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Der Teufel in uns - Mord in Bonn

Titel: Der Teufel in uns - Mord in Bonn
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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das geht nicht, du solltest kein Polizist sein, du bist gefährlich, denn du hast den Teufel in dir, Arthur. Und den werde ich dir austreiben.“
    Sascha merkte sehr wohl, dass sein Herz immer schneller schlug. Das war die Angst, die näher kam, das Entsetzen, dass er wirklich und wahrhaftig hier und jetzt sterben könnte, jetzt, gerade jetzt, wo sein Sohn auf der Welt war! Das ging einfach nicht! Das durfte nicht sein! Aber Gottfried war ein Mann, der nicht lange fackelte – wie sollte Sascha es mit ihm aufnehmen, so verschnürt, wie er war?
    Gegen die Angst, die einem auch noch den Verstand lähmte, half eigentlich nur eins: nach Lösungen suchen. Mit aller Kraft schob er jeden angstvollen Gedanken in den Hintergrund, lenkte seine ganze Aufmerksamkeit auf das, was er jetzt noch tun konnte.
    Also, womit waren seine Hände und Füße zusammengebunden? Mit Klebeband. Konnte man vielleicht lockern. Weiter. Welche Vorteile hatte er? Er kannte sich in seiner Wohnung aus. Gut, aber das nützte ihm gerade nichts. Weiter. Was war hier anders? Im Gegensatz zu Gottfrieds früheren Opfern konnte er sehen, was der Kerl tat! Das könnte helfen, das könnte sogar entscheidend sein!
    Warum hatte er Sascha nicht die Augen zugeklebt wie den anderen Ermordeten auch? Lag es daran, dass er zum ersten Mal am helllichten Tag morden wollte? Dass er unbedingt die Angst und den Schrecken in Saschas Augen sehen wollte?
    Vielleicht tat Sascha sogar gut daran, den Ängstlichen zu spielen. Es konnte von Vorteil sein, vom Gegner unterschätzt zu werden. Und anscheinend wartete Gottfried gerade auf seine Reaktion. Also gab sich Sascha Mühe, ängstlich zu gucken (was gar nicht so schwer war), schüttelte vehement den Kopf, gab dumpfe Laute von sich und zerrte gleichzeitig wie in Panik an dem Klebeband um Hände und Füße.
    Gottfried beugte sich noch ein wenig vor, so dass Sascha die schwarzen, dichten Haare in seiner Nase sehen konnte, und meinte mit vor Verachtung triefender Stimme: „Ja, so seid ihr, durch und durch schlecht und mit großem Maul, aber wenn´s drauf ankommt, feige wie die Angsthasen! Was glaubst du wohl, was diesem Schwein Baum passiert ist, als er hier unter mir lag? Der hat sich in die Hose gepisst vor Angst!“
    Sascha tat wieder so, als wolle er etwas sagen und bewegte Hände und Füße, aber Gottfried reagierte nicht darauf, sondern beugte sich ein wenig zur Seite und griff nach einem Gegenstand, den Sascha noch gar nicht bemerkt hatte und der auf der vorderen rechten Herdplatte stand. Er sah, dass die Platte eingeschaltet war. Verdammt!
    Gottfried hob das Metallkreuz an einem isolierten Griff vom Herd und hielt es ganz vorsichtig an seinen Unterarm.
    „Noch nicht heiß genug“, murrte er und stellte das Ding zurück auf die Platte. „Dann kann ich in der Zwischenzeit ein bisschen mit dir plaudern – so wie du mit Ramona und Tina geplaudert hast, du verlogener Hund!“ Wieder ein Blick voller Hass und Abscheu. 
    Jetzt fiel Sascha auch der weißliche Fleck auf Gottfrieds schwarzem T-Shirt auf… Roch es nicht sogar irgendwie nach ungewaschenen Klamotten? Ihm wurde – nicht nur wegen des Geruchs – ein bisschen übel, als Gottfried weiterredete.
    „Weißt du…ich habe Multiple Sklerose, genau wie mein Vater, und ich habe Gott lange verflucht, wie er mir diese Krankheit anhängen konnte! Ich war doch immer ein guter Mensch gewesen! Und warum traf ich immer auf Scheißkerle wie Baum oder Voss, die alles zerstören wollten, was ich gerade aufbaute?“ Gottfried schlug mit der Faust gegen die Backofentür. Sascha zuckte zusammen. „Warum finden Menschen überhaupt Spaß daran, andere Menschen fertigzumachen? Da hatte Jonas mal Recht: Nur wer sich selbst klein fühlt, muss auch andere klein machen! So wie du, du kleines Würstchen! Warum hast du Tina so gedemütigt! Hast du nicht ein winziges bisschen Verständnis in deinem brutalen Hirn? Was hat sie dir getan?“
    Sascha merkte, wie etwas in seinen Därmen zu rumoren begann. War das nun echte Panik? Und warum redete der sonst so schweigsame Gottfried wie ein Wasserfall? Wollte er sich mal alles von der Seele reden? Während der Kerl weiterquatschte, irrte Saschas Blick durch seine nähere Umgebung: Hier unten am Boden gab es nichts, womit man sich hätte wehren oder seine Fesseln aufschneiden können! Verfluchter Mist! Such weiter, denk nach!
    Jetzt fiel ihm auch auf, wie hart und kalt die Fliesen waren, auf denen er lag. Er sah sich um, und je weniger Möglichkeiten
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