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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch
Autoren: Martin Schueller
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Oide von da drüben
halt. Der hat gschaut, als wenn er wos saumäßig Gmeines vorhätt.«
    »Saumäßig gemein. Aha. Und wann war das?«
    »Wann? Jo mei, Herr Kommissar, der schaut oiweil so … Nur wie er
dann mein Karrn zerkratzt hat, da hat er mi angrinst, der Sauhund.«
    »Da sind Sie sicher, dass er den Wagen zerkratzt hat?«
    »Mei, so wie der grinst hat!«
    »Vielen Dank.« Schafmann klappte seinen Notizblock zu. »Wir werden
das verfolgen.«
    »Aber sagn S’ eam ned, dass i …«
    »Nein, nein, keine Sorge. Wir werden die Informationen streng
vertraulich behandeln.«
    »I moan, man woaß ja nie …«
    »In der Tat. Man weiß nie.«
    Im Treppenhaus gönnte Schafmann sich einen Seufzer. Dann machte er
sich auf den Weg zum nächsten Zeugen.
    Carmen Misera war eine junge Frau, die einen ziemlich anderen
Eindruck machte als der Herr zuvor. Sie trug einen eleganten roten Morgenrock,
als sie Schafmann die Tür öffnete.
    »Verzeihen Sie«, sagte sie mit einem Lächeln. »Aber ich hatte
Nachtschicht.«
    »Ich kann später noch einmal wiederkommen, wenn es Ihnen lieber
ist.«
    »Ah geh. Kommen Sie rein. Es sei denn, mein Aufzug stört Sie.«
    »Aber nein …« Schafmann registrierte, dass die Wohnung nach Kaffee
und frischen Semmeln duftete, und bemerkte, dass er Hunger hatte.
    »Mögen Sie einen Kaffee?«, fragte Carmen Misera und bot ihm mit
einer Geste einen Stuhl am Frühstückstisch an.
    »Gern.« Schafmann nahm Platz und sah zu, wie sie einen Becher aus
dem Schrank nahm und einschenkte.
    Sie musste seinen Blick auf den Korb mit den Semmeln bemerkt haben,
denn ohne zu fragen, holte sie Besteck und Teller und legte beides vor
Schafmann hin.
    »Bedienen Sie sich.«
    Schafmann nickte dankbar. »Danke. Es duftet aber auch zu
verlockend.« Es war etwas an ihr, das ihn irritierte. Aber es fühlte sich
keinesfalls schlecht an, in ihrer Nähe zu sein. Sie trug das schwarze Haar zu
einem nachlässigen Knoten geschlungen. Ihre Augen waren dunkel, fast schwarz.
    »Was arbeiten Sie denn?«, fragte er, während er eine Semmel
aufschnitt.
    »Ich bin Assistenzärztin im Klinikum.«
    »Verstehe«, sagte er. »Da muss man schlafen, wann immer Gelegenheit
ist.«
    »Ja.« Sie lächelte in ihren Kaffee. »Schlaf wird in dem Job zum
Luxus.«
    Schafmann legte sich eine Scheibe Emmentaler auf die gebutterte
Semmel. »Deswegen waren Sie auch so spät unterwegs?«
    »Ja. Ich hatte Spätschicht, aber dann gab es Komplikationen bei
einer OP , und die hat dann fast bis drei
gedauert. Gegen halb vier bin ich schließlich mit dem Radl hier angekommen. Als
ich in die Ludwigstraße einbog, hörte ich so ein komisches Geräusch. Ein
Kreischen, wie Metall auf Metall. Ich hab mich umgesehen, aber da war nichts.
Wichtig hab ich es auch nicht genommen. Dann hab ich das Radl abgeschlossen und
bin in die Wohnung hoch. Und von hier hab ich den Mann gesehen, wie er wegging.«
    Schafmann aß den Mund leer, bevor er die nächste Frage stellte.
    »Sie haben sofort aus dem Fenster geschaut?«
    »Ja. Das ist eine Angewohnheit von mir. Wenn ich reinkomm, werf ich
meinen Mantel aufs Sofa und mach als Erstes das Fenster auf.«
    »Warum?«
    Sie lächelte verlegen. »Um eine zu rauchen.«
    Schafmann nickte verständnisvoll. »Ich hab’s mir abgewöhnt. Ist aber
schwierig.«
    »Ja, ja … dabei sollte ich es als Ärztin wirklich besser wissen.«
    Sie lachten beide.
    »Sie standen also am Fenster.«
    »Genau. Ich stand da ein paar Sekunden, da sah ich einen Mann, der
hinter einem Auto gehockt hatte. Er stand auf, und ich sah, dass er eine dunkle
Brille aufhatte. Das fand ich natürlich komisch, so mitten in der Nacht. Er
ging dann ganz ruhig die Straße hinunter und verschwand im Eingang von dem
Apartmenthaus.«
    Schafmann nahm noch einen Schluck Kaffee und erhob sich. Er wies auf
das Fenster. »Darf ich?«
    »Bitte.«
    Er öffnete das Fenster, und kühle Oktoberluft strömte herein. Die
Bäume vor dem Haus warfen ein paar ihrer bunten Blätter auf das Fensterbrett.
Carmen Misera trat neben ihn.
    »Erkälten Sie sich nicht«, sagte Schafmann.
    Sie hielt sich den Kragen des Morgenmantels zu und zeigte mit der
anderen Hand auf die Straße hinunter. »Dort stand der Wagen, hinter dem der
Mann hockte. Und dort in der Paul-List-Straße der Wagen, der in der Nacht
zerkratzt wurde. Und da unten ist der Hauseingang.«
    Schafmann nickte. »Es ist aber nur der Eingang zur Tür hin zu sehen,
nicht die Tür selber.«
    »Ja. Aber solange ich hier stand, ist der Mann
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