Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch
Autoren: Martin Schueller
Vom Netzwerk:
griff wieder nach dem Handy.
    »Aber ich hab die Waffe gar nicht!«, sagte er atemlos.
    »Natürlich nicht. Ich hab sie. Und ich
kann dafür sorgen, dass man sie findet. Wo immer ich will. Und wann immer ich
will.«
    Sebastian ließ das Handy sinken. Er zwang sich, ruhig zu atmen.
Sechs, sieben, acht Atemzüge gönnte die Stimme ihm, bis er sie leise aus dem
Handy hörte.
    »Bist du noch da, Sebastian?«
    Er nahm das Gerät wieder auf. »Ja«, sagte er.
    »Du hast sie sehr geliebt, da besteht kein Zweifel. Aber es ist ein
Fehler, sehr zu lieben, Sebastian. Es verursacht Schmerzen.«
    »Ja«, war alles, was er sagen konnte.
    »Schön, dass wir uns einig sind. Ich bin gern einig mit anderen.
Leider ist es mir nur selten vergönnt.«
    Sebastian musste sich zwingen, nicht zu schreien.
    »Du wirst deine Brille vermissen«, sagte die Stimme. »Sie liegt im
Schlafzimmer auf dem Nachttisch. Der Schlüssel steckt in der Haustür.«
    »Haustür? Sie wollen, dass ich da noch mal reingehe?«
    »Ich will gar nichts, Sebastian. Tu, was du willst. Dies ist ein
freies Land.«
    * * *
    Schwemmer stöhnte auf, als das Telefon auf dem Nachttisch zu
läuten begann. Die Leuchtziffern des Weckers zeigten zehn vor vier. Gute
Nachrichten waren um diese Zeit nicht zu erwarten.
    »Schwemmer.«
    »Ja … hallo …«, stammelte eine männliche Stimme. »Ich … ähm … Hallo,
Balthasar …«
    »Wer ist denn da?«, fragte Schwemmer irritiert. Er hatte mit der
Wache gerechnet.
    »Ja, hier ist der Ferdi. Ferdi Schurig. Eigentlich wollt ich ja die
Burgl sprechen …«
    »Jetzt?«, kreischte Schwemmer. »Kommt nicht in Frage!«
    Neben ihm richtete Burgl sich im Bett auf und schaltete ihre
Nachttischlampe an. »Was ist denn?«, fragte sie verschlafen und rieb sich die
Augen.
    »Ja, ich wollt ja eigentlich nicht wirklich die Burgl … eigentlich wollt ich, dass sie mit dir spricht … und da kann ich natürlich jetzt auch direkt …«
    »Sag mal, tickst du noch ganz richtig?«, entfuhr es Schwemmer.
    »Nein, äh, ja, mein ich. Es ist nur … Gisa ist tot. Ich hab sie eben
gefunden. Ich glaub, er hat sie vergiftet.«
    »Tot? Vergiftet? Dann ruf verdammt noch mal sofort die 110 an. Du
willst einen Mord melden und rufst bei Burgl an? Bist
du noch ganz dicht?«
    »Da hab ich ja schon angerufen … aber die haben gesagt …«
    »Was?«, zischte Schwemmer.
    »Die haben gesagt, sie kümmern sich im Lauf des Tages drum.«
    Schwemmer traute seinen Ohren nicht. »Die kümmern sich im Lauf des Tages um einen Mord? Das glaubst du doch selber
nicht!«
    »Doch! Sie haben gesagt, wegen einem Hund …«
    Schwemmer stöhnte auf und schlug sich mit der Hand vor die Stirn.
    »Was ist los?«, fragte Burgl.
    Schwemmer hielt ihr das Telefon hin. »Für dich«, sagte er.
    * * *
    »Hallo?«
    Die Stimme schwieg. Die Verbindung war beendet.
    Er befand sich in einem Alptraum. In einem fürchterlich realen
Alptraum.
    Sanne war tot. Sie lag verstümmelt auf ihrem Bett. Neben ihr lag
seine Brille.
    Und er hatte eben mit ihrem Mörder gesprochen.
    Woher hat er meine Handynummer?, dachte er panisch und tastete nach
seiner Brieftasche. Sie war nicht in der Innentasche der Jacke, wo er sie immer
aufbewahrte. Er durchsuchte alle Jacken- und Hosentaschen, öffnete das
Handschuhfach und durchwühlte die Ablagen in den Türen und der Mittelkonsole.
Vergeblich. Der Mörder hatte seine Papiere, seine Scheckkarten, seine
Visitenkarten.
    Und mehr noch: seine Notizzettel; ein paar Dutzend, vollgekritzelt
in winziger Schrift. Eine Art Tagebuch, das er führte, wenn er ein wenig Zeit
hatte – wenn er allein an seinem Tisch in der Cafeteria saß zum Beispiel. In
den letzten Monaten hatte er sich angewöhnt, seine Gedanken zu notieren. Aber
seine Gedanken hatten sich in den letzten Monaten ausschließlich um Sanne
gedreht.
    Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Also blieb er einfach
sitzen und versuchte, die Optionen durchzudenken.
    Er konnte die Polizei rufen. Aber der Mörder hatte ja recht: Man
würde ihn sofort verhaften. Und nicht nur das – er hätte keine Chance, seine
Unschuld zu beweisen. Es waren Spuren von ihm in der Wohnung. Er konnte
versuchen, die Fingerabdrücke an den Bildern und dem Pernod-Glas zu beseitigen,
aber wahrscheinlich würde er dabei nur neue Spuren hinterlassen. Die fanden
heute doch alles. Außerdem würde der Mörder schon dafür gesorgt haben, dass es
genug zu finden gab. Hatte er nicht von Speichel gesprochen und von Haaren?
    Und von der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher