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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke
Autoren: Reginald Hill
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aufzunötigen, die er bei seinem Verhandlungskurs gelernt hatte. Aber es kam schon die nächste Ablenkung, denn in der Ferne waren sich nähernde Sirenen zu hören, die einerseits sehr willkommen waren, andererseits aber die Spannung noch um einige Grad erhöhten.
    Und Tottie war nur allzu gern bereit, dabei mitzuhelfen. »Verdammt noch mal, wurde auch Zeit«, sagte sie. »Hörst du das, meine Liebe? Schluss mit dem Theater. Gleich wimmelt es hier von blauen Jungs mit Schießgewehren. Und eines weiß ich ganz genau: Wenn du einem kleinen Jungen ein Schießgewehr gibst, ist er erst zufrieden, wenn er es auch ausprobieren darf.«
    Kilda sah zu ihr und lächelte. »Da stimme ich Ihnen zu, Mrs. Sarhadi«, sagte sie. »Die Zeit ist um.«
    Sie hielt dem Scheich die Kamera ans Gesicht.
    »Kilda!«, rief Pascoe. »Denken Sie an die jungen Leute!«
    »Das habe ich getan«, sagte Kilda. »Ich zähle bis fünf. Wer bis dahin nicht aus dem Raum ist, wird es darauf ankommen lassen müssen. Das gilt natürlich nicht für Sie, Scheich Ibrahim. Sie rühren sich nicht vom Fleck. Für Sie beginnt der Jungfrauen-Countdown. Eins.«
    » Raus, raus!«, brüllte Pascoe dem Brautpaar zu. » Zwei.«
    Sarhadi zog seine junge Braut hoch. Sie schien den Gebrauch ihrer Beine verlernt zu haben. Die Leibwächter liefen unsicher hin und her. Für den Fall, dass einer von ihnen glauben könnte, das Versprechen auf Jungfrauen sei einen Selbstmordangriff wert, drehte Pascoe sich um und brüllte sie an: »Raus hier! Sofort!«
    » Drei.«
    Die Wächter zogen sich zurück. Halb zerrte, halb trug Sarhadi Jamila vom Podium und folgte ihnen zur Tür. Hinter ihm trat seine Mutter vom Podium.
    » Vier.«
    Was machte er hier noch?, fragte sich Pascoe. Er hatte Frau und Tochter. Was hielt ihn hier fest? Die Sorge um eine Verrückte, die sterben wollte, und einen religiösen Fanatiker, dessen Tod in hohen Stellen Freude auslösen dürfte? Er musste wahnsinnig sein!
    Er befahl seinen Beinen, ihn zur Tür zu tragen, aber sie schienen noch weniger funktionieren zu wollen als die der jungen Braut. Auch Tottie Sarhadi fiel es schwer, sich davonzumachen, ihre Motive aber waren wenigstens materieller Natur. Nach einigen Schritten fiel ihr auf, dass sie die Geldgeschenke vergessen hatte. Sie kehrte um, beugte sich nach unten und packte den am Podium lehnenden Beutel.
    Als sie die Zugschnur ergriff, bemerke Pascoe, wie sich unter ihrem straffen Seidenkleid klar sichtbar die Rückenmuskulatur spannte.
    » Fünf.«
    Zeit zum Abhauen! Aber er war wie hypnotisiert von der stämmigen Yorkshire-Frau, die vor so vielen Jahren im Mirely Mecca ihren ungestümen Charme an Andy Dalziel ausgelassen hatte. Konnte es solche Zufälle geben, und konnte es sein, dass sie keine Bedeutung hatten?, fragte sich Pascoe, während er Tottie zusah, die sich, noch immer halb in der Hocke, wie eine Hammerwerferin im Kreis zu bewegen begann. Sie hatte Platz für eineinhalb Umdrehungen. Ihre Füße vollführten eine Reihe zierlicher kurzer Tanzschritte, ihre Arme streckten sich, während sie sich zu ihrer vollen Größe aufrichtete und dabei den schweren Geldbeutel, der sich zentrifugal mit einer Geschwindigkeit bewegte, die noch nicht mal ein Mathematiker in diesem verfügbaren Bruchteil einer Sekunde hätte berechnen können, gegen Kildas blassen schlanken Hals krachen ließ, genau unter ihrem rechten Ohr.
    Pascoe hatte nie einen Schlachthof besucht, aber er hoffte, die Schlachter verrichteten ihre Arbeit mit der gleichen endgültigen und sofortigen Wirkung wie hier. Es gab keinen Anflug von Taumel, keine Verzögerung, in der sich irgendeine Form von Bewusstsein über das, was gerade geschah, hätte einschleichen können. Kilda glitt einfach glatt zu Boden wie ein Kleid, das von seinem Kleiderbügel rutschte.
    Mit einer wendigen Handbewegung fing der Scheich die Kamera auf, die sich von den kraftlosen Fingern löste.
    Tottie schwang sich den Beutel über die Schulter und ging, ohne einen Blick auf die gefällte Frau zu werfen, zur Tür, durch die ihr Sohn und seine schöne Braut gerade den Raum verlassen hatten.
    Als sie an Pascoe vorbeikam, sagte sie in eher mitleidigem als zornigem Ton: »Alles steht geschrieben, schön und gut, aber selbst Allah braucht hin und wieder einen Stift. Männer!«

Siebter Teil
    Damit rief er aus: Gott! Gott! Gott!
    Ein Stücker drei- oder viermal.
    Ich sagte, um ihn zu trösten, er möchte nicht an
    Gott denken, ich hoffte, es thäte ihm noch nicht not, sich mit
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