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Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Titel: Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)
Autoren: Swantje Berndt
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Stoppeln kratzten über ihr Kinn. „Du riechst nach ihm, oder stammt die Moschuswolke von dir?“
    „Sie stammt von ihm und sie hat mich ganz wuschig gemacht.“
    Igor lachte. Es klang wie ein Bellen. „Typen wie er schneiden den Moschushirschen das Sekret eigenhändig aus der Bauchdrüse. Habe ich dir erzählt, dass er in Kasachstan regelmäßig Jagd auf die armen Viecher macht?“
    Eine Gänsehaut lief über ihren Rücken. Bevor sie ins Bett steigen würde, würde sie stundenlang duschen.
    Schnüffelnd neigte sich Igor noch etwas weiter zu ihr. „Soll ich dich wirklich zu deinem langweilig distinguierten Briten karren ?“
    „Pass auf, was du sagst. Offiziell bin ich mit Peter liiert. Von meinem kleinen Ausflug zu Kolja hat er keine Ahnung.“ Und das sollte auch so bleiben. Vor allem, weil sie nicht vorgehabt hatte, es so weit kommen zu lassen, wie es gekommen war. Peter war ohnehin erstaunlich blauäugig, was ihre kriminellen Machenschaften anging. Seine Ignoranz allem gegenüber, das nicht in Stein gemeißelt war, machte ihn zum perfekten Alibi-Mann.
    „Der Kerl hat keine Ahnung, dass du ihn schamlos ausnutzt?“ Igor sah sie ungläubig an. „Wie dämlich ist der?“
    Das schlechte Gewissen schlich sich zwar langsam an, aber stetig. In London würde sie bei geeigneter Gelegenheit diese Zweckbeziehung beenden, von der nur Peter dachte, dass sie romantischen Ursprungs war.
    „Fahr mich zu ihm . Ich bin müde.“
    „Guter Witz.“ Igor grinste sie an, und als sie nicht reagierte, zuckte er die Schultern. „Dann hat der Kerl dich echt geschafft?“
    Was auch immer Kolja geschafft hatte, ihr war schwindelig, ihre Haut glühte, als ob sie krank würde und ständig verschwamm ihre Sicht. Für Kreislaufschwächen war eine Flucht der gänzlich ungünstigste Zustand. Lucy legte ihm die eingewickelten Bücher und die Ikone auf den Schoß. „Schick das so schnell wie möglich zu Ethan. Es muss raus aus Moskau.“
    Igor schenkte ihrer Beute nur einen kurzen Blick. „Mehr hast du nicht von dem Pfeffersack genommen? Der Kerl stinkt vor Geld.“
    Igor durfte nicht misstrauisch werden. Sie hatte ihn bereits für seine Hilfe entlohnt, doch wenn er von dem Ring um ihren Hals wüsste, würde es eng und die Breitling würde auch unter seinem Weihnachtsbaum gut aussehen.
    „Man soll nicht zu gierig sein. Wenn er zu viele Dinge morgen früh schmerzhaft vermisst, hetzt er nachher noch die Behörden auf mich.“ So würde er den Diebstahl verschmerzen können. Für eine kleine Diebin lohnte die Mühe nicht, russische Bürokratenmühlen anzustoßen. Sie würden zu viele Fragen stellen, die ein Mann wie Grigorjew niemals freiwillig beantworten würde. Igor hatte ihr versichert, dass Kolja Grigorjew ein Mann war, der selbst auf dunklen Pfaden zu Einfluss und Reichtum gekommen war.
    „Genießt dich dieser stocksteife Peter auch noch oder bekommt der nicht mit, dass du erst zwei Sekunden vor ihm unter die Bettdecke schlüpfst ? “
    „Gute Frage, Igor. Manchmal denke ich, dass Peter nichts mitbekommt, was mit mir zu tun hat.“
    Er würde bis in die frühen Morgenstunden mit Gleichgesinnten über Fotografien alter Steininschriften hängen. Deshalb war er in Moskau.
    „Peter ist Peter. Er ist nützlich.“ An seiner Seite reiste sie durch die Welt. Von Epigrafiker - Treffen zu Konferenzen diverser Altphilologen-Verbände. Er studierte, tauschte sich aus, war schlau und sie knüpfte Kontakte und stahl.
    „So, bitte sehr. Du wolltest es nicht anders.“ Igor hielt vor ihrem Hotel. „Melde dich, wenn du in London bist.“ Noch ein flüchtiger Kuss und er fuhr davon. Abschiede gestaltete er nie übertrieben emotional.
    Der Nachtportier lag auf einem Feldbett hinter der Rezeption und schlief tief und fest. Für ein drittklassiges Hotel wie dieses war sie overdressed bis zum Anschlag , doch er sah es zum Glück nicht und konnte keine neugierigen Fragen stellen.
    Die Treppe musste sie sich am Geländer hochziehen. Was war nur mit ihr los? Ihr Körper glühte, ihre Beine gaben nach und trotzdem war eine Unruhe in ihr, die sie nicht von sich kannte.
    Bevor sie aufs Bett fiel, streifte sie die Stiefel ab. Alles andere würde bleiben, wo es war.
     
    *
     
    Ein Lufthauch ließ die Flamme zittern. Daniel war zu erschöpft, um den Kopf grundlos zu heben. Ein Geräusch. Er hatte es am Rand seines Bewusstseins wahrgenommen. Es war unwichtig, rührte von dem Nachtwind, der sich durch das alte Backsteingemäuer wagte, um ihn um diese Nacht
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