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Der Teufel von Herrenhausen

Der Teufel von Herrenhausen

Titel: Der Teufel von Herrenhausen
Autoren: Marion Griffiths-Karger
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in Ruhe arbeiten
ließ. Bei Ostermann hingegen hatte sie das Gefühl, er würde seine Mitarbeiter
am liebsten in Unwissenheit sterben lassen. Dummerweise brauchte er sie.
Irgendjemand musste ja einen Täter finden, bevor er ihn dann der Presse
präsentieren konnte.
    Um kurz nach
sieben hatten sie und Bergheim endlich einen Parkplatz an der Markuskirche
gefunden und machten noch einen Spaziergang über die Lister Meile, auf der
reger Betrieb herrschte. Viele Mütter waren mit ihren Buggys und Kinderwagen
unterwegs. Die List war ein begehrter Wohnort für junge Familien. Es hatte eine
Zeit gegeben, in der Charlotte sich nichts sehnlicher gewünscht hatte, als eine
von diesen Müttern zu sein. Aber Rüdiger war einfach nicht zu überzeugen
gewesen. Und nachdem sein Sohn bei ihnen eingezogen war, hatte Charlotte ihren
Kinderwunsch ad acta gelegt. Sie mochte den Jungen. Natürlich. So schwer es
auch fiel, einen pubertierenden Teenager zu mögen. Sie hatte bemerkt, dass es
auch Rüdiger manchmal schwerfiel.
    Sie gönnten sich
noch Pasta im Gustimo, einem italienischen Restaurant an der Lister Meile.
Bergheim meckerte zwar immer, weil er hier nie zu einem Entschluss kam, man
konnte sich nämlich Pasta und die einzelnen Zutaten selbst aussuchen, aber
Charlotte mochte das Gustimo, weil es hier auch exotische Variationen gab. Sie
wagte sich an Tagliatelle mit Currysauce und Mozzarella, und Bergheim entschied
sich nach einigem Hin und Her für Spaghetti mit Käsesahnesauce und gebratener
Hähnchenbrust, dazu gab es Chianti. Sie setzen sich vor die Tür und warteten.
    »Du kannst sagen,
was du willst«, maulte Bergheim und nahm einen Schluck Chianti. »Ich mag es
lieber, wenn man auf einer Karte ein komplettes Gericht angeboten bekommt. Muss
man nicht so viel nachdenken.«
    »Nächstes Mal«,
sagte Charlotte.
    Sie ließen es sich
schmecken und gingen dann zu Charlottes Wohnung in der Gretchenstraße.
    Charlotte wohnte
im dritten Stock. Als sie die knarzenden Holzstufen hinaufgingen – Charlotte
betrachtete Treppensteigen als kostenloses Fitnesstraining –, wurde im zweiten
Stock plötzlich eine Tür aufgerissen, und eine hysterische weibliche Stimme
schrillte durch das stille Treppenhaus.
    »Du kannst mich
mal! Ich lass mich nicht zwingen!« Mit einem heftigen Knall fiel die Tür wieder
ins Schloss, dem folgte lautes Gepolter, und wenige Sekunden später stob eine
schlanke, schwarze Gestalt an Charlotte vorbei und stieß mit dem verblüfften
Bergheim zusammen. Beinahe wäre die junge Frau gestürzt, Bergheim erwischte
gerade noch ihren Arm und hielt sie fest.
    »Oh, tut mir
leid«, stammelte das Mädchen verwirrt, entwand ihm den Arm und stolperte weiter
treppab. Als die Treppenhaustür ins Schloss gefallen war, stieß Bergheim einen
Pfiff aus. »Was ist denn mit der los?«
    Charlotte zuckte
mit den Schultern. »Keine Ahnung. Wusste gar nicht, dass sie jetzt schwarze
Haare hat.« Jetzt wusste sie auch wieder, warum ihr das Mädchen gestern in der
Lister Meile so bekannt vorgekommen war. Das war Vivian gewesen. Sie hatte sie
längere Zeit nicht gesehen und hatte sie nicht so schlank in Erinnerung.
    »Wie alt, hast du
gesagt, ist sie?«, fragte Bergheim, als Charlotte die Wohnungstür aufschloss.
    »Ich glaube,
sechzehn«, sagte sie und betrat den Flur.
    Bergheim folgte
ihr und sah sie zweifelnd an. »Bist du sicher? Auf mich wirkt sie wie zwölf.
Hab jedenfalls noch nie so eine dünne Sechzehnjährige gesehen.«
    »Also fünfzehn ist
sie bestimmt«, sagte Charlotte, »und dünn sind die alle.«
    »Schlechte Zeiten
für Männer, die gern was in den Händen halten«, sagte Bergheim und nahm
Charlotte in die Arme.
    »Hoffentlich
änderst du deine Meinung nicht mal«, raunte sie ihm ins Ohr. »Du kennst doch
meinen Appetit.«
    »Vorerst nicht«,
flüsterte Bergheim, während sie gemeinsam ins Schlafzimmer stolperten.

DREI
    Der Montagmorgen
begann wie üblich mit einer kurzen Teamsitzung, an der auch der aus dem Urlaub
zurückgekehrte Thorsten Bremer teilnahm. Charlotte musterte Thorsten mit einem
Kopfschütteln. Wie konnte jemand im Hochsommer nach Andalusien fahren und
genauso blass zurückkommen, wie er hingefahren war? Wahrscheinlich hatte
Thorsten die meiste Zeit im Hotelzimmer an seinem Computer gesessen und seine
Frau allein zum Strand geschickt.
    Nachdem Ostermann
seine obligatorischen Ermahnungen losgelassen hatte – die Urlaubssperre hatte er
nicht erwähnt –, überließ er die Beamten ihren Pflichten. Maren und
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