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Der Teufel von Herrenhausen

Der Teufel von Herrenhausen

Titel: Der Teufel von Herrenhausen
Autoren: Marion Griffiths-Karger
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Hohstedt
machten sich wieder auf den Weg zur Nienburger Straße, Bergheim und Charlotte
würden sich den Unterkünften in der Umgebung der Herrenhäuser Gärten widmen. Es
gab nach wie vor keine passende Vermisstenmeldung, und niemand hatte die Tote
identifiziert.
    »Entweder lebte
die Frau allein, oder der, mit dem sie zusammenlebte, hat sie umgebracht«,
sagte Charlotte zu Bergheim, als sie die Direktion verließen.
    »Jetzt machst du’s
dir aber zu leicht«, sagte Bergheim.
    »Dann erklär du
mir, wieso sie niemand vermisst.«
    »Vielleicht wollte
sie jemanden besuchen oder hat das zumindest gesagt, oder sie hat sich sonst
wie abgemeldet. Es sind ja erst vier Tage«, sagte Bergheim und sog tief die
schwüle Augustluft ein.
    »Seit vier Tagen
ist sie tot. Wer weiß, wo sie sich vorher rumgetrieben hat.«
    »Wäre schön, wenn’s
so einfach wär«, sagte Bergheim. »Vielleicht haben wir ja heute Abend einen
Namen.«
    Um halb drei saßen
Bergheim und Charlotte in Dr.Wedels Büro in der Rechtsmedizin und warteten
darauf, dass der Meister ihnen ein paar Minuten seiner kostbaren Zeit widmete.
Wedels Büro befand sich, wie immer, in chaotischem Zustand, selbst auf den
Besucherstühlen lagen Bücher und Zeitschriften. Als Bergheim sich setzen
wollte, nahm er einen Stapel Bücher von der Sitzfläche seines Stuhles und
wusste dann nicht, wohin damit. Er behielt sie einfach in der Hand und setzte
sich. Charlotte legte einen Packen Zeitschriften auf den Boden.
    Wedel ließ sie
fast eine Viertelstunde warten, aber nicht mal die ungeduldige Charlotte
rebellierte, als er endlich, tief in die Akten versunken, sein Büro betrat. Er
setzte sich grußlos an den Schreibtisch und würdigte seine Besucher keines
Blickes.
    Charlotte
verdrehte die Augen, Bergheim schmunzelte. Beide schwiegen.
    Nach weiteren zwei
Minuten klappte Dr. Wedel geräuschvoll die Akte zu und grinste seine beiden
Besucher an.
    »Also,
Herrschaften, die Frau war etwa Mitte vierzig, hat mindestens ein Kind geboren,
und es gibt keine Anzeichen einer gewaltsamen Penetration. Sie wurde mit einem
Ledergurt gefesselt und mit den Händen erwürgt. Allerdings hat der Mörder
wahrscheinlich Gartenhandschuhe getragen. Wir haben entsprechende Fasern
gefunden. Es gibt auch keine Abwehrverletzungen an den Händen und keine
Hautreste unter ihren Fingernägeln. Der Täter kannte sich aus und hat sie
vorsorglich gefesselt. Die Hämatome um Mund und Nase lassen darauf schließen,
dass sie möglicherweise geschrien hat und Mund und Nase brutal zugedrückt
wurden.«
    Für einen Moment
wusste keiner etwas zu sagen, was Wedel sofort dazu nutzte, die Sitzung zu
beenden. Er stand auf. »Nun, da ihr ja keine Fragen mehr habt, kann ich mich ja
wieder in den Kühlraum begeben, da liegt noch ein Greis mit unklarer
Todesursache.«
    Noch bevor er die
Tür erreicht hatte, war Charlotte aufgesprungen. »Moment, was gibt’s sonst noch
Wichtiges? Wann ist sie gestorben?«
    »Zwischen elf und
ein Uhr nachts. Ach ja, ihre Leber war stark vergrößert. Wahrscheinlich war sie
Alkoholikerin.« Er klopfte Charlotte freundschaftlich auf die Schulter und
ging.
    »Nichts weiter«,
schnaubte Charlotte, als sie neben Bergheim im Wagen saß und den Bericht
studierte. »Was hat sie bloß um diese Uhrzeit im Georgengarten gemacht? Da
joggt man doch nicht mehr. Dann ist es doch auch dunkel in den Parks, oder war
Freitag Vollmond?«
    »Keine Ahnung«,
murmelte Bergheim. »Aber das lässt sich ja rausfinden.«
    Charlotte klappte
den Bericht zu und warf die Mappe auf den Rücksitz.
    »Entweder sie war
verabredet, oder jemand hat ihr aufgelauert. Vielleicht wollte er ja was von
ihr, sie hat sich gewehrt, und da ist es eben passiert. Und als der Kerl merkt,
dass sie tot ist, kriegt er es mit der Angst zu tun und haut ab.«
    Bergheim seufzte.
»Könnte sich so abgespielt haben. Ich glaub’s aber eher nicht. Warum setzt er
sie dann so zurecht? Warum haut er nicht einfach ab?«
    Charlotte zuckte
mit den Schultern. »Vielleicht will er nicht wahrhaben, dass sie tot ist, und
setzt sie so hin, als würde sie schlafen, eine Art Selbstbetrug.«
    Bergheim verzog
ungläubig den Mund. »Ich hoffe bloß, dass das nicht wieder so ein Psychopath
ist wie …« Er sprach nicht weiter, weil er damit bei Charlotte einen wunden
Punkt berührte.
    Charlotte bekam
eine Gänsehaut. Ja, das hoffte sie auch. Dieser Fall in Laatzen hätte sie
damals fast das Leben gekostet, und sie wollte nicht darüber nachdenken.
Glücklicherweise
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