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Der Teufel von Herrenhausen

Der Teufel von Herrenhausen

Titel: Der Teufel von Herrenhausen
Autoren: Marion Griffiths-Karger
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unterbrechen.
    »Wie bitte?«,
sagte Charlotte. »Aber …«
    Endlich blieb ihr
Chef stehen. »Sie werden das Ihren Kollegen bitte mitteilen, leider kann ich an
der Besprechung nicht teilnehmen«, er wedelte mit der Hand, »wichtiger Termin.
Sie kennen ja das Prozedere. Ich setze vollstes Vertrauen in Ihre Urteilskraft.
Heute Abend berichten Sie mir.«
    Das war ja mal
ganz was Neues, dachte Charlotte. Vollstes Vertrauen! Und was war das mit der
Urlaubssperre? Sollte sie das jetzt ihrem Team beibringen, oder was? Sie sah
auf die Uhr. Henning saß bestimmt schon im Flieger, und wenn nicht, hatte sie
ihn eben nicht mehr erreicht.
    Als Charlotte zehn
Minuten später den Besprechungsraum betrat, warteten Bergheim, Martin Hohstedt
und Maren Vogt, die vor knapp einem Jahr vom Kommissariat in Kleefeld zum
Zentralen Kriminaldienst Hannover gewechselt war, bereits auf sie.
    Sie warf die noch
sehr dünne Akte auf den Tisch und stellte den Kaffeebecher daneben. »Hat keiner
Streuselkuchen mitgebracht?«, fragte sie.
    Müdes
Kopfschütteln war die Antwort. »Schade«, sagte Charlotte, die sich diese
Teamsitzungen immer gern versüßte. Und für hannoverschen Streuselkuchen hatte
sie nun mal eine Schwäche.
    »Meine Lieben«,
sagte sie grinsend, »ich hoffe, dass keiner von euch in der nächsten Woche
Urlaub geplant hat, der ist nämlich bis auf Weiteres gestrichen.«
    Martin Hohstedt,
der bisher mit halb geschlossenen Lidern vor sich hingedöst hatte, fuhr hoch.
»Wie … was? Wir haben für den 21. August Rhodos gebucht! Hab ich extra mit
Henning abgesprochen! Und keine Rücktrittsversicherung …«
    »Okay, okay«,
winkte Charlotte beschwichtigend ab. »Bis dahin haben wir den Kerl
hoffentlich.«
    Sie hatte ja keine
Ahnung, was noch alles auf sie zukommen sollte.
    »Also, wir haben
noch keine Vermisstenanzeige und keine Reaktion auf den Presseaufruf. Das Bild,
das wir online gestellt haben, ist dreihundertvierundachtzigmal aufgerufen
worden, aber bis jetzt hat sich keiner gemeldet, der die Frau gekannt hat. Der
Spürhund hatihre Fährte kreuz und quer durch den Georgengarten bis zur
Nienburger Straße verfolgt, bevor er die Spur an der Uni verloren hat.«
    »Na klasse«, sagte
Hohstedt, »dann war sie womöglich mit der Bahn unterwegs und kann von überall
hergekommen sein. Wo sollen wir da anfangen?«
    »Bei den Anwohnern
der umliegenden Straßen und den Pensionen und kleineren Hotels. Die
Baseballkappe der Totenwurde letzten Mittwoch von einer Bäckerei in der
Haltenhoffstraße zum fünfundzwanzigsten Betriebsjubiläum verteilt. Ich gehe
davon aus, dass sie entwederin der Gegendgewohnt hat oder zumindest oftdort
war.«
    »Lass mich raten«,
sagte Hohstedt genervt, »ich nehme die Anwohner.«
    »Genau«, erwiderte
Charlotte, »und Maren geht mit.«
    Maren Vogt fuhr
sich lächelnd durch die burgunderrot gefärbten, streichholzkurzen Haare und
warf einen Blick auf ihren mürrischen Kollegen.
    »Rüdiger und ich
fragen derweil bei den Hotels und Pensionen in der Nordstadt und Herrenhausen
nach«, sagte Charlotte. »Und vielleicht haben wir ja Glück, und es meldet sich
zwischenzeitlich jemand, der die Frau vermisst.«
    In der Messestadt
Hannover gab es unzählige Pensionen und kleinere Hotels. Sie würden in der Umgebung
der Herrenhäuser Gärten mit der Suche beginnen. Charlotte nahm sich die
Nordstadt und Limmer vor und Bergheim Herrenhausen und Leinhausen.
    Es war die Art von
Routine, die für Charlotte ein notwendiges Übel darstellte und selten zu
Ergebnissen führte, höchstens mal zu Falschaussagen, weil die meisten Menschen
ganz erpicht darauf waren, der Polizei den entscheidenden Hinweis in einem
Mordfall geben zu können. Nicht wenige wurden aber auch blass, wenn Charlotte
ihren Ausweis zückte. Charlotte fragte sich dann, wie viele große und kleine
Gesetzesübertretungen wohl ungesühnt blieben.
    Gegen sechs Uhr
trafen sich die vier Ermittler ohne Ergebnisse in der KFI1 .
    Charlotte schickte
ihrem Chef, der sich bereits vor Stunden wieder in seine Altbauwohnung im
Zooviertel begeben hatte, eine E-Mail und teilte ihm mit, dass es nichts zu
berichten gab. Sie hatte mehrfach versucht, die Zusammenarbeit mit Ostermann zu
vereinfachen, indem sie ihm versichert hatte, ihn sofort zu benachrichtigen,
wenn es nötig war oder Neuigkeiten gab. Ihrer beider Problem war, dass sie über
das, was nötig war, unterschiedlicher Meinung waren. Charlotte fand, es müsse
reichen, wenn sie ihm den Täter lieferte und er sie ansonsten
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