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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch
Autoren: Martin Schueller
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du den Hund obduzieren?«
    »Ja. Gift dauert aber.«
    »Weiß ich. Sprichst du mit den ›Verdächtigen‹?«
    »Was bleibt mir übrig? Aber ich kann ja nicht mal nach einem Alibi
fragen, weil ich nicht weiß, wann es passiert ist.«
    »Lästiger Mist«, murmelte Schwemmer. »Als ich noch in Ingolstadt war …«
    Schafmann griff nach seinem Kaffeebecher und trank geräuschvoll.
    »… da gab es eine Frau, die stach ihren Nachbarn immer die
Reifen vom Radl auf, wenn sie es nachts vorm Haus stehen ließen. Damit die
merkten, wie gefährlich das ist. Als sie geschnappt wurde, war sie ganz
verwundert. Sie sagte, sie sei doch auf unserer Seite.«
    Schafmann schüttelte traurig den Kopf und stellte seinen Becher
wieder ab.
    »Die Stimmung in der Nachbarschaft da ist natürlich extrem mies.
Jeder verdächtigt jeden. Und vielleicht gibt es ja auch mehr als einen Täter.
Einen Drohbrief hatten wir bisher jedenfalls noch nicht.«
    »Denkbar … Hör zu …« Schwemmer spitzte die Lippen auf der Suche nach
dem richtigen Tonfall. »Ich bin sozusagen auch … persönlich an dem Fall
interessiert.«
    »Persönlich? Kanntest du den Hund?«
    »Nein. Aber meine Frau kennt den Besitzer. Mir wär es lieb, wenn er
sich nicht … genötigt sähe, sie weiterhin um Unterstützung anzugehen.«
    »Um Unterstützung anzugehen?« Schafmann sah ihn misstrauisch an.
»Woher hast du denn die Formulierung? Alles in
Ordnung bei euch?«
    Schwemmer verzog den Mund. Er hatte gehofft, ein bisschen weniger
leicht durchschaubar zu sein.
    Schafmanns Miene war nun derart neutral, dass es schon wieder
boshaft war. »Du möchtest also von diesem Herrn nicht weiter belästigt werden,
hab ich das richtig verstanden?«
    »Im Prinzip ja. Und ein schneller Ermittlungserfolg wäre da
hilfreich.«
    »Sehr wohl, Herr EKHK . Meine Männer
und ich werden ausschwärmen und tun, was immer in unserer Macht steht.«
    Schwemmer schloss die Augen und grunzte. »Verarschen kann ich mich
selber«, sagte er.
    »Aber lange nicht so gut wie ich«, sagte Schafmann. »Ich weiß ja
nicht, welche Probleme du mit dem Dr. Schurig hast …«
    »Doktor? Seit wann ist der Doktor?«
    »Keine Ahnung, seit wann. Doktor der Psychiatrie. Und du wirst ihm
auf die Dauer nicht aus dem Weg gehen können.«
    Schwemmer sah alarmiert auf. »Wieso nicht?«
    »Polizeidirektor Hessmann will in Zukunft eng mit ihm zusammenarbeiten«,
sagte Schafmann. »Er wird unser Experte. Für die richtig Abgedrehten.«
    Schwemmer massierte seine Nasenwurzel.
    Ferdi Schurig, dachte er. Ausgerechnet.
    * * *
    Es war fast zehn, als sein Vater, ohne anzuklopfen, die
Zimmertür aufriss.
    »Wieso bist ned im Büro?«, rief er herein.
    »Ich hab mich krankgemeldet«, sagte Sebastian. Er hatte die
Bettdecke über den Kopf gezogen und hoffte inständig, sein Vater würde ihn in
Ruhe lassen, aber diesen Gefallen tat er ihm nicht.
    »Wos host denn? Auf d’ Nacht zvui gsuffa? Wer saufn ko, der ko a
arbeitn! Wann warst denn dahoam? War scho fast Tag!«
    »Ich hab nicht gesoffen«, entgegnete Sebastian schwach.
    »Wos dann? Wos hast angstellt?«
    Sebastian antwortete nicht. Er hatte nicht die Kraft für eine
Auseinandersetzung.
    Ein paar Sekunden war Stille, dann sagte sein Vater: »Mach nur so
weida« und knallte die Tür zu.
    Aber es blieb kein langer Moment der Ruhe. Kaum dass sein Vater aus
der Tür war, begann das Handy zu läuten. Er hatte es auf dem Schreibtisch
liegen lassen, er musste aufstehen, um es zu erreichen. Er zögerte.
    Niemand rief ihn an um diese Zeit. Niemand, über dessen Anruf er
sich gefreut hätte. Er blieb liegen, aber er wusste, dass es nichts nützen
würde. Das Läuten erstarb, aber Sekunden später begann es erneut.
    Mühsam befreite er sich von seinem Federbett, in das er sich
hineingedreht hatte, und setzte seine Brille auf. Er musste all seinen Mut
zusammennehmen, um auf das Display zu schauen, aber es war kein anonymer
Teilnehmer. »Carina Öckler« stand auf dem Display.
    Er starrte verständnislos darauf. Carina war eine Kollegin. Sie
hatte ihn noch nie angerufen. Ihre Nummer war nur in seinem Speicher, weil sie
sie ihm einmal aufgedrängt hatte, gemeinsam mit dem »Du«, bei irgendeiner
Betriebsfeier, einem Geburtstag wahrscheinlich. Er nahm das Gespräch an.
    »Hallo, ich bin’s. Carina.«
    »Ja …« Er rieb sich den schmerzenden Nacken.
    »Ich hab gehört, du bist krank, und da wollt ich nur fragen, ob man
dir was Gutes tun kann …« Es klang, als hätte sie den Satz eingeübt.
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