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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke
Autoren: Reginald Hill
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ist das Problem?«
    »Das Problem ist, dass er gerade an meinem Büro vorbeigestürmt ist und gebrüllt hat, er wäre zur Mill Street unterwegs und ob ich jetzt zufrieden sei, ihm den Tag versaut zu haben.«
    »Und das sind Sie nicht?«
    Ein tiefes Einatmen; dann mit ruhiger, kontrollierter Stimme: »Ich kann nicht zufrieden sein, wenn der Superintendent eine möglicherweise ernste Situation ernst nimmt. Aber das überlasse ich natürlich gern den Experten vom CID. Tut mir leid, Sie gestört zu haben.« Der Hörer wurde aufgeknallt.
    Aufgeblasener Trottel, dachte sich Pascoe und begab sich wieder in den Garten, um seine Verärgerung mit seiner Frau zu teilen. Zu seiner Überraschung sagte diese nachdenklich: »Das letzte Mal, als ich Andy getroffen habe, brabbelte er was von nutzlosen Stümpern und wie sehr ihm deren Arbeitsweise auf den Keks gehe. Er klang ganz danach, als wäre er reif für ein paar Dummheiten. Vielleicht solltest du mal nachsehen, Liebling, bevor er ganz allein den nächsten Golfkrieg anzettelt. Eine halbe Stunde, kann doch nicht schaden.«
     
    Er hatte keine Lust, irgendwas davon Dalziel auf die Nase zu binden.
    »Nicht viel«, wiederholte er. »Vielleicht willst du mich aufklären.«
    »Warum nicht? Dann kannst du wieder nach Hause wackeln. Du bist doch ein cleverer Bursche, dann weißt du wahrscheinlich, dass Nummer drei auf der CAT-Liste steht. Oder hat dir das Ireland auch erzählen müssen?«
    »Nein, aber er hat mich in die Richtung geschubst«, gestand Pascoe.
    »Na, siehst du«, kam es triumphierend von Dalziel. »Seit den Anschlägen in London haben die bornierten Blödmänner mehr Fähnchen auf ihre Karten gesteckt, als wir am Krönungstag aufhängen. Beim geringsten Anzeichen einer Verbindung in den Nahen Osten gehen sie in die Hocke und setzen ihre Markierung ab.«
    »Ja, hab gehört, sie wollten sogar den alten Mecca-Ballsaal in Mirely auf die Liste nehmen!«
    Ein gedankenverlorenes Lächeln erhellte Dalziels Gesicht wie Mondlicht über einem Berg.
    »Das Mirely Mecca«, sagte er verträumt. »Das waren noch Zeiten damals. Es gab da so ein Mädel aus Doncaster. Tottie Truman. Deren Tango hätte als Erregung öffentlichen Ärgernisses durchgehen können …«
    »Ja, ja«, unterbrach Pascoe. »Ich bin mir sicher, sie war ein reizendes Mädchen, in der Vertikalen wie der Horizontalen …«
    »Jetzt aber mal halblang!«, unterbrach nun wiederum der Dicke. »Steck die Leute nicht vorschnell in Schubladen. Das ist eine schlechte Angewohnheit von dir. Tottie, die hatte nicht nur weiches Fleisch, sondern auch Muskeln. Bei Gott, wenn Frauen beim Hammerwerfen teilnehmen dürften, hätte sie die Goldmedaille gewonnen! Ich hab mal gesehen, wie sie bei einem Grillfest des Rugby-Clubs von der Mitte des Platzes einen Gummistiefel geschleudert hat, der war immer noch im Steigen begriffen, als er über die Torpfosten ging. Dachte daran, sie zu heiraten, aber dann ist sie religiös geworden. Denk nur, was hätten wir für eine erste Reihe zeugen können!«
    Es war an der Zeit, dieser Reise in die Vergangenheit ein Ende zu setzen.
    »Sehr interessant«, sagte Pascoe, »aber vielleicht sollten wir uns auf die Lage hier konzentrieren. Die ist …?«
    »Das ist das Problem mit euch Jungspunden«, sagte Dalziel traurig. »Nie habt ihr Zeit, den Duft der Blumen am Wegesrand zu schnuppern. Also gut, Lagebericht: Streifenbeamter meldet, in Nummer drei einen Mann mit einer Waffe gesehen zu haben. Gibt die Information an einen Streifenwagen weiter, der in der Zentrale um weitere Anweisungen nachfragt. Hier sind wir also. Was hältst du davon?« Dem Dicken war nach Spielen zumute. Ratestunde, dachte sich Pascoe. Ein Raubüberfall, in den sie hineingeplatzt waren? Lohnte sich in der Mill Street kaum, wenn man nicht ein ausgesucht dämlicher Schurke war. Hier lag nicht das wirtschaftliche Zentrum der Stadt, eher der letzte Ausläufer eines heruntergekommenen Randbezirks. Die Wollspinnerei stand unter Denkmalschutz, es gab Gespräche, sie zu renovieren und als Industriedenkmal zu erhalten, aber noch nicht einmal die Victorian Society hatte etwas gegen den vorgeschlagenen Abriss der baufälligen Häuserreihe einzuwenden gehabt, um eine Fläche für einen Parkplatz zu schaffen.
    Das Spinnerei-Projekt allerdings war wegen politischer Querelen um die Gelder aus dem Lotterie-Topf in Schwierigkeiten geraten. Ursache des Zwists war, so die Rechten, weil man sich geweigert hätte, benachteiligte lesbische
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