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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke
Autoren: Reginald Hill
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Kumpel, ich dachte, du wärst fort.«
    »Nein, Andy, ich bin noch da«, sagte Peter. O Gott, dachte er sich, so schlimm?
    »Ich muss dir … was Cap mir gesagt hat … in der Mill Street, als ich in die Luft geflogen bin …«
    Die Stimme brach. Waren das Tränen? O Scheiße, es war schlimm!
    »Schon gut, Andy«, sagte er. »Ruh dich aus. Wir reden später darüber, okay?«
    »Nein … es muss jetzt sein … falls … du weißt schon. Falls. Cap hat gesagt … wärst du nicht gewesen, wäre ich wahrscheinlich … sie hat gesagt, du hast mich gerettet, Pete … du hast mich gerettet …«
    Ihm versagte die Stimme, als überwältigten ihn seine Gefühle.
    »Ich kann mich nicht mehr an viel erinnern, Andy«, sagte Pascoe, der es kaum erwarten konnte rauszukommen, bevor der Dicke noch etwas so widerlich Sentimentales von sich gab, dass er damit ihre Freundschaft unwiderruflich belastete. Aber der Griff um seine Finger war mittlerweile so stark, dass er sich nicht mehr lösen konnte, ohne dass der andere es bemerkte.
    »… und was ich sagen möchte, Pete …«
    Die Stimme wurde wieder schwächer, die Augen waren geschlossen. Vielleicht kam dem armen Kerl seine Debilität zu Hilfe! Er beugte sich vor, näher heran, um die leisen Worte zu hören.
    »… was ich sagen möchte …«
    Und die Augen klappten auf und starrten Pascoe, hell und ohne alle Tränen, unvermittelt an.
    »Nur weil du mich von Mund zu Mund beatmet hast, heißt das noch lange nicht, dass wir verdammt noch mal verlobt sind!«
    Der große Mund öffnete sich weit und röhrte ein bellendes Lachen, so stark, dass Pascoe sich nach oben geblasen fühlte.
    »Du verkommener Dreckskerl«, sagte er. »O du verkommener Dreckskerl!«
    Breit grinsend ging er zur Tür.
    Die beiden Frauen, vom plötzlichen Aufruhr drinnen hochgeschreckt, begrüßten ihn besorgt.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Ellie.
    »Ich fürchte, ja«, sagte Pascoe. »Na, schau an, wen haben wir denn da?«
    Durch den Gang, auf zwei Krücken gestützt, so dass er sich wie eine Krabbe vorwärtsbewegte, kam Hector. In den Kragen seines T-Shirts hatte er einen Strauß Lilien gesteckt, deren Pollen sich großzügig über seine ausgemergelten Gesichtszüge verteilt hatten, was ihm das Aussehen einer Person verlieh, die soeben an einer seltenen Form von Gelbsucht verschieden war.
    »Wie geht es Ihnen, Hec?«, fragte Pascoe.
    »Gut, danke, Sir. Wie geht es Mr. Dalziel? Kann ich ihn besuchen?«
    »Nein, er ruht …«, begann Cap, aber Pascoe trat vor sie und öffnete die Tür.
    »Mr. Dalziel geht es gut«, sagte er. »Und er freut sich sehr, Sie zu sehen. Rein mit Ihnen, Hec.«
    Der Constable hoppelte seitwärts durch die Tür, welche Pascoe sacht hinter ihm schloss. Kurz war es still, dann ertönte ein Krachen, wahrscheinlich von einer der Krücken, die Hector hatte fallen lassen, um seinen Strauß aus dem T-Shirt zu ziehen, dann ein dumpfes Patschen, als er vermutlich quer über das Bett fiel, gefolgt von einem lauten Schrei des Entsetzens oder der Wut oder der Schmerzen. »Warum hast du Hector reingelassen?«, fragte Ellie, als sie das Krankenhaus verließen.
    »Warum nicht?«, entgegnete Pascoe fröhlich. »Schließlich waren es ja in gewisser Hinsicht die beiden, mit denen alles angefangen hat. Passt doch, wenn sie es auch zu Ende bringen, meinst du nicht auch?«
    »Ja«, stimmte Ellie zu und erwiderte sein Lächeln. »Das Ende. Passender geht’s nicht. Fahren wir nach Hause.«

2
    Wirklich das Ende
    Aber es war nicht wirklich das Ende.
    Am folgenden sonnigen Sonntag waren Pascoe und Rosie und Tig zu einem ihrer Lieblingsplätze am Fluss spaziert, wo Tig schwimmen, Rosie paddeln und Pascoe im grünen Schatten liegen und seinen ganz nach Belieben eingefärbten Gedanken nachhängen konnte. Ellie hatte sich mit der Begründung entschuldigt, die Arbeit einer Frau sei nie zu Ende.
    Das stimmte, auch wenn die fragliche Arbeit nicht den zu bügelnden Wäscheberg betraf, sondern die Arbeit an ihrem Roman, der in zähe Fahrwasser gelangt war.
    Dass sie dies nicht offen eingestand, war natürlich albern. Hinsichtlich ihrer literarischen Ambitionen war Peter immer ein uneingeschränkter Quell der Unterstützung, Bewunderung und des Lobs. Dennoch, solange sie nicht einen sehr umfangreichen Honorarscheck auf ihr Bankkonto einlösen würde, konnte sie sich wegen der Einschränkungen, die ihr Familienleben durch ihren kreativen Impuls erlitt, nicht eines absurden Schuldgefühls erwehren.
    Sie schaltete den Computer
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