Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Titel: Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)
Autoren: Swantje Berndt
Vom Netzwerk:
gehängt hatte. „Wir arbeiten für sie, wir töten sie , aber wir besudeln uns nicht mit ihnen.“
    „Du hast es nie getan? In keinem deiner Leben?“ Die sich ständig wiederholende Existenz wäre ohne die Liebe für Daniel unerträglich gewesen.
    „Nie. Meine Hingabe galt stets der Bruderschaft der anonymen Meister.“ Er beugte sich vor und sah Daniel aus schmalen Augen an. „Ihre Belange sind wichtig. Sie haben mich zu dir geführt.“
    Ein Job. Weshalb sonst sollte Keph hier sein? „Ich habe lange nicht mehr getötet.“
    „Dann wird es Zeit.“
    „Hast du Angst, ich komme aus der Übung?“
    „Nein. “ Beinahe war Kephs Lächeln liebevoll. „ Einmal ein Meister, immer ein Meister. Ich bin sicher, du beherrscht nach wie vor alle relevanten Todesarten.“
    Zwei Leben in Frieden reichten nicht, um jahrhundertealtes Können zu vergessen. „Wie hast du mich gefunden?“
    Durch die Rauchschwaden verzerrte Kephs ebenmäßiges Gesicht. „Ich finde jeden Abtrünnigen früher oder später. Weißt du, wie mit Deserteuren umgegangen wird?“ Gelangweilt sah er sich im Raum um.
    „Sie werden erschossen.“
    „Das hättest du wohl gern.“ Versonnen strich sich Keph die Falten auf seiner Hose glatt. „Sie verlieren ihre Seele. Ohne Seele kannst du nicht leben. Ohne Seele kannst du nicht sterben. Wie wird sich das wohl anfühlen?“
    Daniels Magen zog sich zu einem eisigen Klumpen zusammen. Mit den Erinnerungen an seine Taten zu leben, war eine tägliche Herausforderung. Doch ohne Seele durch den Trübsinn dieser Welt zu stolpern, würde die Hölle sein.
    Keph schlenderte durch den Raum und betrachtete die Ikonen an den Wänden. Behutsam nahm er das Abbild eines Cherubim ab und strich mit dem Finger über den Dammarlack. „Die Ikonen sind fantastisch.“
    Es war eine von Daniels ersten Arbeiten. Damals hatte er noch in der Kontemplation vor himmlischer Schönheit nach Rettung gesucht. Er hatte sie dort nie gefunden.
    „Beeindruckend. Eitempera?“
    Daniel nickte und blies den Rauch in seine Richtung.
    „Zeichnest du mit Kratzer oder Aquarellstift vor?“
    „Stift. Der Kratzer beschädigt den Grund.“ Mit schönen Dingen ging er behutsam um. Kunst war schön, lebendige Wesen waren schön. Wenn er es in der Hand hatte, waren auch Leichname schön.
    Keph war ans Fenster getreten und öffnete den geschwungenen Gusseisenflügel. „Von hier oben hast du einen weiten Blick. St. Paul ’s erstrahlt wie eine Perle.“
    „Du bist nicht wegen der Aussicht hier und auch nicht, weil es der Bruderschaft an Mitgliedern mangelt.“
    In Kephs kühlen Blick schlich sich ein Hauch Wärme. „Ich habe dich vermisst. Wir waren Freunde.“
    „Bis du mich verraten hast.“ Daniel hatte auf Kepheqiahs Freundschaft vertraut, doch das Kloster war bereits von den Mitgliedern der Bruderschaft durchsetzt gewesen. Von ihm aus agierten sie, von ihm aus schickten sie Meister an die entferntesten Orte der zivilisierten Welt, um für Monarchen, Bischöfe und Edelhuren Nebenbuhler oder Freidenker zu töten. Keph hatte ihn hintergangen und wäre nach seinem Verrat fast Daniels erstes selbstbestimmtes Opfer geworden.
    Kepheqiah betrachtete Jasmina, die sich im Schlaf unter dem Laken zusammengerollt hatte. „Wie ist es?“
    „Das Lieben?“
    „Wenn du das so nennen musst.“
    „Probier es aus.“
    Keph runzelte die Nase und für einen Moment stahl sich ein verschmitztes Grinsen auf sein sonst viel zu ernstes Gesicht. „Niemals. Was du mit ihr getan hast, wäre mir zu anstrengend.“
    „Es geht auch sanfter.“
    „Tatsächlich?“ Keph hob amüsiert den Blick. „Ich habe gehört, dass du deine Opfer sanft in den Tod geführt hast.“
    „Geführt? Ich bin der sanfte Tod.“ Der letzte Moment war der wichtigste im Leben eines Menschen. Er musste selbstbestimmt sein. Viele seiner Opfer waren im Augenblick höchster Lust gestorben. Er hatte es ihnen leicht gemacht, die Bahnen des Lebens zu verlassen.
    „Die Bruderschaft hat eine Filiale hier in London errichtet. “ Die ungeheuerliche Neuigkeit kam völlig unspektakulär über Kephs schöne Lippen. „ Ein Cleaner-Team ist bereits rekrutiert. Ruben führt es an. Du kennst ihn.“
    Ruben war ein hervorragender Meister gewesen. Aufsässig , aber brillant . Dass er das Cleaner-Team führte, hieß, dass die Bruderschaft seine Seele einkassiert hatte. Die Cleaner waren bessere Golems. Aus Fleisch und Blut, in denen ein kalter Geist hauste, dem die Fähigkeit zum Empfinden genommen worden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher