünden lohnte keine Scham. Nur für die, die andere einem aufzwangen. Daniels Existenz war eine einzige Schuld.
    „Ja.“ Keph schlug die Beine übereinander und betrachtete Daniel wie einen ungezogenen Schüler, an den man trotz besseren Wissens sein Herz
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